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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition)
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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produziert wird und der Staat sichert dir quasi zu, dass du über zwanzig Jahre satte Renditen einstreichst. Ich hab’ letztes Jahr sage und schreibe acht Prozent bekommen.“
    „Was du nicht sagst“, staunte Charlotte. „Aber du wirst es nicht glauben. Ich bin gerade dabei eine Wohnung einzurichten. Geldanlagen sind im Moment nicht wirklich mein Thema.“
    „Noch ein Glas Rotwein?“, fragte Jannis schnell. Diese Charlotte war wirklich eine harte Nuss. Bei acht Prozent springt normalerweise jeder, aber auch wirklich jeder, auf das Angebot an. Diese Frau war eine angemessene letzte Kundin für ihn. Er würde sie knacken, das schwor er sich.
    „Wenn ich noch mehr Wein trinke, werde ich womöglich ausfallend. Das möchte ich vermeiden.“
    „Du gönnst mir aber auch gar nichts. Aber um noch mal auf die Geldanlage zurückzukommen: Merk dir mal SolarQPlus. Das ist DER Geheimtipp, glaub mir, ich kenn’ mich da aus.“
    Bei Charlotte schrillten die Alarmglocken. Trotz Alkohol. SolarQPlus? - Plötzlich kam ihr das so bekannt vor. Wo hatte sie das schon mal gehört?
    „Ach ja, warte, ich schreib’ mir das gerade mal auf“, sagte sie laut. „Finde ich dazu im Internet Informationen?“
    „Mach dir gar keine Mühe. Ich bringe dir einen Prospekt vorbei. Du wirst begeistert sein“, zwinkerte Jannis ihr zu und legte seinen ganzen Charme in die Waagschale.
    „Eigentlich unfair, dass du jetzt meinen Nachnamen und meine Adresse kennst und ich deine nicht“, flirtete sie zurück. Charlotte war nun fest entschlossen, mehr über diesen Jannis herauszufinden und beugte sich mit dem Oberkörper weit über den Tisch, um ihn anzustrahlen.
    Genau in diesem Moment ging Klaus Södermann an der Pizzeria vorbei. Er hatte am Nachmittag zu Hause geruht. Der Schlaf wollte nicht so recht kommen, das war bei ihm immer so, wenn er aus einem Fall nicht schlau wurde. Außerdem machte ihn die Chefin fertig. Er stand ständig unter Hochspannung, hatte Angst etwas falsch zu machen. Von zu Hause aus hatte er wieder mit den Kollegen telefoniert. Gewaltbereite Aktivisten in der Öko-Szene waren nicht bekannt. Die Obduktion der Leiche war noch nicht abgeschlossen. Er hoffte auf einen DNA-Test, damit der Junge wenigstens identifiziert werden könnte. Vielleicht brachte ihn das weiter.
    Schließlich hatte er entschieden, noch auf ein Bier in die Stadt zu gehen. Vielleicht klappte es danach mit dem Schlafen. Eigentlich wollte er zum St. Johanner Markt, aber das Bild, das sich ihm im Rossini-Biergarten bot, war ein gefundenes Fressen. Die unnahbare Chefin war also auf Freiersfüßen. Ihr gegenüber saß so ein gelackter Typ.
    „Sieht aus wie ein Anlageberater“, fast hätte Klaus Södermann laut losgeprustet. SolarQPlus – das waren doch diese Anzeigen wegen Anlagebetruges, die auf seinem Schreibtisch lagen, dachte er noch und war von einer Minute auf die andere sehr vergnügt.
    Morgen würde er sich mal diese Betrugsfälle vorknöpfen. Jetzt hatte er richtig Lust dazu. Södermann trank noch ein Bier im „Scharfen Eck“ und unterhielt sich dort am Tresen mit einigen Gästen.
    Ein paar Straßen weiter durchlebte Till Neumann die zweite Hölle an diesem Tag. Alles, wofür er gearbeitet hatte, die Energiewende, der Sonnenstrom – nichts als Lug und Trug. Er hatte einige Zeit gebraucht, um das System von Jannis zu durchschauen. Die Fondsanteile von SolarQPlus waren akribisch sortiert. Was Till interessierte, waren die Solarprojekte. Außer einem kleinen Solarfeld in Thüringen hatte er selbst noch nie eine Fotovoltaikanlage gesehen. Die Unterlagen waren dürftig. Es gab keine Aufträge, keine Ausschreibungen. Die Rechnungen für den Bau der Anlagen kamen von einer Firma mit Sitz in Gibraltar.
    Klingt verdammt nach einer Briefkastenfirma, Till grübelte und schaute auf die Uhr. Der Vortrag heute Abend würde ausfallen müssen. Er schickte ein SMS an die Veranstalter und entschuldigte sich. Er würde heute keine SolarQPlus-Anlagen verkaufen. Ein Schrank im Büro war verschlossen. Till hatte ihn im Handumdrehen geöffnet.
    Charlotte Himbert war voll und ganz mit Jannis beschäftigt. Er war ja wirklich ein charmanter Bursche, aber er glaubte doch nicht ernsthaft, dass er ihr so schnell das Geld aus der Tasche ziehen könnte? Charlottes Kampfgeist war geweckt. Sie lenkte das Gespräch auf andere Themen, aber immer wieder kam eine Bemerkung über Investments in erneuerbare Energien, todsichere Geldanlagen mit hohen Renditen. Charlotte bedauerte
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