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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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zugeben, dass er für die Kombination aus Menschen- und Hundespuren keine Erklärung hat.
Das ist der Trick, wenn man für eine Boulevardzeitung schreibt: Man nimmt sich die Tatsachen vor und knetet sie zurecht, deutet an, suggeriert, unterstellt … So lange niemand dabei ungerechtfertigterweise gedemütigt wird und keine Quellen genannt werden, habe ich keine Probleme damit, meinen Lesern die Unterhaltung zu liefern, die sie wollen.
    Auch Karl hätte das Ganze amüsiert. Hätte man mich vor ein paar Monaten auf diese Geschichte angesetzt, hätte ich begierig auf seinen nächsten Anruf gewartet, um dann sofort sagen zu können: »Hey, ich hab hier eine Werwolfgeschichte. Kann ich von dir ein Statement kriegen?« Er hätte irgendeinen bissigen Kommentar abgegeben, und ich hätte mich auf dem Sofa zusammengerollt in Erwartung eines langen Telefongesprächs, hätte mir eingeredet, dass es einfach nur Freundschaft war, dass ich niemals dumm genug sein würde, mich mit Karl Marsten einzulassen. Reiner Selbstbetrug natürlich. In dem Augenblick, in dem ich ihm gestattet hatte, die Grenze zwischen Freundschaft und etwas anderem zu überschreiten, hatte ich mir die Finger verbrannt … und es war genau so schmerzhaft gewesen, wie ich immer befürchtet hatte.
    Ich schob die Erinnerungen an Karl zur Seite und konzentrierte mich auf die Story. Der Polizist hatte gerade etwas über die Identität der Teenager herausgelassen, die die Leiche gefunden hatten – offenbar zwei Mädchen, die in der 7-Eleven-Filiale an der Ecke arbeiteten –, als sich schlagartig Wolken vor die Sonne schoben und den hellen Tag zur Dämmerung machten. Ein Donnerschlag dröhnte, und ich ließ meinen Kugelschreiber fallen. Als der Polizist sich bückte, um ihn aufzuheben, warf ich einen schnellen Blick in die Runde. Niemand sah zum Himmel hinauf oder versuchte hastig ein Dach zu finden. Alle Welt machte gelassen mit dem weiter, was sie gerade tat.
    Auch der Polizist redete weiter, aber ich konnte ihn über dem Donnergrollen kaum verstehen. Ich biss die Zähne zusammen und wartete darauf, dass die Vision zu Ende ging. Ein aufziehender Sturm? Möglich, wenn er genug Zerstörungspozential hatte, um sich als chaotisch zu qualifizieren. Aber ich vermutete eher, dass die Ursache ein Tempestras war – ein Sturm-Halbdämon. Eine der Nebenwirkungen meiner Gabe war es, dass ich andere Paranormale an ihren chaotischen Kräften erkennen konnte.
    Ich warf nochmals einen verstohlenen Blick in die Runde und entdeckte eine Person, die ich zuvor nicht bemerkt hatte: einen dunkelhaarigen Mann, mindestens einen Meter neunzig groß, mit dem Körperbau eines Linebacker, den ein maßgeschneiderter Anzug nur notdürftig verbarg.
    Er schien zu mir herüberzusehen, aber hinter seiner dunklen Sonnenbrille war dies nicht mit Sicherheit zu sagen. Dann schob er die Brille nach unten. Blassblaue Augen fingen meinen Blick auf, und er senkte zur Begrüßung kurz das Kinn, bevor er zu uns herüberkam.
    »Ms. Adams? Auf ein Wort, wenn es Ihnen recht ist?«

[home]
Hope
    Der Pate
    I ch versuchte, mögliche chaotische Schwingungen aufzufangen, und spürte nichts. Nichtsdestoweniger hatte ich, wenn ein riesiger halbdämonischer Fremder mich ein paar hundert Meilen von zu Hause entfernt aufspürte, wahrscheinlich Grund zur Nervosität.
    »Gehen wir doch da rüber!«
    Er deutete zu einem stillen Fleck unter einer Ulme. Als wir sie erreicht hatten, schauderte er und sah hinauf in das dichte Astgewirr.
    »Nicht gerade der wärmste Platz hier«, bemerkte er. »Wahrscheinlich ist das der Grund dafür, dass es der einzige ruhige Ort im ganzen Park ist. Keine Sonne.«
    »Aber das könnten Sie ja ändern.«
    Ich wartete auf den Widerspruch, aber stattdessen bekam ich ein Grinsen, das die Kälte der eisblauen Augen schmelzen ließ.
    »Na, das ist mal eine praktische Begabung. Die könnte ich bei meinem Job auch brauchen.«
    »Und der ist?«
    »Troy Morgan«, sagte er gleichsam als Antwort. »Mein Boss würde gern mit Ihnen reden.«
    Bei dem Namen fiel mir auch der Rest wieder ein. Benicio Cortez’ persönlicher Leibwächter.
    Ich folgte Troys Blickrichtung zu einem Auto, das mit laufendem Motor in fünfzehn Meter Entfernung stand. Ein weißer Geländewagen mit dem Cadillac-Emblem auf den Radkappen. Neben dem Wagen stand ein dunkelhaariger Mann, der als Troys Zwillingsbruder hätte durchgehen können. Wenn beide Leibwächter von Benicio Cortez anwesend waren, dann bestand kein Zweifel, wer
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