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Nacht unter Woelfen

Nacht unter Woelfen

Titel: Nacht unter Woelfen
Autoren: Ulf Blanck
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aus.

    »Misses Harper, können Sie sich an die Kunden erinnern, die heute bei Ihnen eingekauft haben?«  Die Frau in der mit Fischblut verschmierten  Schürze legte ihre Stirn in Falten. »Das ist gar nicht so einfach. Heute ist Freitag und Freitag ist Fisch-tag. Da ist der Laden voll. Aber ein paar Kunden fallen mir ein.« Dann rasselte sie dutzende Namen herunter, so dass Justus kaum mit dem Schreiben nachkam. »Miss Hopkins, Miss Burns, Misses Hausmann, ein alter Opa mit kurzen Hosen, Misses Pears, Miss Sterling, zwei lustig aussehende  Männer, Misses Jonas …«  »Meine Tante?«, unterbrach sie Justus.  »Ach, du bist ihr Neffe? Na, dann grüß sie mal von mir!«  »Mach ich«, nickte Justus. »Und haben Sie heute auch irgendwo selbst Geld ausgegeben?«, befragte er sie weiter. Wieder legte sie ihre Stirn in Falten.  »Ja, wo du mich jetzt fragst, ich war in der Mit-tagspause schnell bei Mister Templer, um mein neues Einwickelpapier abzuholen. Guckt mal, sieht doch viel besser aus als Zeitungspapier, oder? Ganz groß steht jetzt drauf: Harpers fröhlich frisches  Fischfachgeschäft. Das war die Idee von Herrn Templer persönlich. Toller Mann.«  Die drei ??? hatten gehört, was sie wollten, und bedankten sich bei Misses Harper. Als sie das Geschäft verließen, hörten sie von hinten immer noch ihre Stimme, die ununterbrochen auf sie einredete. »… und wenn ihr mal wieder Fragen  habt, kommt jederzeit vorbei. Ich weiß so ziemlich über jeden hier in der Gegend Bescheid. Nicht, dass ich Sachen ausplaudern würde, nein, ich interessiere mich nur eben für die Menschen und …«  Dann fiel die Tür zu.  Justus, Peter und Bob schwangen sich auf ihre Räder und fuhren aus der Stadt. »Der Fall ist klar«, fasste Justus die Dinge zusammen. »Der Schein ist eindeutig durch die Hände von Misses Harper gegangen. Dann hat ihn Templer bekommen,  danach Onkel Titus, dann wir und bei Giovannis Eiscafé ist die Sache aufgeflogen und wir waren die Dummen.«  »Und was heißt das nun?«, wollte Peter wissen.  »Das heißt, dass wir auf der richtigen Spur sind.  Wir müssen genau so weiter forschen wie bisher.  Klar, die ganzen Namen von Misses Harper können wir nicht verfolgen, aber wir haben noch drei andere Personen, die falsche Zehner bei Reynolds abgegeben haben. Die sollten wir auch befragen.  Ich schlage vor, wir fangen gleich morgen damit an.  Heute ist es zu spät.« Peter und Bob waren mit dem Vorschlag einverstanden. Sie beschlossen, sich für die Befragung am nächsten Tag zu trennen, und wollten anschließend in der Kaffeekanne zusam-menkommen, um die Ergebnisse auszuwerten.  Als Justus kurz darauf allein über den Schrottplatz holperte, wurde er schon von Tante Mathilda  lautstark durchs Küchenfenster begrüßt. »Justus Jonas, wo bleibst du denn? Ich warte schon die ganze Zeit mit dem Abendessen auf dich. Schnell, komm rein, bevor alles kalt wird!«  »Was gibt es denn?«, rief ihr Justus entgegen.  »Fisch. Fröhlichen frischen Fisch aus dem Fischfachgeschäft.«

    Jetzt fiel es Justus wieder ein: Fisch mochte er überhaupt nicht.

Leibgericht
    Während Justus am Esstisch versuchte, die Gräten aus dem frischen Fisch zu entfernen, ging er noch mal alle seine Notizen im Kopf durch. »Tante Mathilda«, begann er plötzlich. »Du hast doch heute den Fisch bei Misses Harper gekauft, oder?«  »Woher weißt du das?«, fragte sie verwundert.  »Ist egal. Ich wollte nur wissen, womit du bezahlt hast.«  Sie sah ihn irritiert an. »Wie meinst du das?«  »Ja, hast du mit Münzen bezahlt oder mit Geldscheinen? Mit einem Fünfziger, einem Hunderter oder sogar einem Zehner?«  Nervös fuchtelte Tante Mathilda mit der Bratpfanne umher und errötete. »Ich … ich, äh … ich habe mit gar nichts bezahlt. Ich habe bei Misses Harper anschreiben lassen. Zurzeit sind wir etwas knapp bei Kasse. Aber nächste Woche verkauft dein Onkel Titus einen gebrauchten Zahnarztstuhl, dann werde ich die Schulden sofort begleichen.«  Justus war es sehr peinlich, die Frage gestellt zu haben, und er verschwand nach dem Essen sofort auf sein Zimmer. Er träumte von einem millionen-schweren Lottogewinn und dass er davon für Tante Mathilda eine Geschirrspülmaschine und eine Bratpfanne aus Gold kaufte.  Am nächsten Morgen machte er sich sehr früh auf den Weg und rannte die Treppe herunter.  »Guten Morgen, Justus«, begrüßte ihn Onkel  Titus aus der Küche. »Gar keinen Hunger heute?«  Justus schnitt
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