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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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hallte durch meinen Kopf. Ein Knacken. Blendender Schmerz. Nur, dass ich keinen Schmerz empfand. Lediglich Chaos, das in der Luft schwang und zitterte, herauftrieb von …
    Mein Blick flog zum Geländer.
    »Hope? Was hast du …«
    Jaz folgte meiner Blickrichtung. Ein kleines Geräusch. Ein seltsames Geräusch. Wie ein winziges Wimmern der Furcht. Er ließ mich los und stürzte zum Geländer.
    »Son…«
    Das Wort endete in einem erstickten Aufschrei. Jaz kam zum Auto zurückgestürzt, stieß mich zur Seite, zerrte an der Tür herum, bekam sie schließlich auf.
    Wo ist sie, du Dreckskerl?
    Karl. Ich hätte schwören können, seine Stimme zu hören. Unmöglich von einem Standpunkt zehn Meter weiter oben, aber sie war so klar, als stände er neben mir.
    Ich lief zum Geländer hinüber. Schien hinüberzuschweben, von den Chaosfäden gelenkt und gezogen.
    Dort unten auf der Straße hatte Karl Sonny zu Boden geschleudert, hatte ein Knie in seinem Rücken, eine Hand in seinem Haar und seinen Kopf so weit nach hinten gezogen, dass nur noch ein einziger kleiner Ruck nötig gewesen wäre, um ihm den Hals zu brechen.
    Karl rammte Sonnys Gesicht auf den Asphalt.
    Wo ist sie?
    Ich öffnete den Mund, um zu brüllen. Dann sah ich Sonnys Hand unter seiner Jacke hervorkommen. Karl merkte es nicht; er war zu sehr auf das konzentriert, was er tat, die Chaoswellen kamen selbst auf diese Entfernung noch so hart und schneidend herüber, dass sie mir fast den Atem verschlugen. Sonnys Hand glitt ins Freie. Die Finger um die Waffe geschlossen.
    »Karl!«, schrie ich.
    Jaz stieß mich zur Seite. Er zielte mit seiner Pistole. Es war zu weit. Zu gefährlich. Er stieß einen erstickten Schrei aus und machte einen Satz auf das Geländer zu, als wollte er hinunterspringen.
    Ein Knurren. Ein Schuss. Ein Knacken.
    Das letzte Geräusch wirkte aus irgendeinem Grund am lautesten, obwohl ich es nur in Gedanken hörte. Es hörte. Spürte. Sah. Die rollenden weißen Augäpfel, als Sonnys Hals brach. Das erschlaffende Gesicht. Der Kopf, der wieder auf den Asphalt fiel.

[home]
Hope
    Todessehnsucht
    N ein.«
    Das Wort war kaum ein Flüstern. Jaz taumelte an der Brüstung. Eine einzige schnelle Bewegung, und ich hätte ihn hinunterstoßen können.
    »Nein.«
    Er brach zusammen, wo er stand, und saß dann da, umklammerte die Stäbe des Geländers, Sonnys Namen in jedem Atemzug. Jaz’ Kummer spülte über mich hin, so stark, dass es den Tod von mir fernhielt und mich festnagelte wie ein Bindezauber, mir jede Bewegung unmöglich machte.
    Ich sah zu der Pistole hin, die neben ihm auf dem Fußboden gelandet war. Ich warf einen Blick nach hinten, in das Parkhaus.
    »Nicht«, brachte er heraus.
    Er saß dort, die Hände um die Stäbe geschlossen, das Gesicht gegen sie gedrückt, und sah zu der Leiche seines Bruders hinunter.
    Ich tat einen Schritt zurück.
    »Sie kommen.« Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht, versuchte die Tränen wegzuwischen. »Lass mich nicht hier!« Er hob die Pistole am Lauf hoch und streckte sie mir hin. »Bring’s zu Ende, Hope!«
    »Du … du willst, dass ich …«
    »Ich hab Paige umgebracht. Guy umgebracht. Bianca umgebracht. Geholfen, Rodriguez und Max und Tony umzubringen. Du
willst
das machen.«
    Ich starrte die Waffe an.
    »Und wenn Rache nicht Grund genug ist …« Er fing meinen Blick auf. »Mitleid ist es vielleicht. Ich will mit Sonny gehen. Lass nicht zu, dass die Kabale mich mitnimmt. Bitte!«
    Ich nahm die Pistole. Schloss die Finger um den Griff.
    »In den Mund. Oder den Hinterkopf. Das geht am schnellsten.« Ein winziges erschöpftes Lächeln. »Vielleicht nicht die chaotischste Methode, aber wenn du dir etwas rausholen kannst …« Sein Blick hob sich zu meinem. »Nimm, was du kriegen kannst, Hope! Mein letztes Geschenk.«
    Wenn er sterben wollte – umso mehr Grund für mich, nein zu sagen. Ihn zu bestrafen. Ihn der Kabale auszuliefern. Ihn zu zwingen, seinen Prozess durchzustehen. Ihn hinrichten zu lassen. Aber als ich da stand und ihm ins Gesicht blickte, sah ich immer noch Jaz, und ich fühlte immer noch etwas. Vielleicht war es tatsächlich nichts anderes als Mitleid, aber es war genug.
    Er öffnete den Mund. Ich schob den Lauf hinein.
    »Treten Sie zurück von ihm!«
    Ich fuhr so heftig zusammen, dass der Lauf Jaz’ Gaumen rammte. Zwei Männer in Kampfanzügen näherten sich von links. Zwei weitere von rechts. Alle mit Schusswaffen in den Händen, die sie auf mich gerichtet hatten.
    »Sie haben
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