Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
sich, stieß rückwärts gegen den Bordstein, krachte gegen eine Bank an einer Bushaltestelle, schlitterte seitlich in die Einfahrt einer Amoco-Tankstelle auf der anderen Straßenseite, kam vor den Zapfsäulen zum Stehen. Lucas hatte das Bremspedal und die Kupplung bis zum Anschlag durchgedrückt, rutschte auf die Tankstelleneinfahrt zu, entging mit knapper Not einem Trümmerstück der Bank, brachte den Porsche endlich zum Stehen, sah einen Mann aus dem GTO springen. Er trug ein Gewehr in der Hand und rannte in das Tankstellengebäude.
    Lucas stellte den Motor ab, Del und er sprangen aus dem Wagen, und Del brüllte in sein Telefon. Durch die Glasscheiben der Tankstelle sahen sie, dass der GTO-Fahrer sein Gewehr auf eine Frau richtete, die die Hände über den Kopf hob. Aber der Fahrer schrie jemand anders an, und einige Sekunden später stieß der Mann im schusssicheren Kassenhäuschen die Tür der Kabine auf.
    Der GTO-Fahrer drängte die Frau hinein und schloss dann die Tür hinter sich und den beiden Angestellten.
     
     
    Innerhalb von zehn Minuten war die Hälfte aller im Dienst befindlichen Streifenwagen der Stadtpolizei von Minneapolis vor der Tankstelle versammelt. Lucas nahm über die Gegensprechanlage der Tankstelle mit dem GTO-Fahrer in der Kabine Verbindung auf, sagte: »Wir wissen, wer Sie sind, Mr. Scott, Sie können uns nicht mehr entkommen. Aber ich denke, Sie wollen bestimmt nicht, dass Sie selbst oder eine dieser beiden unschuldigen Personen verletzt werden. Das kann nicht in Ihrer Absicht liegen.«
    »Ich will nicht mit Ihnen sprechen«, sagte Scott.
    »Wir sollten aber die Verbindung nicht abreißen lassen«, schlug Lucas vor.
    »Ich will mit einem von euren Profi-Unterhändlern sprechen.«
    Lucas starrte auf die Sprechanlage, unsicher, ob er richtig gehört hatte. Aber es war offensichtlich so. »Wie Sie wünschen, Mr. Scott.«
     
     
    Die Verhandlungen begannen kurz vor sieben. Wegen Scotts Fixierung auf eine Frau – Alie’e – entschloss man sich, es mit einer weiblichen Unterhändlerin, einer jungen Psychologin des Departments, zu versuchen. Das schien sich auszuzahlen. Die Unterhändlerin und Scott bauten in einem freundlichen Geplauder zunächst einmal gegenseitiges Vertrauen auf, dann präsentierte Scott seine Forderung: einen Jet von Northwest Airlines auf dem Flughafen, voll aufgetankt, für einen Flug nach Kuba. Wenn man dieser Forderung nicht nachkäme, würde er eine der Geiseln erschießen.
    »Ach du lieber Gott«, sagte Lucas vor sich hin. Er sah sich den Schaden auf der Motorhaube des Porsche an.
    Die TV-Übertragungswagen fuhren um zehn nach sieben vor; Rose Marie traf um zwölf nach sieben ein, Lester zwei Sekunden später. »Ist das der Killer?«, fragte Lester und sah zur Kassiererkabine hinüber.
    »Ja, das ist er«, sagte Lucas. »Und im Übrigen schulden Sie mir das Geld für die Reparatur eines Lackschadens an meinem Porsche …«
    »Wie wollen wir ihn da rauskriegen?«, fragte Rose Marie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lucas. »Er hat sich in einer schusssicheren Kabine eingeschlossen, zusammen mit zwei Geiseln, und er hat ungefähr sechshundert Cola-Dosen, hundert Pfund Mais-Chips und Hostess-Törtchen, Zigaretten im Wert von tausend Bucks sowie einen Fernseher zur Verfügung.«
    »Klingt nach einem fröhlichen Sonntag«, sagte Lester.
    »Sofern er nicht die Geiseln erschießt«, sagte Rose Marie. Sie sah zu der Ansammlung von TV-Trucks hinüber. »Meinen Sie, es könnte überhaupt noch einen größeren Medienrummel geben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lucas. »Könnte sein, dass die Russen und Chinesen nicht dabei sind, sonst fehlt aber bestimmt keiner.«
    Die Unterhändlerin schwitzte. Auf dem Monitor der Gegensprechanlage sagte Scott: »Ich weiß, was ihr versucht. Ein Hinhaltemanöver. Aber ich spiele da nicht mit. Ich habe so was schon mindestens zwanzigmal im TV gesehen. Ich weiß, dass ihr versuchen müsst, die Sache zu verzögern. Aber ich will euch was sagen: Ich weiß, dass es jeden Tag Flüge von hier nach Los Angeles und nach San Francisco und nach Hawaii gibt, und einer davon wird jetzt umgepolt und bringt mich nach Kuba. Erzählt mir keinen Scheiß, man müsst’ die Computer des Flugzeugs umprogrammieren oder mehr Sprit auftanken oder so was. Also bringt mich sofort zum Flugplatz und in dieses Flugzeug, oder ich muss die Frau hier erschießen.«
    »Ich fürchte, jetzt haben wir ein echtes Problem«, sagte die Unterhändlerin zu Rose Marie.
    Und Del sagte zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher