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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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über die Stirn. Rote Flecken tauchten auf ihren blassen Wangen auf. „Aber dann glitzert da dieses Gold, und die Edelsteine funkeln, und … ich habe das Gefühl, ich drehe noch durch. Haben wir das wirklich alles erlebt? Wenn ich wenigstens ein Stück, ein einziges Stück von diesem Schatz hätte …“
    Pérez lehnte sich zurück. „Spielst du etwa mit dem Gr. wa mit edanken …“ Er runzelte die Stirn. „Kannst du dir wirklich vorstellen, dorthin zurückzukehren?“
    Tilly seufzte. „So viele Menschen sind gestorben, um diesen Schatz zu verstecken und ihn wiederzufinden. Soll ich ihn einfach dort liegen lassen? Als Grabbeigaben für Rob York?“, flüsterte sie und lächelte verkniffen. „Das würde Rob vielleicht gefallen. Aber ich glaube, es würde ihm noch besser gefallen, wenn ein Teil davon den Weg zu seiner Frau und seinen Kindern fände.“
    Pérez hatte sich aufgesetzt und trommelte mit den Fingern nervös auf dem Tisch. Seine Beine hatten wieder zu zittern angefangen. „Vielleicht würde man dort auch noch Hinweise auf die Basilisken finden, obwohl die sich ganz bestimmt von dort zurückgezogen haben.“
    Er winkte der Bedienung und bestellte eine weitere Runde Pisco.
    Tilly schaute in sein Gesicht. Sie entdeckte dort Angst. Und Entschlossenheit. Ein leises Kribbeln breitete sich von ihrem Magen aus und stieg hinauf bis in die Haarwurzeln. Vielleicht würde es ja doch noch eine Geschichte geben, in der ihr Name stehen würde. Eine der ganz großen Geschichten. Wie die von Howard Carter und Tutanchamun, Heinrich Schliemann und Troja oder Hiram Bingham und Machu Picchu.
    Sie hob ihr Glas. „Ich bin dabei!“
    Pérez wurde blass. Diese Frau meinte das wirklich ernst. Dabei hatte er doch nur laut nachgedacht. Würde er seinen Mut zusammenraffen und zurückgehen ins Revier des Matararo? Zurück zur wichtigsten Entdeckung der Naturwissenschaften, seit Charles Darwin mit der Beagle um die Welt gereist war?
    Er setzte sich auf und stieß mit Tilly an. Niemand sollte meinen, Francesco Pérez hätte keine Cojones in der Hose.
    Montag, 29. Juni, Dublin, Republik Irland
    Die trockene Luft, die in den dunklen Zimmern hing, hauchte Brea MacLoughlin die stoische Einsamkeit entgegen, in der ägyptische Grabkammern auf ihre Entdecker warteten. Über die Monate, in denen sie im Ausland gewesen war, hatte sich eine dünne Schicht Staub auf alle horizontalen Flächen gelegt, die Feuchtigkeit hatte sich in die Wände und Vorhänge zurückgezogen. Aber in dem Augenblick, in dem die Journalistin die Tür zu ihrer Altbauwohnung in Dublin öffnete, wurde ihr das Atmen leichter. Ihre Schultern sackten herunter, sodass die Gurte des Rucksackverbands spannten, den sie wegen des zerschlagenen Schlüsselbeins noch immer trug. Etwas mühsam zog sie den Blouson aus und hängte ihn neben die Tür. Dann schlüpfte sie aus den Lederstiefeln. Mit sieben Schritten auf den Zehenspitzen war sie am Küchenfenster, zog die Vorhänge beiseite und ließ das Licht der Straßenlaterne und frische Luft herein. Sie ignorierte bewusst das Foto, auf dem sie vor dem Hintergrund eines längst zerstörten buddhistischen Heiligtums in Afghanistan einen längst getöteten italienischen Reuters-Fotografen kameradschaftlich umarmte. Eine routinierte 90-Grad-Drehung und drei weitere Schritte brachten sie zum uralten Küchenschrank, aus dem sie die Büchse mit Tee, eine Kanne, eine Tasse und eine Kerze nahm. Unterwegs hatte sie wie immer dem Plüschkrokodil mit den Magneten in den Pfoten, das seit Jahren den Kühlschrank bewachte, über den bereits fadenscheinigen Scheitel gestrichen. Vier Schritte, und sie war am Spülbecken, füllte den Wasserkocher und setzte den Tee auf. Dann brauchte sie nur noch zwei Schritte, um sich auf die Couch fallen zu lassen, die aus der Küche eine Wohnküche machte. Sie zündete die Kerze an, zog die Beine auf die Couch und drückte sich ein Kissen in den Schoß. Jetzt erst war sie wirklich zu Hause angekommen.
    Sie schaute konzentriert in die flackernde Flamme der Kerze, und für eine kleine Weile gelang es ihr, an nichts zu denken.
    Schließlich erregte das Licht am Anrufbeantworter ihre Aufmerksamkeit. Sie runzelte die Stirn. Sie wusste, wessen Stimme sie vom Band begrüßen würde. Ihr war unbehaglich bei der Vorstellung, dass Brian sie wilmmerian silkommen hieß. Seine Stimme würde ihr ein schlechtes Gewissen bereiten, sogar wenn er ihr keine Vorwürfe machen oder sie drängen wollte, in Irland zu bleiben. Immer
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