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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition)
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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Alfred Kronwitter zu erreichen. Um halb elf gab sie es auf und ging ins Bett. Der Artikel war zwar noch nicht fertig, aber so weit vorbereitet, dass sie ihn in der Redaktionskonferenz vorstellen konnte. Dass es dazu nie kommen würde, konnte Beatrice Bernstein zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
    ***
    Am nächsten Morgen hing die Luft wie ein ungewaschener Vorhang über der Stadt. Es würde einer dieser schwülen Sommertage werden, an denen Berlin und seine Bewohner allzu oft leiden mussten. Die genannte Adresse zu finden, war nicht sonderlich schwer für eine Journalistin, die sich in Berlin und Umgebung bestens auskannte.
    Der rote Backsteinbau musste einst eine schmucke Villa gewesen sein. Jetzt schien er unbewohnt oder als Lagerraum zu dienen. Beatrice betrat das Gelände, dessen rostige Zauneinfriedung dahinbröckelte. Sie umrundete das heruntergekommene Gebäude, ohne Anzeichen auf die Anwesenheit einer anderen Person zu finden. Als sie wieder an der Eingangstür angekommen war, stellte sie fest, dass diese nicht verschlossen war. Beatrice drückte gegen die Tür, die sich mit einem leisen Knarren öffnete.
    „Hallo?“, rief Beatrice, ohne das Gebäude zu betreten. „Ist da jemand?“
    Statt einer Antwort ertönte aus dem Inneren der Klingelton eines Telefons in der Melodie der deutschen Nationalhymne.
    „Hallo?“, wiederholte Beatrice. „Was soll der Scheiß?“
    Das Telefon klingelte weiter, ohne dass sich eine menschliche Seele zeigte. Beatrice nahm ihren Mut zusammen und betrat das Gebäude. Hinter einem kurzen Flur lag ein großes Zimmer, in dem ein Stuhl als einziges Möbelstück stand. Darauf lag das Telefon, das in gleichbleibender Melodie auf sich aufmerksam machte. Beatrice rief mehrmals in den Raum, aber nichts weiter tat sich. Schließlich nahm sie das Telefon und drückte die Annahmetaste.
    „Hallo?“
    „Guten Morgen, Frau Bernstein. Schön, dass Sie gekommen sind.“
    „Wer sind Sie? Was soll das? Was wollen Sie?“
    „Das sind viele Fragen auf einmal, Frau Bernstein. Mein Name tut nichts zur Sache, und um Ihre übrigen Fragen zu beantworten: Ich wollte sichergehen, dass Sie tun, was ich Ihnen sage. Ein Test sozusagen.“
    „Ich werde nicht mit Ihnen reden, wenn ich nicht weiß, wer Sie sind.“
    „Frau Bernstein, Sie sind Journalistin, und ich habe Informationen, die Sie nicht verschmähen sollten.“
    „Informationen? Worüber?“
    „Das werde ich Ihnen am Telefon nicht erzählen. Es sind wichtige Informationen von internationaler Bedeutung. Die Chance Ihres Lebens.“
    „Hören Sie zu, Sie Komiker! Ich will jetzt wissen …“
    „Kommen Sie in zwei Stunden ins Café Norman, Schlesier Straße, ich werde Sie erwarten. Übrigens: Die Lederjacke steht Ihnen gut, und Ihren Kollegen Kronwitter dürfen Sie gerne mitbringen, vier Ohren hören mehr als zwei. Ich denke, heute werden Sie ihn erreichen. Gestern Abend im Theater … da ist es schwierig, jemanden zu erreichen …“
    „Sie haben mich abgehört? Sie beobachten mich? Wo verdammt noch mal …“
    „Um zehn im Norman. Und bitte legen Sie das Telefon wieder hin, es gehört Ihnen nicht. Bis später.“
    „Hallo! Verdammt noch mal …“
    Die Verbindung war unterbrochen, das Gespräch beendet. Beatrice brauchte nur ein paar Augenblicke, um die Fassung wiederzuerlangen. Sie legte das Telefon auf den Stuhl und eilte aus dem Haus. Wenn der Kerl wusste, welche Kleidung sie trug, musste er irgendwo in der Nähe sein und sie beobachten. Sie schaute sich nach allen Seiten um, aber kein Mensch war zu sehen. Möglicherweise hockte er hinter einem Gebüsch oder saß in einem der umliegenden Gebäude und überwachte sie mit einem Fernglas.
    Plötzlich wurde ihr der Ort unheimlich, und sie sprang in ihren Wagen. Mit quietschenden Reifen brauste sie davon. Erst einige Kilometer weiter hielt sie auf dem Parkplatz eines Supermarktes und griff zum Telefon. Alfred Kronwitter meldete sich bereits nach dem zweiten Klingelton.
    „Freddie, hier ist Trixi. Sitzt du gut? Ich …“
    „Guten Morgen erst mal. Wär gut, wenn du zwischen den Sätzen Luft holen würdest. Wo drückt der Schuh?“
    „Du, entweder ich habe einen großen Fisch an der Angel oder es verarscht mich jemand ganz fürchterlich …“
    Beatrice erzählte ihrem Chef die ganze Geschichte. Kronwitter machte seine Mitarbeiterin zunächst gehörig zur Schnecke, weil sie in einer heiklen Situation wieder einmal alleine unterwegs gewesen war. Auf Beatrices Intervention musste er
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