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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin
Autoren: Kester Schlenz
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ich all die Jahre gewartet habe. Mit dir, so dachte ich, könnte es gelingen.«
    »Was gelingen?«
    »Mir einen Gefährten zu schaffen.«
    Pia schrie auf.
    »Was ist denn, Pia?«
    Gregor sah sie scharf an.
    »Ich habe dich beobachtet, Pia«, sagte er. »Und deine Gedanken gelesen. Du selbst wünschst dir nichts so sehr wie die Macht, untotes Leben zu erschaffen. Du langweilst dich. Jetzt ist die Zeit da, dich zu amüsieren. Wirklich zu amüsieren. Mit Ludmilla und mir.«
    Pia schwieg.
    »Ja, Ludmilla, ich bin Gregor, und ich kenne das Ritual. Aber nicht den Ort. Du weißt, wie abgeschottet der Orden lebt. Ich musste sehr vorsichtig sein. Ich folge jedem Vampir, den ich irgendwo zufällig in der Stadt entdecke. Die meisten schirmen sich nicht ab. Warum auch? Und dann beschatte ich sie. Ich habe viel Zeit. Deshalb kenne ich ihr Versteck. Damals im Wald war ich ihnen seit Jahrhunderten am nächsten. Aber Var und Dinah – sie hätten mich trotz meiner geistigen Blockade wie Hündinnen vielleicht gewittert. Ich wollte, dass du sie endlich triffst, und habe dich in den Wald geführt. Deine Aura hat uns beide geschützt. Sie fühlten untotes Leben, aber ahnten nicht, dass zwei Vampire sich dem Urwald näherten. Als ich sie spürte, bin ich verschwunden und habe dich deinen Schwestern überlassen. Was für eine Freude war es, als du zu deinem alten Professor zurückgekehrt bist und ihm alles berichtet hast.«
    Er sah mich zärtlich an.
    »Aber was hatten Sie mit mir vor, Professor?« fragte ich. Der Name Gregor ging mir immer noch nicht über die Lippen.
    »Ach, Ludmilla, erst wu sste ich es selber nicht genau. Würde ich es schaffen, eine Schwester dazu zu bringen, den Orden zu verraten und das Gesetz zu brechen? Ich hatte keine Ahnung. Aber die Voraussetzungen waren gut. Du hast dich an mich gewandt, mir vertraut. Du bist stark und schlau, und ich spürte, dass dich die starren Regeln des Ordens bald bedrücken würden. Genau wie deine Freundin Pia hier, die den anderen nichts von meiner Existenz erzählt hat, weil sie fasziniert war von dem, was wir hier gemeinsam nach und nach herausgefunden haben über die Geschichte der Schwestern und das geheimnisvolle Ritual.«
    Ich sah Pia fragend an.
    »Ja, Ludmilla. Sie war oft hier, wenn wir in meinem Zimmer saßen. Draußen im Garten. Deine neugierige kleine Freundin. Was meinst du, warum sie den anderen gegenüber geschwiegen hat?«
    »Weil ich nicht wollte, dass Ludmilla leidet«, rechtfertigte sich Pia und sprang auf. »Ich wollte deinen Tod nicht, Gregor.«
    »Schon gut.«
    Gregor hob beschwichtigend die Hände. Schließlich sprach er weiter.
    »Dann, Ludmilla, hast du dich in diesen Polizisten verliebt. Und auf einmal war mir alles klar. Er würde es sein. Dein Michael. Er wäre ein starker, stolzer Vampir. Wenn es darum ging, ihn sterben zu lassen oder ihn zu unseresgleichen zu machen, würdest du dich für ein Leben mit ihm in der Unsterblichkeit entscheiden, so hoffte ich. Aber bis dahin sollte noch viel Zeit vergehen. Zeit, in der du Dinge für mich in Erfahrung bringen solltest.«
    »Was für Dinge?«
    Ich sprach mit leiser Stimme. Ich dachte an Michaels furchtbare Wunden.
    »Wie gesagt, Ludmilla. Ich kenne das Ritual. Aber nicht den Ort. Ich brauchte jemanden, der in Vars Nähe ist, nach Hinweisen sucht, etwas aufschnappt. Du und Pia, ihr solltet meine Augen und Ohren werden.«
    »Das Ritual…«, flüsterte Pia. »Sag es mir, Gregor. Wie schafft man unsterbliches Leben?«
    Ich sprang auf.
    »Professor! Es ist Wahnsinn! Sie werden es niemals zulassen.«
    »Aber Ludmilla«, rief er und hielt ein Schriftstück hoch. »Hier steht es, aufgeschrieben von einer Oberin, die längst tot ist. Erkennst du denn nicht, was das hier bedeutet? Du kannst nicht nur mich aus meiner unerträglichen Einsamkeit erlösen. Du kannst auch Michael retten. Deinen Michael. Für immer. Ihr könnt fliehen und bleiben, wo immer ihr wollt. Er würde es wollen, ich bin jetzt sicher. Hätte er sich sonst für dich geopfert?«
    Ich sank in den Sessel zurück. Es war, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Seine Worte klangen gut, aber ein Teil von mir wusste, dass es nur Michaels Liebe war, die ihn zu seiner Tat bewogen hatte, und nicht der Wille, so zu werden wie ich. Aber ich ignorierte diesen Teil meines Bewusstseins.
    »Zeigen Sie es uns«, flüsterte ich.
    Gregor erhob sich und ging im Raum auf und ab.
    »Zunächst das Wichtigste. Man braucht zwei Vampire, um einen neuen zu erschaffen. Es ist
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