Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
meinte Dutton zweifelnd.
    »Wo kann ich George Cadott finden?« fragte ich.
    »Er ist im Augenblick nicht zu erreichen«, antwortete Horace.
    Wir tranken den Gin. Die Flasche war leer. Ich ging hinunter und besorgte im Spirituosengeschäft an der Ecke eine neue.
    Dutton war nicht mehr nüchtern. Caroline war von der Wirkung des Alkohols nichts anzumerken. Sie saß am Tisch und beobachtete mich unablässig.
    Dutton ging zum Telefon. Seine Stimme klang nicht mehr ganz klar.
    »Ich möchte ein Ferngespräch anmelden«, erklärte er der Telefonistin. »Hier spricht Horace Dutton, Lakeview 6—9857. Ich möchte ein Gespräch mit Herrn George Cadott anmelden. Voranmeldung bitte. George ist im Roadside Motel in Vallejo. Ich weiß seine Zimmernummer nicht, aber er ist dort eingetragen...«
    »Nicht unter seinem Namen, Horace«, warf Caroline ein.
    »Richtig! Moment, Fräulein. Warten Sie. Bleiben Sie am Apparat«, rief Dutton. »Ich werde mich nach dem Namen erkundigen.«
    »Er hat es uns nicht gesagt«, ließ sich Caroline vernehmen.
    »Doch«, widersprach Horace. »Er hat ihn mir gesagt... Chalmers. George Chalmers. Richtig. Fräulein? Chalmers. Nein, verbinden Sie mich. Ich bleibe am Apparat.«
    Er mußte einige Minuten warten. Er griff nach seinem Glas und nahm einen kräftigen Schluck. Dann setzte er unvermittelt sein Glas ab. Sein Gesicht wurde lebendig.
    »Hallo, George? George, alter Junge. Stell dir vor, was passiert ist! George, ich habe >Sonne über der Sahara< verkauft. Und ich habe einen tollen neuen Plan. So etwas hast du noch nie gehört. Ich habe endlich einen Kenner gefunden, der Urteilsvermögen und Verständnis besitzt. Er weiß Bescheid, George. Du kannst mir glauben, alter Junge. Er erkennt ein Talent, wenn er es sieht. Warte, George, so warte doch! Ich weiß, ich weiß. Ja, natürlich. Aber das hier ist ein Notfall, George, ich meine, ein dringender Fall. Es ist eine Krise. Von jetzt an wird sich mein ganzes Leben ändern. Das ist der Höhepunkt meiner Karriere. Hör mir doch zu, George. Ich habe den Einfall für das Bild des Jahres. Ich brauche es nur noch zu malen. Der Entwurf steht schon. Eine phantastische Inspiration, George. So etwas hast du noch nie gehört. Knirschende Zahnräder werde ich malen, kreischende... He! George! Hallo, hallo!«
    Er drückte mehrmals auf die Gabel.
    »Fräulein, Sie haben meine Verbindung unterbrochen.«
    Einen Moment lauschte er schweigend. Dann legte er zögernd und ungläubig auf.
    Er drehte sich zu Caroline um.
    »Das Ekel hat aufgelegt«, erklärte er zutiefst empört.
    Wir leerten unsere Gläser. Dann verabschiedete ich mich und torkelte zur Tür, das wertvolle Gemälde unter dem Arm. Horace Dutton brachte mich zum Aufzug. Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihm, den Aufzugknopf zu finden.
    Der Aufzug brummte herauf und kam ratternd zum Stillstand.
    »Wissen Sie was?« sagte Dutton, als ich die Kabine betrat.
    »Was?« fragte ich.
    »Ich werde auf der Stelle zu malen anfangen. Heute abend noch. Ich habe einen fabelhaften Einfall. Sie wissen schon — die grellen Farben und so. Noch etwas: Ich werde das Bild in einen sechseckigen Rahmen stecken, der ungleiche Seiten hat. Farben, die sich schlagen, ein Rahmen, der völlig asymmetrisch ist. Billings, Sie haben mich richtig aufgemöbelt. Sie sind ein Prachtmensch — ein Mensch, der einen inspirieren kann. Das gibt es selten.«
    Die Tür des Aufzugs schloß sich.
    An der nächsten Straßenecke entdeckte ich ein Taxi. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in mir auf. Im Hotel setzte ich mich ins Restaurant und trank drei Tassen schwarzen Kaffee. Dann fuhr ich zu meinem Zimmer hinauf und legte mich zehn Minuten hin. Als ich mich einigermaßen erholt hatte, wankte ich ins Bad. Ich wusch mir das Gesicht mit eiskaltem Wasser und ließ mir noch eine Portion Kaffee bringen.
    Dann rief ich Barclay Fisher an.
    »Wie geht’s?« erkundigte sich Fisher.
    »Recht gut, soweit«, erwiderte ich. »Ich werde mich als nächstes mit Cadott in Verbindung setzen. Ich weiß jetzt, wo er sich auf hält.«
    »Wo?«
    »Im Roadside Motel in Vallejo. Er ist dort unter dem Namen George Chalmers eingetragen.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    Ich erklärte es ihm.
    »Was wollen Sie ihm sagen?« fragte Fisher. Ich hörte förmlich das Knacken seiner Finger durchs Telefon.
    »Ich werde ihm den Marsch blasen«, versetzte ich.
    »Ja, aber was wollen Sie ihm sagen?«
    »Die Hölle werd’ ich ihm heiß machen.«
    »Lam«, sagte Fisher. »Ist bei Ihnen alles in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher