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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind
Autoren: John Sandford
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Böse ist die Lebenskultur, die sich bei uns entwickelt hat. Es ist eine Kultur des Todes, und sie hat uns in ihren Krallen, hier und jetzt. Sie kommt aus dem Fernsehen, sie kommt aus den Zeitschriften, sie kommt aus dem Internet, sie kommt aus den Videospielen.
    Denken Sie doch nur an dieses monströse Fernsehgerät, das sich der arme Martin Scott angeschafft hat. Sein größter und teuerster Besitz außer seinem Truck. Und all diese Videospiele … Und Martin ist ein hart arbeitender Mann, kein leichtfertiger Mensch. Aber die Todeskultur hat über seine Satellitenschüssel ihre Krallen nach ihm ausgestreckt und seine Seele ausgebrannt. Das Unheil ist auch in Fargo über uns gekommen, aber dort können wir noch dagegen ankämpfen. Doch hier … Diese Stadt, diese Städte hier sind verloren. Es ist zu spät für eine Rettung. Zu spät. Sie werden es erleben …«
    »Halten Sie endlich Ihre verdammte Schnauze«, sagte Del.

29
     
     
     
    Sonntag. Neunter Tag.
    Sechs Uhr morgens.
    Olson parkte den Wagen vor dem Motel und sagte: »Also, lassen Sie mich verständigen, wenn es so weit ist, dass ich meine Eltern beerdigen kann.«
    Lucas versprach es ihm.
    Als sie zu Lucas’ Wagen gingen, fragte Del: »Könnte es nicht sein, dass er doch seine Finger in der Sache hat?«
    »Nein. Es gibt keine Verschwörung, Del. Es gibt einen beschissenen Drogen-Mörder, und es gibt einen Irren auf Rachefeldzug.«
    »Was meinst du, wo Scott ist?«
    »Hier.«
    »Im Vorhof zur Hölle?«
    »Ja. Irgendwo.«
    Zwei Cops lagen in Jaels Vorgarten auf der Lauer. »Hier kommt höchstens alle fünf Minuten ein Wagen vorbei«, sagte einer von ihnen. »Drüben am Haus der Kinsleys ist ein bisschen mehr Verkehr, aber Mann, es tut sich einfach nichts.«
    »Okay …« Sie gingen ins Haus, so leise sie konnten. Ein Cop saß im Flur auf einem Sessel vor einem auf dem Boden stehenden Fernseher. »Wir wollten nicht, dass das Flackern durchs Fenster zu sehen ist«, erklärte er.
    »Schläft Jael?«
    »Ja.«
    »Wie weit ist der Bewachungskreis um das Haus gezogen?«
    »Zwei Blocks nach allen Seiten; jede Straße ist abgedeckt. Wenn er ungesehen zum Haus kommen will, müsste er schon mit dem Fallschirm einschweben.«
    »Meine Befürchtung ist, dass er einen selbstmörderischen Kamikaze-Angriff versuchen könnte«, sagte Lucas. »Er hat eine Shotgun.«
    »Wenn er doch nur käme«, sagte der Cop. »Mein verdammtes Gehirn ist vor lauter Langeweile schon völlig eingeschrumpft.«
     
     
    Zurück im Wagen sagte Lucas: »Ich möchte auch noch bei den Kinsleys nachsehen, wenn’s dir nichts ausmacht. Dauert höchstens zehn Minuten.«
    »Ich hab nichts dagegen.«
     
     
    An einer Kreuzung zwei Blocks von Jaels Haus entfernt hielt ein von links kommender alter Pontiac GTO zunächst an, fuhr dann langsam vor Lucas über die Kreuzung. »Dämliches Arschloch«, sagte Del.
    »Ja …« Lucas fuhr geradeaus über die Kreuzung, trat dann plötzlich auf die Bremse, sagte: »Einen Moment mal …« Er riss das Steuer herum, machte kehrt, sagte aufgeregt: »Wir hängen uns an dieses Arschloch ran. Hol deinen verdammten Stift raus und schreib das Kennzeichen auf, gib es an die Zentrale durch.« Sie waren zurück an der Kreuzung; der langsam fahrende GTO war inzwischen einen Block entfernt. Lucas bog ab, folgte dem Wagen.
    Der GTO hielt vor einem Stoppschild; der Fahrer schien sich nicht sicher zu sein, wohin er fahren sollte, schaute nach links und rechts. Lucas fuhr so weit auf, dass die Scheinwerfer des Porsche das Nummernschild des GTO erfassten. Del sagte: »Ich hab’s.«
    »Gib die Nummer an die Zentrale durch, sag den Leuten, ich will sofort wissen, wer der Besitzer ist.«
    »Was …?«
    »Als wir nach dem Mord an den Olsons vor dem Motel waren, haben wir uns anhand von Lynn Olsons Führerschein durchgeben lassen, welche Fahrzeuge auf seinen Namen registriert sind, erinnerst du dich? Er hatte einen Volvo, einen Explorer und einen alten Pontiac GTO. Ich wette, dieser verdammte Scott hat seinen Truck bei der Cola-Niederlassung abgestellt, ist zum Haus der Olsons marschiert und hat den GTO geklaut. Und nun sag mir mal, wie viele zwanzig Jahre alte GTOs man heutzutage überhaupt noch auf den Straßen sieht – und dann auch noch um sechs Uhr morgens?«
    Del sprach bereits in sein Telefon, wurde mit dem Dienst habenden Cop verbunden. Er las das Kennzeichen des GTO vor, das er sich mit dem Kugelschreiber auf dem Unterarm notiert hatte. Der GTO fuhr geradeaus weiter. Lucas bog
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