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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition)
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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Gestern waren wir zusammen essen und er hat angefangen, mir eine ökologische Geldanlage schmackhaft zu machen. Ehrlich gesagt: Mir kam es eher verdächtig vor.“
    „Wie gesagt, ich kann nichts beweisen. Aber wenn der Fonds über ein Gesamtvermögen von fünfzig Millionen Euro verfügen soll, ist das eine große Nummer.“
    Charlotte Himbert sah das genauso. „Wir rufen die Kollegen von der Wirtschaftskriminalität dazu. Die müssen uns helfen.“
    „Wie wär’s, wenn Sie Ihre Meinung ändern und Jannis anrufen, um Geld bei ihm anzulegen?“, schlug Södermann vor, der nichts davon hielt, gleich andere Abteilungen hinzuzuziehen.
    „So lernen wir ihn zumindest ein bisschen besser kennen. Anschließend melde ich mich bei ihm wegen der Betrugsanzeige. Wie wär’s?“
    Charlotte überlegte kurz, dann griff sie zum Telefon und wählte die Handynummer, die Jannis ihr gestern gegeben hatte. Er meldete sich sofort.
    „Jetzt hast du es doch verstanden“, lachte er. „Es ist eine Goldgrube. An wie viel dachtest du?“
    „30.000 Euro“, log Charlotte.
    „Das ist eine gute Entscheidung. Hör zu, ich bin am Flughafen, auf dem Weg nach Hamburg. Ich komme erst übermorgen wieder nach Saarbrücken. Ich lasse dir schon mal alle Unterlagen zukommen. Wir treffen uns dann am besten, um den Rest zu regeln. Bis bald.“
    Charlotte gab vor, einverstanden zu sein und beendete das Gespräch. Zufrieden war sie nicht.
    „Womöglich macht der den Abflug. Geben Sie eine Fahndung raus, Södermann.“
    Till hatte sich einige Kopien gemacht, bevor er gestern aus dem Büro verschwunden war. Jannis hatte netterweise auf der Straße einen Riesenkrach veranstaltet. Nur deshalb hatte Till sich in letzter Minute noch aus der Wohnung gerettet. Heute machte er Hausaufgaben – und es machte ihm riesigen Spaß.
    Jannis hatte netterweise alle Zugangsdaten zu seinen Bankkonten im jeweiligen Ordner mit PIN und TAN abgelegt. Das machte es leichter für Till.
    „Sehr ordentlich“, lobte er ironisch und loggte sich ins On-linebanking der Firma SolarQPlus ein.
    Till fühlte sich wie Robin Hood. Als Retter der Sonnenwende schoss er zwar nicht mit Pfeil und Bogen, heute ging es einfach nur ums Kapital. Er würde für Gerechtigkeit sorgen. Er würde es auch für Benni tun. Die Polizei hatte seine Leiche noch nicht identifiziert. Till fürchtete noch immer, entdeckt zu werden.
    Till wollte auch dafür sorgen, dass Jannis nicht ungeschoren davonkam. Es sollte sich nicht auszahlen, dass er in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Eine Überweisung nach der anderen wurde ausgeführt. Und Till wurde immer gelassener.
    Die Fahndung wurde fast sofort an die Flughäfen herausgegeben. Der Zollbeamte in Frankfurt machte sich große Mühe und kontrollierte die Pässe der Fluggäste gründlicher denn je. Doch als Josef Müller den Schalter passierte, wurde er einfach durchgewunken. Josef trug einen Bart und Jannis war Vergangenheit.
    Kurze Zeit später saß Josef im Flieger und bestellte sich einen Cocktail. Ob mit oder ohne letzte Kundin – er war auf dem Weg in die Karibik. Das musste gefeiert werden.
    Klaus Södermann und Charlotte Himbert waren weniger gut gelaunt. Am Nachmittag hatte ihnen irgendjemand Unterlagen von SolarQPlus zugespielt. Die Papiere hatten im Briefkasten gelegen. Es waren Originale, also bestand kein Zweifel an deren Richtigkeit. Jetzt hatten sie es schwarz auf weiß: Anlagebetrug in vielen Tausend Fällen. Insgesamt hatte Jannis fünfzig Millionen Euro für seinen Fonds eingesammelt. Das meiste davon – etwa dreißig Millionen Euro – war ins Ausland überwiesen worden. Den Rest hatte er als Erträge ausbezahlt. So war der Schwindel bis heute nicht aufgeflogen.
    „Ich könnte mich schwarz ärgern“, sagte Charlotte zu Södermann. „Ich hatte ihn vor meiner Nase sitzen. Zwei Tage lang. Sogar seine Handynummer hat er mir gegeben.“
    „Nehmen Sie’s nicht so schwer, Chefin“, sagte Södermann versöhnlich. „Sie hatten ja bis eben nichts in der Hand gegen ihn. Ein Verdacht reicht eben nicht aus. Und: Sie sind wenigstens nicht auf ihn reingefallen. Eine andere hätte ihm vielleicht ihr Erspartes überwiesen und er hätte das auch noch mitgenommen.“
    „Schwacher Trost.“
    „Ich weiß, ich hatte mir schon ausgemalt, wie er bei seiner Verhaftung aussieht“, ließ Södermann seinen Frust raus.
    „Aber wissen Sie was, Södermann? Sie sind eigentlich gar nicht so übel. Als Polizist und als Kollege.“
    Södermann musste grinsen
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