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Nacht über der Menschheit

Nacht über der Menschheit

Titel: Nacht über der Menschheit
Autoren: Robert Silverberg
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Schulter klopften – aber nicht sehr weit unter ihrem Bedauern lag kaum verhüllte Feindseligkeit. Sie würden es nicht laut aussprechen, aber Holbrock brauchte nicht Telepath zu sein, um zu wissen, was sie dachten: Vernichte die verdammten Bäume, bevor sie den gesamten Planeten infizieren.
    An ihrer Stelle hätte er das gleiche gedacht; obwohl die Rosterreger diese Welt erreicht hatten, war die Krankheit nicht automatisch ansteckend – es gab Möglichkeiten, sie einzugrenzen, Nachbarplantagen zu retten, selbst die noch nicht befallenen Teile seiner Plantage – wenn er schnell genug handelte. Wenn sein nächster Nachbar Rost auf seinen Blättern hätte, würde er, Holbrock, genauso darauf drängen, schnell etwas zu unternehmen.
    Fred Leitfried, ein großer, freundlicher Mann mit strahlendblauen Augen, der aber selbst bei dem freudigsten Ereignis ausgeglichen und ruhig blieb, sah aus, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Zen, ich habe einen planetenweiten Rost-Alarm ausgesendet. In den nächsten dreißig Minuten werden die Biologen unterwegs sein, um die Trägerkette zu unterbrechen. Wir fangen auf Ihrem Grund und Boden an und vergrößern dann den Radius, bis wir den gesamten Quadranten isoliert haben. Danach hoffen wir auf unser Glück.«
    »Welchen Virusträger suchen Sie?« fragte Mortensen und biß sich nervös auf die Unterlippe.
    »Die Hopper«, sagte Leitfried. »Sie sind die größten und am leichtesten auszumachen; wir wissen, daß sie potentielle Rost-Träger sind. Wenn der Virus noch nicht auf sie übergegriffen hat, können wir die Übertragungsfolge da abbrechen und kommen aus der ganzen Sache vielleicht ohne großen Schaden heraus.«
    Hohl sagte Holbrock: »Ihnen ist klar, daß sie gerade davon sprachen, etwa eine Million Tiere zu untersuchen.«
    »Ich weiß, Zen.«
    »Sie glauben, Sie schaffen es?«
    »Wir müssen. Außerdem«, fügte Leitfried hinzu, »wurden die Einsatzpläne dafür vor langer Zeit ausgearbeitet, und alles ist startbereit. Noch vor Sonnenuntergang wird ein feiner Nebel des Hopper-Betäubungsgases den halben Kontinent bedecken.«
    »Eine verdammte Schande«, murmelte der Abgesandte der Bank. »Sie sind so friedliche Tiere.«
    »Aber jetzt sind sie eine Bedrohung«, sagte einer der Züchter. »Sie müssen verschwinden.«
    Holbrock grübelte düster. Er mochte die Hopper auch – sie waren große, kaninchenartige Tiere, die wertlose Büsche abfraßen und keinerlei Bedrohung für den Menschen darstellten. Aber sie waren als mögliche Überträger des Rostvirus erkannt worden, und auf anderen Welten war nachgewiesen worden, daß man die Übertragungs-Kette schon im Anfangsstadium aufhalten konnte, wenn man den oder die Überträger ausschaltete. Das Virus würde dann mangels eines weiteren Wirtskörpers absterben. Naomi mag die Hopper sehr gern, dachte er. Sie wird uns für Verbrecher halten, wenn wir sie ausrotten. Aber wir müssen unsere Bäume retten. Wenn wir wirklich Verbrecher wären, hätten wir sie schon längst prophylaktisch ausgerottet, nur um unser Geschäft sicherer zu machen.
    Leitfried wandte sich zu ihm. »Sie wissen, was Sie zu tun haben, Zen?«
    »Ja.«
    »Wollen Sie Hilfe?«
    »Ich mach es lieber allein.«
    »Wir können Ihnen zehn Mann schicken.«
    »Es ist auch nur ein Sektor, nicht wahr?« fragte Holbrock. »Ich kann es allein, ich muß es allein können. Es sind meine Bäume.«
    »Wann fangen Sie an?« fragte Borden, Holbrocks östlicher Nachbar. Zwischen seinem und Holbrocks Land lag ein Streifen Buschland von achtzig Kilometern Breite, aber es war nicht schwer zu verstehen, warum der Mann ungeduldig darauf wartete, daß Schutzmaßnahmen ergriffen wurden.
    »Innerhalb einer Stunde, vermutlich«, sagte Holbrock. »Ich muß noch ein paar Kalkulationen anstellen. Fred, kommen Sie mit mir nach oben und überprüfen Sie die befallenen Sektoren an den Bildschirmen?«
    »Klar.«
    Der Versicherungsmann trat vor. »Bevor Sie gehen, Mr. Holbrock ...«
    »Ja?«
    »Ich möchte Ihnen nur sagen, daß Sie auf uns rechnen können. Wir unterstützten Sie in jeder Weise.«
    Verdammt nett von dir, dachte Holbrock säuerlich. Wozu war denn eine Versicherung da, wenn nicht zur Unterstützung des Versicherungsnehmers? Er rang sich ein freundliches Lächeln ab und murmelte ein Dankeschön.
    Der Vertreter der Bank sagte nichts. Holbrock war ihm dankbar dafür. Für Verhandlungen mit der Bank war später noch Zeit – zuerst mußte er wissen, wieviel ihm von seiner
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