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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Autoreifen auf der Asphaltstraße hören. Als ich wegging, setzte ein Trupp Feuerwehrmänner, unterstützt von mehreren Streifenpolizisten aus Lafayette, gerade die Rettungsschere an. Als sie das Blech auseinander sprengten, klang es, als schreie ein Mensch.
    Helen und ich fuhren auf dem 1-10 in Richtung Atchafalaya. Es war neblig, und die Felder, die Eichen und die Palmen neben der Straße wirkten grau und nass. Vor uns sah ich den orangeblauen Lichtschein einer Tankstelle durch den Dunst, der vom Fluss aufstieg.
    »Worüber denkst du nach?«, fragte Helen.
    Ich trat auf die Bremse.
    »Ich muss was erledigen«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Womöglich ist Zerrang nicht sofort raus in den Sumpf. Vielleicht gibt’s noch eine andere Möglichkeit, wie wir ihn ausschalten können.«
    »Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber große Lust hast du offenbar nicht dazu.«
    »Würdest du dich freiwillig für Buford einsetzen wollen?«, erwiderte ich.
    Ich rief vom Münztelefon in der Tankstelle bei ihm zu Hause an. Vor der Glasfront ragten die Weiden am Ufer des Atchafalaya auf, dort, wo uns zwei Schnellboote der Sheriffdienststelle St. Martin in Empfang nehmen sollten.
    »Buford?«, sagte ich.
    »Was gibt es?«
    »Sabelle Crown ist tot.«
    »O Mann, kommen Sie mir nicht mit so was.«
    »Mookie Zerrang hat sie gefoltert und hinterher in ihrem Auto auf den Bahngleisen zurückgelassen.«
    Ich hörte, wie er das Telefon weghielt, wie der Hörer über irgendetwas Hartes scharrte. Hörte dann, wie er ihn wieder ans Ohr nahm, hörte seine Atemzüge.
    »Sie hatten Recht, was Aaron Crown angeht«, sagte ich. »Er hat Ely Dixon umgebracht. Aber es war ein Versehen. Er hatte es eigentlich auf Jimmy Ray Dixon abgesehen. Er hat nicht gewusst, dass Jimmy Ray ausgezogen war und das Haus an seinen Bruder weitervermietet hatte.«
    »Und warum wollte er Jimmy Ray Dixon umbringen?«
    »Jimmy Ray hat Sabelle auf den Strich geschickt ... Sie sind fein raus, Buford. Sie können also Persephone Green Bescheid sagen, dass sie Mookie Zerrang zurückpfeifen soll.«
    »Sind Sie von Sinnen? Meinen Sie etwa, ich brauche bloß zu pfeifen, damit die tanzen? Um Gottes willen, wo leben Sie denn?«
    »Aber Sie tanzen nach deren Pfeife.«
    »Hören Sie mal, ich bin grade diesen Ghul losgeworden, der wie ein Wahnwitziger an meine Haustür gehämmert hat. Ich musste ihn mit vorgehaltener Waffe von meinem Grund und Boden scheuchen.«
    »Was für einen Ghul?«
    »Dock Green, wen denn sonst? Seine Frau hat ihn sitzen lassen. Er hat behauptet, Karyn und ich hätten ein Dreiecksverhältnis mit ihr. Vermutlich steht sie auf so was.«
    »Ihre moralischen Anwandlungen kommen reichlich spät«, sagte ich.
    »Was soll das heißen?«
    »Sie haben Sabelle Crown behandelt wie den letzten Dreck.«
    Er schwieg eine ganze Weile. »Ja«, sagte er dann, »ich habe ihr unrecht getan ... ich wünschte, ich könnte es ändern ... Wiederhören, Dave.«
    Er legte auf.
    Helen und ich saßen in der Kajüte des Sheriffboots aus dem Bezirk St. Martin. Der Motor tuckerte im Leerlauf, und ein Deputy in Uniform stand in der offenen Luke, rauchte eine Zigarette und wartete darauf, dass der Bootsführer mit dem Benzinkanister von seinem Pick-up zurückkam.
    Ich konnte Helens Blicke spüren.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Deine Miene gefällt mir nicht.«
    »Ich hab nicht meinen besten Tag.«
    »Vielleicht solltest du nicht dabei sein«, sagte sie.
    »Meinst du das wirklich?«
    »Wir bringen Mookie Zerrang lebend zurück, es sei denn, er will’s anders, Streak.«
    »Tja, man kann nie wissen, wie so was ausgeht«, sagte ich.
    Nachdenklich strich sie sich mit der Fingerspitze über ihre spröden, aufgesprungenen Lippen.
    Die Gischt spritzte über den Bug, als wir den Atchafalaya hinunterfuhren, dann in einen Seitenarm abbogen und auf eine Bucht stießen, die von überfluteten Bäumen umgeben war. Der Himmel war bedeckt, und das Wasser in der Bucht wirkte unnatürlich gelb und leuchtend, so als ob es das einzig Farbige weit und breit wäre. Vor uns sah ich die glänzende Silhouette einer verlassenen Ölplattform im Dunst, dann eine Fahrrinne, die zwischen den Bäumen hindurchführte, und in einem Dickicht aus Weinranken, Zypressen und Weiden eine auf Pfählen gebaute Hütte.
    »Das ist es«, sagte ich zum Bootsführer.
    Er nahm das Gas zurück, schaute durch die Glasscheibe auf die Bäume und legte dann den Rückwärtsgang ein, damit wir nicht ans Ufer trieben.
    »Wollen Sie da einfach so
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