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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Kurve und sahen das Haus hell und gleißend, wie mit geschmolzenem Metall gefüllt, hinter den abgeernteten Feldern stehen. Bislang war nur ein Spritzenwagen eingetroffen, und die Feuerwehrmänner zogen gerade einen Schlauch zur vorderen Veranda.
    Ich hielt auf der anderen Straßenseite an und rannte zu dem Feuerwehrwagen. Ich konnte bereits die Hitze spüren, die das Haus ausstrahlte.
    »Ist da jemand drin?«, fragte ich. Die Gesichter der Feuerwehrmänner wirkten im Schein der Flammen gelb wie Talg.
    »Am Fenster im ersten Stock ist jemand gewesen, aber die sind nicht mehr rausgekommen«, sagte ein Brandmeister. »Sie sind von der Sheriffdienststelle, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Hinter dem Haus ist eine Benzinspur, die zu den Stallungen führt. Was für einen Personenschutz habt ihr denn hier draußen aufgezogen, verflucht noch mal!«
    »Buford hatte nur Angst vor Aaron Crown, nicht vor Dock Green.«
    »Vor wem?«, fragte er.
    Ein weiterer Spritzenwagen kam die Straße entlang, doch das Feuer hatte inzwischen Löcher ins Dach gerissen, hüllte die Pappeln neben dem Haus in Flammen, und die Glut, die sich durch die einbrechenden Schindeln und Sparren ausbreitete, warf einen immer helleren Schein und tauchte Bufords gesamten Besitz in rotschwarze Schatten – die aus Ziegeln gemauerten Stallungen und Sattelräume, die Felder, die bereits gepflügt, geeggt und zur nächsten Aussaat bereit waren, den alten Plantagenladen mit den Fässern voller Pecannüsse, den nackten, dürren Baum, an dem seine Vorfahren und andere selbst ernannte Ritter vom Orden der Weißen Kamelie Vertreter des verhassten Nordstaatenregimes gelyncht hatten, die Pferde mit dem mexikanischen Brandzeichen, die schnaubend und wiehernd zwischen den wogenden Hartholzbäumen herumstoben, als ob sie noch nie Sattel und Zaumzeug getragen hätten.
    Dann sah ich Buford aus der Haustür kommen.
    Er schleuderte die mit Wasser getränkte Decke weg, die er sich über den Kopf gehängt hatte, als hätte sich die Hitze, die seine Haut versengt hatte, darin festgesetzt. Er roch nach Asche, verkohltem Holz und verbrannten Haaren, und dichter Qualm stieg von seiner Kleidung auf.
    »Wo ist sie?«, rief er und starrte die Feuerwehrleute, die auf seinem Hof standen, mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Wer? Wer ist da noch drin?«, fragte ein Feuerwehrmann.
    »Wo ist sie, Dave?«
    »Ich weiß es nicht, Buford«, erwiderte ich.
    »Sie war auf der Treppe, direkt neben mir ...«
    »Sie ist nicht mehr rausgekommen, Partner«, sagte ich.
    Ich streckte die Hand aus und wollte ihn am Arm nehmen. Ich spürte die harten, glatten Muskeln, dann riss er sich los und rannte auf den viereckigen Flammenschlund zu, der sich hinter den griechischen Säulen am Portal auftat. Ein Feuerwehrmann, der einen Segeltuchmantel und einen breiten Hut trug, versuchte ihn aufzuhalten, griff ins Leere und schlug hart auf den gepflasterten Weg.
    Buford stieg die Treppe hinauf, hielt die Hände vors Gesicht und wankte einen Moment, als ihn die sengende Hitze traf, die das Haus von innen heraus zerfraß, schlug dann die Unterarme über die Augen und verschwand in den Flammen.
    »Spritzt ihn an, los, spritzt ihn an«, hörte ich einen Feuerwehrmann brüllen. »Verdammt noch mal, spritzt ihn an!«
    Der scharfe Wasserstrahl prallte am Türstock ab und verlor sich dann in dem Feuersturm, der die Treppe verschlang, die Kronleuchter zum Klingen brachte, den Boden verzehrte und die Fenster in den Hof hinausschleuderte.
    Dann sahen wir sie, nur einen Moment lang, zwei gesichtslose schwarze Silhouetten inmitten des Glutofens, Hüfte an Hüfte, die Hände ausgestreckt, so als ob sie ein letztes Zeugnis vom Sinn ihres Lebens ablegen wollten, bevor sie zurücktraten in den Feuersee, der ihre neue Heimstatt geworden war.

Epilog
    Der Frühling ließ in diesem Jahr lange auf sich warten. Bis in den März hinein war es kalt, grau und winterlich. Batist fuhr jeden Morgen bei Sonnenaufgang seine Fangschnüre ab. Ich hörte, wie seine Piroge gegen die prallen, wie geschwollen wirkenden Stämme der Zypressen stieß, schaute ihm vom Ladenfenster aus zu, wie er einen leeren Haken nach dem anderen einholte, mit neuen Ködern bestückte und wieder auswarf, sah, wie er sich die Hände an der Hose warm rieb, wie der Dunst über seinen gebeugten Schultern aufstieg. Hinterher kam er in den Laden, bibberte trotz der Steppjacke, die er übergezogen hatte, und wir saßen eine Weile beisammen, tranken Kaffee und bereiteten dann die
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