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Nachtblüten

Nachtblüten

Titel: Nachtblüten
Autoren: Magdalen Nabb
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kleinen Legate… Sir Christophers flehende Stimme, die damals schon nicht mehr richtig zu artikulieren vermochte. Besonders die kleinen Legate… schondersch… Seien Sie unbesorgt. Bis morgen habe ich alles aufgesetzt.
    »Sie haben ihn ganz allein sterben lassen, wie einen Hund, aber er war ein nobler Herr. Können Sie sie denn gar nicht belangen dafür, daß sie ihn so mutterseelenallein haben sterben lassen?«
    »Es gibt ein Gesetz, das unterlassene Hilfeleistung bei Kranken oder Behinderten unter Strafe stellt… aber die beiden, Porteous und der Anwalt, die gehören nicht zur Familie. Wenn überhaupt, würde man Giorgio, als seinen Pfleger, zur Rechenschaft ziehen. Sein Wort gegen ihres.«
    »Nicht nur seines. Wir wissen doch alle, was hier abgelaufen ist. Wir schnappen immer was auf.«
    »Ich glaube Ihnen, aber sehen Sie, das« – und er deutete auf die Marmorplatte zu ihren Füßen – »ist ein gutes Beispiel dafür, wie Klatsch und Tratsch die falschen Gründe für die richtigen Fakten erfinden.«
    »Sie meinen, Rose hat ihn gar nicht hier ertappt?«
    »Doch, das schon, aber nicht mit einer anderen Frau. James Wrotheslys Frau hatte etwas viel Schlimmeres über ihren Mann herausgefunden.«
    »Aber er muß eine Geliebte gehabt haben. Diese Sara Hirsch war seine uneheliche Tochter. Das wußten wir alle. Und es gab sie wirklich, sie ist öfter hiergewesen.«
    »Ja. Sara Hirsch gab es wirklich.«
    »Wird es nun herauskommen, das echte Geheimnis?«
    »Nein.«
    »Dann wird es unaufgedeckt in die Geschichte eingehen?«
    »Ich nehme es an. So ist das nun mal mit der Geschichte.«
    »Jetzt möchten Sie wohl, daß ich Ihnen alles über das Testament erzähle.«
    »Nein. Ich möchte, daß Sie mir sagen, was sie da geschrieben hat, falls Sie es übersetzen können. Rose, die Dame, die ihren Garten über alles liebte.«
    »Und dann doch keinen Fuß mehr hineingesetzt hat. Ich kann auch kein Latein, aber den Spruch kennen wir doch alle.
    Mitten aus dem Quell der Freude Steigt ein bitterer Geschmack auf, An dem wir ersticken, Selbst im schönsten Blumenduft.«
    »Nach dem Regen heute werden wir hier ordentlich Unkraut jäten müssen.«
    Die Abendsonne strahlte von einem tiefblauen Himmel herab. Die letzten Wolken segelten schneeweiß, rosig und goldgerändert vorbei, wie große Wattekissen für rosige Cherubim mit goldenen Schwingen, ein passendes Freskofirmament für die Stadt dort unten.
    12
    D as Berufungsgericht bestätigte den Spruch der Kammer, die die beiden Träger, Gianfranco Giusti und Piero Falaschi, zu jeweils vierzehn Jahren Haft verurteilt hatte. Rinaldi war in erster Instanz mit ihnen schuldig gesprochen worden, aber ohne die Informationen über Jacob Roths Geschäftspraktiken und ohne die Fotos des Monets war die Beteuerung der beiden Träger, daß er, Rinaldi, der Anstifter gewesen sei, nicht überzeugend, und das Urteil gegen ihn wurde in der Berufung abgewiesen.
    »Sie hat das wohl nicht überrascht«, sagte der Maresciallo. Sie fuhren hinaus aufs Land, und der Staatsanwalt, der am Steuer saß, war sichtlich guter Dinge.
    »Die erste Lektion auf dem Weg zu einem glücklichen Leben lautet: Vergiß einen Fall, sobald er abgeschlossen ist. Im übrigen dürften Sie auch nicht überrascht gewesen sein. Es war schon ein Glück, daß wir in erster Instanz eine Verurteilung erwirken konnten. Er hatte einen guten Anwalt, und wir hatten herzlich wenig, insbesondere kein Motiv. Und ich dachte, wir seien uns alle einig gewesen, daß die Freude, Rinaldi hinter Gitter zu schicken, gering sei im Vergleich zu der über Umberto D’Anconas Erfolg. Er hat wirklich eine Menge erreicht mit seiner Organisation. Ich habe vielleicht die Berufung nicht mehr aufmerksam verfolgt, dafür D’Anconas Aktivitäten um so mehr. Haben Sie nicht letzten Freitag den Artikel in der Magazin-Beilage gesehen? ›Tochter des Sammlers… erhält Cezanne zurück‹? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich D’Anconas Energie aufbrächte, sollte ich je so alt werden wie er. Ich kann heute schon nicht mehr mit ihm mithalten. Und im übrigen, ich weiß ja nicht, wie’s Ihnen geht, aber die Sünden des verstorbenen Jacob Roth publik zu machen, wäre doch wohl längst nicht so befriedigend gewesen wie durch den dankbaren Rinaldi zu erfahren, was all die Jahre in der Villa L’Uliveto abgelaufen ist. Welch ein Triumvirat! Porteous, Rinaldi und dieser aalglatte junge Anwalt. Wie die sich alle hochgeschleimt haben bis in den Stiftungsrat, damit sie
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