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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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hinter den getönten Scheiben im Auto saß.
    Plötzlich lag mir mein hastig hinuntergeschlungenes Frühstück wie ein Stein im Magen.
    »Wenn es um das da geht« – ich schwenkte den Arm in Richtung Mordschauplatz –, »dann können Sie Mr. Cortez sagen, es handelt sich hier nicht um einen Werwolf, und somit …« Ich unterbrach mich. »Es geht gar nicht um das Werwolfgerücht, oder?«
    Troy schüttelte den Kopf. Was aber hätte Benicio Cortez sonst für einen Grund haben können, von Miami her einzufliegen, um mit einem halbdämonischen Niemand zu reden? Den, dass ich ihm etwas schuldete. Jetzt wurde das Bagel in meinem Magen zu Blei.
    »Okay«, sagte ich, während ich auf mein Notizbuch zeigte. »Ich bin hier gerade mitten in einer Story, aber ich könnte mich in, sagen wir, einer Stunde mit ihm treffen …« Ich sah mich nach einem Café um.
    »Er muss aber jetzt mit Ihnen reden.«
    Troys Stimme war ruhig, geradezu sanft, aber sie hatte einen metallischen Klang, der mir signalisierte, dass ich keine Wahl hatte. Benicio Cortez wollte mit mir reden, und es war Troys Aufgabe, ihm dies zu ermöglichen.
    Ich sah zu dem Schauplatz hinüber. »Kann ich noch ein paar Minuten haben? Wenn ich noch mit einem einzigen Zeugen rede, habe ich genug für den Artikel …«
    »Darum wird Mr. Cortez sich kümmern.«
    Er berührte mich am Ellbogen; sein Blick hielt meinen fest, mitfühlend, aber unnachgiebig. Als ich mich immer noch sträubte, beugte er sich vor und senkte die Stimme. »Er würde gern im Auto mit Ihnen reden, aber wenn Ihnen ein öffentlicher Ort lieber wäre – das könnte ich arrangieren.«
    Ich schüttelte den Kopf, schob das Notizbuch in die Tasche und gab ihm zu verstehen, er solle vorangehen.
     
    Als ich an den Bordstein trat, pflügte ein vorbeifahrendes Auto durch eine Pfütze aus halb geschmolzenem Schnee und schleuderte eine Wolke von Matsch zur Seite. Ich machte einen Satz nach hinten, aber sie erwischte mich trotzdem noch; eisige Tropfen sprenkelten meinen Rock und die Strümpfe, rutschten mir an den Beinen hinunter und landeten in meinen Schuhen. Das war es dann wohl gewesen mit dem präsentablen Äußeren.
    Ich rieb mir die Arme und redete mir ein, dass die Gänsehaut auf die Dusche zurückging und nicht auf die Furcht vor einer Begegnung mit Benicio Cortez. Ich war in Gesellschaftskreisen aufgewachsen – einen Hauptgeschäftsführer kennenzulernen hätte mich nicht weiter nervös machen sollen. Aber die Cortez Corporation ist nicht einfach irgendein Name aus der Fortune-500-Liste.
    Eine »Kabale« sieht nach außen hin aus wie jedes andere multinationale Unternehmen, aber ihre Eigentümer und leitenden Angestellten sind Paranormale, und die spezifischen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter geben ihr einen Vorteil der Konkurrenz gegenüber. Diesen Vorteil nutzt die Kabale zu den verschiedensten Zwecken – von legitimen (dem Schutz ihrer Tresorräume mittels Magierformeln) über ethisch zweifelhafte (schamanische Astralprojektion zum Zweck der Industriespionage) bis zu verabscheuungswürdigen (etwa der Ermordung eines Konkurrenten durch einen teleportierenden Halbdämon).
    Ich hatte zwei Jahre lang für die Cortez-Kabale gearbeitet. Unwissentlich. Angeheuert hatte mich Tristan Robard, den ich für einen Repräsentanten des paranormalen Rates gehalten hatte, und er hatte mich auch bei
True News
untergebracht. Meine Aufgabe dort war es, ein Auge auf paranormale Geschichten zu haben, die echten davon herunterzuspielen oder ganz aus der Presse zu halten und alles Beunruhigende dem Rat zu melden. Bald half ich dem Rat auch dabei, Paranormale aufzuspüren, die sich nicht an die Regeln hielten.
    Es war eine perfekte Methode gewesen, meinen Hunger nach Chaos zu befriedigen, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Es könnte einem dabei der Ausdruck »zu gut, um wahr zu sein« einfallen, aber ich war damals in einer sehr üblen Verfassung gewesen: depressiv, wütend, ratlos. Wenn man so weit unten ist und jemand einem die Hand hinstreckt, um einem wieder nach oben zu helfen, dann greift man danach und stellt keine Fragen.
    Dann hatte ich meinen bis dahin schwierigsten Auftrag bekommen. Ich sollte bei einer Museumsgala einen werwölfischen Juwelendieb erwischen. Ich war unglaublich stolz auf mich gewesen … bis der Werwolf, Karl Marsten, mir die rosa Brille von der Nase geschlagen und mir gezeigt hatte, dass ich in Wirklichkeit die ganze Zeit für die Cortez-Kabale gearbeitet hatte.
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