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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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selbst. Er hatte seinen Freunden in Palermo einen Tipp gegeben, wie man schnell und billig an einen riesigen Schatz gelangen konnte. Fagiolos Freunde hatten jemanden nach Sevilla geschickt, der Belotti besuchte. Der Mann im Regenmantel, der den Dominikaner schließlich umgebracht und Tilly überfallen hatte.
    Dass die Deutsche bei d’Albret untergeschlüpft war, hatte Kardinal Merdrignac in aller Unschuld selbst an Fagiolo weitergegeben, der den Flug für den Kardinal, seinen Sekretär und d’Albret organisieren sollte. Das war ein riesiger Glücksfall für Fagiolo gewesen. Er hatte ein Ticket mehr bestellt und den völlig unverdächtig erscheinenden van der Merwe direkt neben Tilly platziert.
    MacLoughlin schenkte sich Tee nach. Es kam ihr zwar nicht alles ganz logisch vor, was van der Merwe danach getan hatte, aber wer wusste schon, was im Kopf dieses Verrückten vor sich gegangen war, während er ständig mit neuen Situationen umgehen musste.
    Irritiert hatte sie anfänglich, dass die Mafia eigentlich bekannt war für Drogenhandel und Schutzgelderpressungen. Aber vielleicht war dieser Hinweis auf einen schnellen Weg zu sehr, sehr viel Geld einfach zu verlockend gewesen, als dass Fagiolo ihn hätte ignorieren können.
    Auf der anderen Seite hatte es sie überhaupt nicht gewundert, dass ein Priester im Vatikan mit der Mafia zusammenarbeitete. Vatikanstadt war anders, als die meisten Menschen sich das vorstellten. Wer da arbeitete, hatte in der Kirche Karriere gemacht oder wollte Karriere machen. Und die wichtigsten Voraussetzungen dafür waren nicht aufopferungsvolle Arbeit in einem Slum von Rio de Janeiro, sondern Ehrgeiz und Selbstsucht, die Fähigkeit, Fehler zu vermeiden und sich die richtigen Leute zu Freunden zu machen. Strukturen, in denen sich auch böse Heuchler wohlfühlen konnten. Und die Mafia hatte ihre Leute überall, in der italienischen Regierung, der Wirtschaft, dem Geheimdienst, mit Sicherheit auch in der Polizei und dem Militär. Wieso nicht auch im Vatikan?
    Und Verbindungen zwischen der Mafia und dem Vatikan hatte es ja bekanntlich früher schon gegeben. Man musste nur an den Skandal um die Banco Ambrosiano und ihren Präsidenten Roberto Calvi denken, einen Freund von Papst Paul VI., der für die Mafia Geld gewaschen hatte.
    Sie hatte überlegt, ob sie etwas gegen Fagiolo unternehmen konnte. Immerhin hatte er einen Mafiakiller auf Padre Belotti gehetzt und Arie van der Merwe auf Tilly angesetzt, der dann York erschossen und wahrscheinlich auch Kardinal Merdrignac umgebracht hatte. Aber das alles würde sich kaum beweisen lassen.
    Genauso wenig wie die Existenz der Basilisken. Vielleicht bekamen diese Tiere dadurch noch einmal eine Schonfrist. MacLoughlin konnte sich kaum vorstellen, was es für die Basilisken für Folgen haben würde, wenn die Menschheit von ihnen erfahren würde. Würden die Menschen einer zweiten intelligenten Art auf dem Planeten Erde ein Refugium überlassen, wo die Tiere in Frieden würden leben können?
    Noch spannender fand sie persönlich allerdings die Frage, was das für die Menschheit bedeuten würde, diese arrogante Spezies, von der noch immer die Mehrheit glaubte, der ganze Kosmos wäre nur als nettes Zuhause für den Homo sapiens geschaffen wor unschaffeden.
    Und was würde es für all die Gläubigen und ihre Vorstellung von diesem Universum und seinem Schöpfer bedeuten?
    Das sind verdammt wichtige Fragen, dachte sie.
    Wie, fragte sie in Gedanken Kardinal Merdrignac, wollt Ihr Euren Glauben als den einzig Wahren rechtfertigen, wenn Vertreter der Klasse Reptilia bereits zu ihrem Gott gebetet haben, Millionen Jahre bevor der erste Affe sich an einem Sonnenaufgang erfreute?
    Aber leider konnten sie die Existenz der Tiere nicht beweisen, ohne erneut dorthin zu reisen – und sich in Gefahr zu begeben.
    „Wenn ich irgendetwas von dem, was wir erlebt haben, veröffentlichen will, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als einen Roman zu schreiben“, sagte sie zu dem Krokodil am Kühlschrank.
    Das grüne Reptil verzog die krumme Schnauze im flackernden Licht der Kerze zu einem aufmunternden Grinsen.
    Montag, 29. Juni, Génicourt-sur-Meuse, Frankreich
    Die Bauern hatten auf den Maisfeldern um die Stadt Gülle ausgebracht. War es dafür nicht schon etwas spät im Jahr? Aber Arnaud d’Albret war den Landwirten dankbar dafür, dass sie ihn mit diesem herben Duft begrüßten. Als er zum ersten Mal hierhergekommen war, um die kleine Gemeinde von Génicourt-sur-Meuse
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