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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind
Autoren: John Sandford
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aufgestapelt. Die Szene wurde von einer bläulich schimmernden Hoflampe erleuchtet.
    »Er ist nicht zu Hause«, sagte Friar und schaute auf das dunkle Haus. Sie waren alle ausgestiegen und hatten sich am Explorer des Sheriffs versammelt.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Del. »Vielleicht liegt er im Bett und schläft.«
    »Er heizt mit Holz, und der Holzofen brennt nicht«, erklärte Friar. »Der Rauch da …« – er deutete auf eine dünne Rauchfahne, die aus einem schmalen Schornstein quoll – »… stammt vom Propangasbrenner. Den schaltet man nur ein, wenn man aus dem Haus geht, um nach der Rückkehr den Holzofen gleich wieder in Gang setzen zu können.«
    »Sie und die anderen warten am besten mal hier«, sagte Lucas zum Sheriff. »Del …«
    Lucas und Del zogen ihre Pistolen und gingen zum Haus. Lucas klopfte fest an die Sturmtür. Keine Reaktion. Er zog die Sturmtür auf, drehte den Knauf an der Haustür. Verschlossen. Der Sheriff kam zu ihnen. »Sehen wir doch mal hinten nach.«
    Das Haus hatte eine Veranda an der Rückseite, aber die aus dem Haus führende Hintertür schien längere Zeit nicht mehr benutzt worden zu sein: Seit dem letzten Schneefall war der Schnee nicht geräumt worden, und es gab keine Fußspuren. Lucas ging auf die Veranda und versuchte, durch die Glasscheibe in der Tür nach innen zu sehen. »Hier, nehmen Sie meine Taschenlampe«, sagte der Sheriff und reichte sie Lucas. Der Lichtstrahl fiel in die Küche. Leer und verlassen …
    Goldhemd hatte inzwischen das Garagentor ein Stück hochgezogen. »Sein Truck ist nicht da«, rief er zu ihnen hinüber.
    Lucas ging, gefolgt von Del und dem Sheriff, zur Seite des Hauses. Bei einem der hoch gelegenen Fenster wären die Vorhänge nicht ganz zugezogen. Lucas sah Del an, sagte: »Ich stemme dich hoch, und du guckst mal da rein, okay?«
    »Okay.«
    Lucas formte mit den Händen einen Steigbügel, Del stellte einen Fuß hinein, und Lucas hievte ihn hoch. Der Sheriff reichte ihm seine Taschenlampe, und Del schaute durch den Spalt im Vorhang in das Zimmer. Nach einigen Sekunden sagte er: »Okay«, und Lucas ließ ihn runter.
    Del gab dem Sheriff die Taschenlampe zurück und sagte zu Lucas: »Das ist unser Mann.«
    »Was hast du gesehen?« Die drei Hemden, Olson und die beiden Deputys drängten sich um sie.
    »Schau’s dir selbst an«, sagte Del. »Kann einer von euch Jungs mal seinen Pickup herholen?«
    Goldhemd lief zu seinem Pickup, steuerte ihn dicht vor die Hauswand. Lucas ließ sich vom Sheriff die Taschenlampe geben, und sie kletterten allesamt auf die Ladefläche des Wagens. Lucas richtete den Strahl der Taschenlampe durch die Fensterscheibe nach innen.
    Sie sahen in einen Raum, der früher wohl einmal ein Schlafzimmer gewesen war; jetzt war es ein Altar, ein Heiligenschrein. Soweit sie die Wände einsehen konnten, waren sie mit hunderten von Alie’e-Maison-Fotos bedeckt, alle sorgfältig aus Zeitschriften ausgeschnitten, alle an die Wände geklebt, und hunderte grüner Augenpaare starrten von der gegenüberliegenden Wand zu ihnen herüber. In der Mitte des Raums stand ein einsamer Holzstuhl, auf den man sich setzen und in diese Augen schauen konnte.
    Der Sheriff murmelte etwas vor sich hin, sagte dann zu einem der Deputys: »Fahr los, hol Richter Swede aus dem Bett und lass ihn einen Durchsuchungsbefehl für dieses Haus ausstellen. Sag ihm, ich brauche ihn sofort. Sag ihm, ich hätte ihn eigentlich schon vor einer Viertelstunde gebraucht, denn ich werde jetzt sofort in das Haus eindringen.«
    Und Lucas fügte hinzu: »Finden Sie das Kennzeichen und eine Beschreibung von Scotts Wagen raus, und sobald Sie das haben, rufen Sie unsere Zentrale in Minneapolis an und geben es durch.« Er schrieb die Telefonnummer auf ein Notizblatt und gab es dem Deputy.
    »Siebenundneunziger Dodge Geländewagen, metallic-schwarz, schwarze Einstiegsschienen, Frontschutzbügel, rote Aufschrift auf den Vordertüren ›Martin Scott‹«, sagte Goldhemd.
    Auf dem Weg zur Haustür rief Lucas Rose Marie an: »Wir wissen jetzt, wer es ist, aber wir haben ihn noch nicht in den Fingern«, sagte er. »Ein Deputy von hier wird die Zentrale anrufen und das Kennzeichen und die Beschreibung seines Wagens durchgeben; leiten Sie die Fahndung nach diesem Wagen ein.«
     
     
    Der Sheriff öffnete die Haustür mit einer sehr zweckmäßigen Methode: Er schlug die Glasscheibe in der oberen Hälfte der Tür ein, griff nach innen und öffnete die Verriegelung. Olson und den
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