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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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Als wir dem Schlamassel mit Mühe und Not entkommen waren, hatte sich eine sehr unerwartete Partei der Aufräumarbeiten angenommen: Benicio. Es stellte sich heraus, dass meine Tätigkeit eine eigenmächtige und geheime Maßnahme vonseiten Tristans gewesen war und sein Vorgehen gegen Karl ein rein persönlicher Akt. Zur Wiedergutmachung hatte Benicio die Leichen verschwinden lassen und Karl die nötige ärztliche Versorgung verschafft.
    Dafür standen wir jetzt in seiner Schuld. Bisher hatte ich mir deshalb nie Gedanken gemacht, denn schließlich war ich ja nicht die alleinige Schuldnerin. Karl war professioneller Dieb und eigentlich in der Lage, mich bei jedem Halbweltauftrag anzuleiten, den Benicio uns übertragen würde.
    Aber jetzt war Benicio da, um die Schuld einzutreiben, und Karl war nicht in Reichweite, um mich zu schützen.
     
    Mein Rock machte ein obszönes Quietschgeräusch, als ich mich auf das Lederpolster des Geländewagens schob. Wenn der Mann im Inneren es gehört hatte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken – er streckte lediglich eine Hand aus, um mir zu helfen.
    Als die Tür geschlossen wurde, verstummte das Dröhnen des morgendlichen Berufsverkehrs. Nur murmelnder Calypso-Jazz war noch zu hören, so leise, dass ich mir Mühe geben musste, die Musik auch nur wahrzunehmen. Auch der Geruch nach Auspuffgas war wie ausgelöscht; stattdessen roch ich kalten Rauch.
    »Zigarre«, erklärte der Mann, als er mein unwillkürliches Naserümpfen bemerkte. »Kubanisch, wobei der Preis den Geruch nicht angenehmer macht. Ich habe einen Nichtraucherwagen angefordert, aber bei den besseren Leihwagen bilden die Leute sich ein, wenn sie nur genug zahlen, können sie tun, was sie wollen.«
    Benicio Cortez. Er hatte wenig Ähnlichkeit mit dem einzigen anderen Cortez, den ich kannte: seinem jüngsten Sohn Lucas. Benicio war über sechzig, wahrscheinlich nicht über einen Meter fünfundsiebzig groß, untersetzt und mit einem breiten Gesicht. Nur die Augen erinnerten mich an seinen Sohn – es waren schöne Augen, groß und dunkel. Der Typ Mann, den man ohne weiteres bitten würde, einem kurz die Handtasche zu halten oder den kleinen Sohn zum Herrenklo zu begleiten. Ich möchte wetten, dieser Eindruck konnte sehr nützlich sein, wenn er einem erklärte, wie gut er verstehen könne, dass man den seit drei Generationen in der Familie befindlichen Betrieb nicht verkaufen wolle … während er zugleich einem Feuerdämon die Nachricht schickte, er möge den Laden bitte abfackeln, bevor die Besitzer von dem Geschäftsessen zurückkamen.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir fahren?«, fragte er. »Wenn wir noch lang hier stehen bleiben, werde ich versuchen müssen, mich um einen saftigen Strafzettel herumzureden.«
    Ich war mir sicher, dass Benicio Cortez mehr als genug Bargeld dabei hatte, um den Strafzettel zu bezahlen. Nun könnte man anführen, dass kein Paranormaler gern mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als unbedingt nötig, aber ich hatte den Verdacht, dass er meine Nerven testen wollte … oder vielleicht auch meine Naivität – herausfinden, ob ich mich von ihm auf eine Fahrt mit unbekanntem Ziel mitnehmen lassen würde.
    Ich sagte: »Wenn Sie an der Ampel links abbiegen, stoßen Sie auf eine Baustelle, dort können Sie in aller Gemächlichkeit um den Block fahren.«
    »Wunderbar. Danke.«
    Ein Knopfdruck, und die Trennscheibe glitt summend nach unten. Als Benicio dem Fahrer Bescheid sagte, öffnete sich die Beifahrertür, und Troy stieg ein. Der zweite Leibwächter blieb zurück, wie um den Halteplatz seines Arbeitgebers zu bewachen.
    Benicio fuhr die Scheibe wieder hoch, griff zwischen die Sitze und holte eine Thermosflasche heraus.
    »Noch ein Nachteil der Leihwagen«, sagte er. »Keine Getränke im Auto. Ich fürchte, ich bin verwöhnt. Ich habe dies im Jet brauen lassen und kann Ihnen versichern, er ist ausgezeichnet, auch wenn der Behälter vielleicht wenig einladend aussieht.« Ein etwas schiefes Lächeln, als er die zerbeulte militärgrüne Thermosflasche hob. »Hässlich, aber sie erfüllt ihren Zweck besser als jede andere, die ich gesehen habe.«
    Der Vakuumverschluss knackte; duftender Dampf breitete sich im Auto aus.
    »Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich Sie bei der Arbeit unterbrochen habe.« Er reichte mir einen weißen Porzellanbecher. »Es war kein Ratsprojekt, oder? Meine Schwiegertochter wäre gar nicht begeistert.« Lucas war mit Paige Winterbourne verheiratet, der
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