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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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dazu ein paar Begabungen, die mir helfen, Chaos ausfindig zu machen. Visionen von traumatischen Erfahrungen in der Vergangenheit zum Beispiel, was auch der Grund ist, warum ich weiß, wie das Opfer hier gestorben ist. Und ich kann chaotische Gedanken lesen, etwa den, der Ihnen gerade durch den Kopf geht, Officer. Sie überlegen sich, ob Sie unauffällig einen Krankenwagen rufen oder mich lieber vorher auf dem Boden fixieren sollten, für den Fall, dass meine psychotische Phase in Gewalttätigkeit ausartet.«
    Und so blieb ich bei meinem Job – die Neuigkeiten zu notieren, nicht persönlich zu ihnen beizutragen. Ich fand eine geeignete Auskunftsquelle in dem jüngsten der anwesenden Polizisten – frisch polierte Uniformknöpfe und ein Blick, der den Kameras folgte. Seine Schultern strafften sich jedes Mal, wenn eine davon Anstalten machte, in seine Richtung zu schwenken, und sackten wieder ab, wenn die Kamera sich ein anderes Ziel suchte.
    Als ich näher kam, glitt sein Blick über mich hin, und er hob den Kopf, um sein kantiges Kinn ins beste Licht zu rücken. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Als ich das Notizbuch herausholte, strahlte das Lächeln förmlich auf, und er tat einen Schritt vorwärts, um mir den Weg abzuschneiden, bevor ich es mir anders überlegte.
    »Hallo!«, sagte er. »Sie habe ich noch nie gesehen. Neu bei der
Gazette?
«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich arbeite für die überregionale Presse.«
    Seine Augen begannen zu funkeln, als er sich vorstellte, wie sein Name in der
Time
oder in
USA Today
erschien. Ich hatte in solchen Momenten immer ein etwas schlechtes Gewissen. Dabei erschien
True News
wirklich landesweit – es war eine Boulevardzeitung, die in den Supermärkten verkauft wurde.
    »Hope Adams«, sagte ich, während ich ihm die Hand hinstreckte.
    »Adams?«
    »Ja, genau.«
    Ich sah, wie er unwillkürlich rot wurde. »Sorry, ich … äh, ich war mir einfach nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe.«
    Offenbar entsprach ich nicht dem, was der Polizist sich unter einer »Hope Adams« vorstellte. Meine Mutter war als indische Austauschstudentin an das College gekommen, an dem sie meinen Dad kennengelernt hatte. Aber natürlich war Will Adams nicht mein biologischer Vater, und Halbdämonen erben ihre äußere Erscheinung von ihren Müttern.
    Während wir noch Bekanntschaft schlossen, kam plötzlich ein Mann hinter dem Grabmal hervorgetorkelt. Er spähte in alle Richtungen, sein Blick wirkte hektisch hinter den grün getönten Brillengläsern. Als er uns entdeckte, kam er auf uns zu. Ein schwarzer Fingernagel stach in unsere Richtung.
    »Sie haben ihn erwischt, richtig?«
    Die Hand des Polizisten glitt zum Gürtel. »Sir, ich muss Sie bitten zurückzutreten …«
    »Oder?« Der Mann kam wenige Zentimeter vor dem Polizeibeamten zum Stehen. Er schwankte leicht. »Sonst erschießen Sie mich? So wie Sie ihn erschossen haben? Nehmen mich auch mit? Um mich zu studieren? Zu sezieren? Und dann bestreiten Sie alles?«
    »Wenn Sie von dem Opfer sprechen …«
    »Ich rede von dem Werwolf.«
    Der Polizist räusperte sich. »Es … äh, es handelt sich nicht um einen Werwolf. Das Opfer wurde …«
    »Gefressen!« Der Mann beugte sich vor; Speichel sprühte. »Zerrissen und aufgefressen! Überall Spuren. Dieses Mal können Sie das nicht vertuschen.«
    »Ein Werwolf?«, fragte eine Frau im Vorbeigehen. Dann kam sie näher. »Das hab ich auch schon gehört.«
    Der Polizist schickte ein winziges »Glaubt man das?«-Lächeln in meine Richtung. Ich gab mir alle Mühe, es zu erwidern. Ich glaubte es – dass die Leute glaubten, hier sei ein Werwolf am Werk gewesen. Das war schließlich der Grund dafür, dass
True News
die Frau fürs Abgedrehte geschickt hatte, um der Geschichte nachzugehen. Und was die Werwölfe selbst anging, an die glaubte ich auch – obwohl ich schon vor der Vision gewusst hatte, dass dies keiner von ihren Morden war.
    »Tut mir leid«, sagte der Polizist, als er den Verschwörungstheoretiker schließlich losgeworden war.
    »Werwölfe? Ich frage mich, wo dieses Gerücht hergekommen ist?«
    »Die Teenager, die die Leiche gefunden haben, bekamen einen Riesenschreck, als sie überall die Hundespuren sahen, und sie haben im Netz was von Werwölfen geschrieben. Ich habe keine Ahnung, was der Hund mit der ganzen Mordsache zu tun hat.«
    In Gedanken formulierte ich bereits meinen Artikel.
Auf die Frage nach den Werwolfgerüchten musste ein Polizeibeamter am Schauplatz
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