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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Meilen von der renovierten Plantagenbesitzervilla entfernt, in der sie wohnten.
    Ich redete mir ein, dass sie nicht meinetwegen gekommen waren, dass es sich nicht gehörte, wenn ich sie aus reiner Höflichkeit beim Laufen störte. Daher legte ich die Schleifmaschine beiseite und ging zum Köderladen.
    »Hallo!«, hörte ich Buford rufen.
    Die Vergangenheit holt einen auf mancherlei Art ein. In diesem Fall geschah es in Gestalt von Karyn LaRose, deren platinblonde hochgesteckte Haare klatschnass waren; ihre Shorts und das lilagoldene Mike-the-Tiger-T-Shirt klebten wie nasse Papiertücher an ihrem Leib.
    »Wie geht’s euch?«, erwiderte ich mit einem steifen Lächeln.
    »Hat Aaron Crown Sie schon angerufen?«, fragte Buford, während er sich mit einer Hand am Geländer abstützte und mit der anderen den Fuß bis zu seinem Schenkel hochzog.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte ich.
    »Er sucht Menschen mit einem weichen Herz, die sich seine Geschichte anhören.« Buford grinste, dann zwinkerte er mir voller Selbstvertrauen zu, ganz der ehemalige Quarterback, der vor zwanzig Jahren, als er für die Louisiana State University spielte, mühelos Pässe über achtzig Meter werfen konnte. Sein Bauch war nach wie vor flach, die Taille schmal, die Brust sehnig wie bei einem Preisboxer. Seine ebenmäßigen breiten Schultern waren oliv gebräunt, die Spitzen der lockigen braunen Haare von der Sonne gebleicht. Er zog den anderen Fuß nach hinten hoch und blinzelte mich durch den Schweiß an, der ihm von den Augenbrauen tropfte.
    »Aaron hat sich in den Kopf gesetzt, dass er unschuldig ist«, sagte er. »Er hat eine Filmfirma an der Hand, die auf ihn hört. Blicken Sie allmählich durch?«
    »Sucht er etwa einen dummen Cop, der sich für ihn einsetzt?«, fragte ich.
    »›Menschen mit einem weichen Herz‹, habe ich gesagt«, erwiderte er. Er strahlte jetzt übers ganze Gesicht.
    »Wieso kommst du uns nicht öfter mal besuchen, Dave?«, fragte Karyn.
    »Klingt nicht schlecht«, sagte ich nickend und ließ den Blick über das Wasser schweifen.
    Sie reckte das Kinn vor, wischte sich den Schweiß vom Nacken, schaute mit geschlossenen Augen in die Sonne, schürzte die Lippen und atmete ein, so als sei die Luft zu kalt. Dann schlug sie die Augen wieder auf und lächelte, während sie sich mit beiden Armen auf das Geländer stützte und erst das eine, dann das andere Bein streckte.
    »Wollt ihr mit reinkommen und was trinken?«, fragte ich.
    »Lassen Sie sich von dem Kerl nicht zum Narren halten, Dave«, sagte Buford.
    »Warum sollte ich?«
    »Warum sollte er Sie überhaupt anrufen?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«, fragte ich.
    »Sein Anwalt.«
    »Mit der Schweigepflicht scheint er’s nicht so genau zu nehmen«, sagte ich.
    »Machen Sie mal halblang, Dave«, erwiderte er. »Wenn Aaron Crown jemals aus Angola rauskommt, bringt er zuerst seinen Anwalt um. Das heißt, nachdem er den Richter erschossen hat. Woher ich das wissen will? Weil Aaron den Richter angerufen hat – per R-Gespräch, man bedenke – und es ihm gesagt hat.«
    Sie verabschiedeten sich, fielen wieder in Trab und liefen Seite an Seite an den Rasensprinklern vorbei, die zwischen den Bäumen in meinem Vorgarten standen. Ich schaute ihnen hinterher, bis sie immer kleiner wurden, und hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass soeben etwas Unerhörtes, wenn nicht sogar Ungeheuerliches vorgefallen war.
    Ich stieg in meinen Pick-up und holte sie nach einer guten Viertelmeile ein. Sie trabten ungerührt weiter.
    »Eins macht mir zu schaffen, Buford«, sagte ich und beugte mich aus dem Fenster. »Sie haben ein Buch über Aaron Crown geschrieben. Womöglich werden Sie dadurch unser nächster Gouverneur. Und jetzt wollen Sie darüber verfügen, mit wem der Typ verkehren darf?«
    »Das macht Ihnen also zu schaffen, was?«, sagte er, während seine luftgepolsterten Laufschuhe rhythmisch auf den Boden schlugen.
    »So unverständlich ist das doch nicht«, sagte ich.
    Karyn beugte sich an ihm vorbei und grinste mich an. Ihr Mund war hellrot, die braunen Augen funkelten, sie wirkte glücklich, aufgedreht vom Laufen.
    »Euch wird noch viel mehr zu schaffen machen, wenn ihr diesen rechtsgerichteten Kretins im November zur Macht verhelft. Bis zum nächsten Mal, mein Guter«, sagte er; dann winkte er mir mit hochgerecktem Daumen zu und trabte mit seiner Frau weiter, quer durch einen schattigen Pecanbaumhain.
    Sie rief mich an diesem Abend an, nicht im Haus, sondern im Köderladen. Durch das
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