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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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Verwirrung, und sie konnte nicht recht glauben, dass das hier nicht doch irgendwie unsittlich war.
    Ihre Körper berührten einander, der Baron zog sie so fest an seine harte Brust, dass ihre Röcke sich an ihn drückten, dann senkte er den Kopf. Sie sah benommen zu, wie sein Gesicht näher und näher kam. Ihr Atem beschleunigte sich, und ihr Herz raste. Und dann – fand sein Mund den ihren.
    Höflich nannte ein entlegener Winkel ihres Hirns die vorsichtige Berührung, aber so sollte es nicht lange bleiben. Seine Lippen waren heiß – ein seidiger, fester Schock, der in ihr ein Feuer entfachte. Sie fühlte sich gleichzeitig schwer und schwerelos, ihre Knie gaben nach, als sie sich an ihn lehnte und den Kopf instinktiv wie als Einladung in den Nacken fallen ließ.
    Er nahm diese Einladung an.

    Sein zarter Kuss wurde augenblicklich härter, und ihre Lippen öffneten sich begierig dem Druck seiner Zunge. Sie wollte ihn mit einer Wildheit, die sie sich selbst nicht erklären konnte, näher bei sich haben. Die Berührung in ihrem Mund fühlte sich glatt und fest an, schockierend intim. Das Feuer in ihr loderte auf, überzog ihre Haut mit Hitze und ließ sie in seinen Mund keuchen. Es fühlte sich so wundervoll an, so absolut richtig, auch wenn es jenseits aller Vernunft war.
    Als er sich schließlich von ihr löste, war sie noch nicht dazu bereit. Sie stolperte rückwärts, rang nach Luft und zwinkerte in das trübe Licht, das ihr jetzt viel zu hell erschien.
    Alcy bedachte zu spät, dass sie ihren künftigen Ehemann mit ihrer Unverfrorenheit vielleicht schockiert und abgestoßen haben könnte, doch als sie ihm in die Augen sah, lag in seinem Blick mehr Vergnügen als Überraschung. Er hob die Hand an ihr Gesicht und strich ihr mit dem behandschuhten Handrücken sanft über die Wange.
    »Wie es scheint, haben wir beide mehr als erwartet bekommen«, sagte er leise und rätselhaft, die Stimme so rau, dass Alcy erzitterte. Er sah sie kritisch an. »Nehmen Sie den Hut ab und ziehen Sie die Schuhe aus.«
    Alcy starrte ihn fassungslos an, aber trotz der hochgezogenen Augenbraue schien es sich bei der Bitte – oder vielmehr dem Befehl – nicht um einen Scherz auf ihre Kosten zu handeln. »Warum sollte ich das tun, Sir?«, brachte sie heraus. Hielt er sie jetzt etwa für eine Dirne?
    Sein Lächeln hatte eine wissende Note. »Ich kann Ihre verruchten Gedanken lesen, Miss Carter, aber ich versichere Ihnen, dass ich nur die ehrenwertesten Absichten
hege. Es ist für die Konvertierungszeremonie erforderlich.«
    Sie zögerte einen Augenblick, aber ihr fiel kein einleuchtendes Gegenargument ein. Sie knüpfte das Hutband auf und ließ den Hut zu Boden fallen. Dann lüpfte sie den Rocksaum vorsichtig gerade so weit, dass sie den oberen Rand der knöchelhohen Stiefeletten erreichte, wobei sie versuchte, ihrem unziemlichen Enthusiasmus von vorhin eine schicklichere, mädchenhafte Scheu entgegenzusetzen. Sie mühte sich tapfer, die winzigen Knöpfe mit den behandschuhten Finger aufzumachen, ohne dabei vornüberzufallen oder von ihrem Bein mehr als nötig zu entblößen, aber die Unterröcke glitten permanent um ihre Hände herum, und sie geriet gefährlich ins Wanken, während sie gegen die Stoffschichten und das steife Leder ankämpfte.
    »Wenn Sie erlauben.«
    Alcy schaute auf in Baron Benedeks schräge eisblaue Augen. Es lag ein gefährliches Glimmen darin, irgendetwas zwischen Amüsement und Verführung.
    »Oh, nein«, protestierte sie automatisch, und ihr Gesicht wurde heiß. »Das kann ich nicht.«
    »Und warum nicht?«, fragte er in einem Tonfall, der ihr Herz zum Rasen brachte und ihr den Magen abdrückte. »Schließlich werde ich Ihnen heute Nacht weit mehr als nur Ihre Schuhe ausziehen.«
    Das brachte sie derart aus der Fassung, dass sie auf ein Knie sank und fest ihren Knöchel umklammerte, bevor sie das adäquate »mein verehrter Herr!« herausbrachte. Sie hatte keine andere Möglichkeit mehr, als gegen ihn zu kämpfen oder ihm zu gestatten, ihr behilflich zu sein, und der gesunde Menschenverstand sagte ihr, welche die bessere
Alternative war. Sie presste die Lippen zusammen, verkniff sich eine beißende Erwiderung, richtete sich stoisch auf und sagte sich, dass sie das jetzt im Namen des Friedens erdulden musste.
    Nur dass es sich gar nicht so sehr wie Erdulden anfühlte, sondern eher wie eine Art schuldbewusste Freude, denn trotz der geschäftsmäßigen Handgriffe des Barons war Alcy sich der Intimität bewusst, mit der
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