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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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nicht so ganz, welche Rolle Karl bei alldem spielen würde. Er geht mit Sicherheit nicht mehr als Collegestudent durch.«
    »Nein, aber er könnte Sie schützen.«
    »Ich kann chaotische Gedanken lesen. Ich habe vielleicht keine Werwolfkräfte, aber wenn jemand vorhat, gleich eine Schusswaffe auf mich zu richten, dann merke ich es.«
    »Sie würden vielleicht einmal in ein Büro oder eine Wohnung einbrechen müssen …«
    »Die Grundlagen hat Karl mir beigebracht.«
    Benicio lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Vielleicht würden Sie ihn dann also gar nicht brauchen. Das würde die Sache mit Sicherheit einfacher machen. Ich verliere ungern die Zeit, die nötig wäre, ihn zu finden und zurückzuholen.«
    »Nein, ich … ich habe damit nicht gemeint, dass ich es machen will.«
    Benicio zog beide Augenbrauen hoch, als wollte er fragen: Was haben Sie denn dann gemeint? Die Ausflüchte lagen mir bereits auf der Zunge, aber der Dämon in meinem Blut flüsterte: »Warum nicht? Du schuldest ihm was. Bring’s hinter dich.«
    Ich stellte das Gefäß in den Becherhalter. »Nein. Es tut mir leid. Ich bin sehr geschmeichelt, dass Sie mich dafür in Betracht ziehen, aber es sieht so aus, als bräuchten Sie Ihre Agentin gleich jetzt und hier, aber ich habe nächste Woche eine Weiterbildung anstehen …«
    »Bis dahin wären Sie wieder zu Hause. Wir fliegen jetzt gleich nach Miami, Sie machen die Initiationsprüfung heute Nachmittag und sind heute Abend Mitglied der Gang.«
    Heute Abend Mitglied … Ich leckte mir über die trockenen Lippen; dann schluckte ich und brachte ein Auflachen zustande. »Heute? Damit ist die Sache leider entschieden. Ich kann heute unmöglich weg. Heute Abend soll ich wieder in Philly sein mit meiner Story …«
    Mein Blick fiel auf einen Laster, der uns überholte. Wir waren auf einer vierspurigen Hauptstraße.
    »Wo sind wir? Ich habe gesagt, einmal um den Block …«
    »Mein Fahrer nimmt eine längere Route, damit wir etwas mehr Zeit zum Reden haben.«
    Ich zögerte, aber schließlich hatte er seinen zweiten Leibwächter beim Park zurückgelassen, was wahrscheinlich bedeutete, dass er mich in diesem Moment nicht gerade kidnappte.
    »Was Ihren Artikel angeht«, sagte Benicio, »so habe ich bereits meine Leute drangesetzt. Sie werden Ihnen alles liefern, was Sie brauchen, um ihn zu schreiben. Danach können Sie bei
True News
anrufen und ihnen sagen, dass Sie im gleichen Zusammenhang einer größeren Story auf der Spur sind – für die ich Ihnen ebenfalls das Material liefern kann.«
    Ich zupfte an meinem durchweichten Rocksaum herum und sagte nichts.
    »Und was Karl betrifft«, fuhr er fort, »steht es Ihnen frei, diesen Auftrag ohne ihn zu erledigen. Aber ich bestehe darauf, Lucas und Paige zu benachrichtigen, sodass Sie mit ihnen reden und alle Bedenken zur Sprache bringen können, die Sie möglicherweise haben. Ich arrangiere dies nicht hinter dem Rücken meines Sohns. Wenn er nach Miami kommen und das Projekt selbst beaufsichtigen will, wäre er mir sehr willkommen.«
    Mir gingen die Ausflüchte aus. Ich hätte ganz einfach sagen sollen: Tut mir leid, aber ich will den Auftrag nicht. Aber ich brachte die Lüge nicht über die Lippen.
    Ganz gleich wie Benicio es formulierte, ich schuldete ihm etwas – und auch wenn er selbst niemals von einer Schuld sprechen würde, es lieferte ihm eine Entschuldigung, mir weiterhin »Angebote« zu machen. Dies würde mir die ideale Gelegenheit bieten, die Verpflichtung loszuwerden, die wie eine schwarze Wolke über mir hing. Eine Woche oder weniger, ab sofort; für alle Eventualitäten war vorgesorgt, und Lucas und Paige waren dabei, was mir die Gewissheit gab, dass die Sache rechtens war. Und ich würde auf diese Art nicht nur meine Verbindung zu Benicio loswerden, sondern auch das Letzte, was mich mit Karl verband – die gemeinsame Verpflichtung Benicio gegenüber.
    Zudem würde es mir die Gelegenheit liefern, die ich brauchte, um mich selbst auf die Probe zu stellen. Vor einem Jahr hatte ich eine Erfahrung gemacht, die mir immer noch Alpträume verursachte. Ich war in eine Situation geraten, in der das Chaos nur so brandete; ich hatte eine Freundin in Gefahr gesehen, und eine Sekunde lang hatte ich das Bedürfnis verspürt, mich einfach herauszuhalten und die Situation zu genießen. Ich musste meine Grenzen kennenlernen und sie erweitern, lernen, wie ich mit ihnen umgehen konnte.
    Ich wandte mich Benicio zu. »Ich mach’s.«

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Lucas
    1
    M
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