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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition)
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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ein.
    Er hatte gleich mehrere E-Mails von Kunden bekommen. Einige wollten nach zeichnen, verlangten neue Anlage-Vorschläge. Auch der Chef hatte geschrieben. Jannis war sehr zufrieden mit ihm und kündigte einen weiteren Bonus an. Das Geld kam gelegen: Gestern war eine Spendenanfrage von Öko-Aktiv gekommen. Die Organisation setzt sich für ökologische Energiewirtschaft ein. Till war kurz nach der Gründung Fördermitglied geworden. Dort hatte er auch Benni kennengelernt.
    Till machte sich an die Arbeit, bereitete seinen Vortrag am Abend vor. Er würde wieder von der „Sonnenwende“ sprechen. Das kam bei seinen Zuhörern gut an.
    Viel war nicht zu tun. Er hatte Routine. Als der Hunger sich meldete, verließ Till seine Dachwohnung und ging hinunter ins Nauwieser Viertel. Er würde sich ein spätes Mittagessen im Restaurant an der Ecke gönnen. Natürlich nur vegetarisch, er wollte doch keine Leichenteile auf dem Teller. Kurz danach stand ein knackiger Salat mit Kartoffeln vor ihm und Till dachte nicht länger über die neuen SolarQPlus-Kunden nach. Für einen kurzen Moment vergaß er auch seine Sorgen.
    Klaus Södermann dachte nicht ans Essen. Er konnte eigentlich gar nicht mehr denken. Sein Kopf war leer. Die drei Jungs aus der Einbrecher-Datei hatten alle hervorragende Alibis. Sie saßen im Knast. Södermann war frustriert. Er hatte vorgeschlagen, die Öko-Szene zu durchforsten. Die Kollegen hatten gemurrt, waren dann aber an die Arbeit gegangen.
    Aber er war am Ende. Das frühe Aufstehen machte ihn fertig. Am Nachmittag hatte er zu allem Übel gleich mehrere Anzeigen wegen Anlagebetruges auf den Tisch bekommen. Da hatten Leute in Solarenergie investiert, hatten in den neuen Bundesländern die angeblichen Flächen gesucht, um voller Stolz vor der „eigenen PV-Anlage“ zu stehen und stellten fest: Dort war nichts. Södermann legte die Anzeigen auf die Seite.
    „Ich kümmere mich morgen drum“, sagte er laut. Selbstgespräche – bei ihm ein deutliches Zeichen dafür, dass er übermüdet war.
    Södermann schwor sich, die Kollegen zu fragen, ob sie auch so viele Nacht-Einsätze hatten. Womöglich war er der Einzige? Diese neue Chefin, die hatte es auf ihn abgesehen. Er war sich ganz sicher. Warum musste auch ausgerechnet er eine Frau als Vorgesetzte bekommen? Und obendrauf dieser Tote im Umspannwerk. Der Fall gab ihm Rätsel auf. Das Unternehmen wollte am liebsten gar keine Öffentlichkeit. Der Vorstand fürchtete Trittbrettfahrer.
    Ein echter Schaden am Umspannwerk oder Manipulationen an den Schutzrelais, wie er es genannt hatte, hätten einen Millionenschaden zur Folge. Das Unternehmen wollte ab jetzt einen Sicherheitsdienst beauftragen. Södermann meldete sich ab und ging nach Hause. Heute würde er ohnehin nichts mehr zustande bringen.
    Als Charlotte am Abend in ihre leere Wohnung kam, lag ein dicker Blumenstrauß vor der Tür. Sie öffnete die Karte und las: „Will nicht bis nächste Woche warten. Bin im Rossini. J.“ Charlotte zögerte nicht lange. Sie ging kurz in die Wohnung, kam in Freizeitkleidung wieder heraus und musste sich Mühe geben, nicht zum Italiener an der Ecke zu rennen.
    „Da bist du ja“, sagte Jannis nur und umarmte sie herzlich.
    Er hatte einen Tisch im Biergarten und bestellte für sie beide Wein und Pizza. Nun schenkte Charlotte ihrem Gegenüber ihre volle Aufmerksamkeit. Nach und nach gab sie ihre Reserve auf. Den jungen Mann, der auf der anderen Straßenseite vorbeiging, bemerkten sie beide nicht.
    Es war DIE Gelegenheit. Till hatte schon lange überlegt, ob er es machen sollte. Seit einiger Zeit hatte er nämlich den Verdacht, dass sein Chef vor ihm Geheimnisse hatte. Er schaute auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zur Veranstaltung. Kurz entschlossen ging er in Richtung Jannis’ Büro. Die Haustür stand offen, die Wohnungstür im vierten Stock war für ihn kein Problem. Leise schlich er sich in den Flur, dann machte er sich über die Ordner von SolarQPlus her.
    Charlotte war ganz Ohr. Sie saß in der Pizzeria, trank das zweite Glas Rotwein, fühlte sich rundum satt und zunehmend entspannt.
    „Ich weiß nicht, ob dich das interessiert, aber ich bin da heute auf eine Super-Geldanlage gestoßen“, sagte Jannis beiläufig. „Ich weiß, das ist eigentlich kein Thema für den Feierabend, das sollte man sich in Ruhe anschauen, aber es geht um Fotovoltaik. Hundert Prozent sichere Sache. Du weißt ja, EEG, Erneuerbare-Energien-Gesetz. Du sorgst dafür, dass Sonnenstrom
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