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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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oder weniger von den Basilisken in dieser riesigen Anlage unterwegs. Und es muss eine größere Population geben, sonst wären die Tiere schon ausgestorben. Ich denke, sie versuchen, dem Menschen aus dem Weg zu gehen.“
    Er verschränkte die Hände im Nacken. „Diese Tiere waren vielleicht nur kleine Kommandotrupps, die die Eindringlinge aus dieser verlassenen Anlage vertreiben sollten. Damit die Menschen dem Ort, wo sie tatsächlich leben, nicht zu nahe kommen.“ Er hob die Hände. „Das ist meine Hypothese.“
    „Aber warum sind sie so sehr darauf bedacht, den Kontakt zu vermeiden?“, fragte Tilly. „Diese Tiere muss es doch schon lange geben. Wieso haben wir noch nie davon gehört? Warum gibt es keine Sagen und Legenden von den Schlachten der Menschen gegen Dinosaurier?“ Sie runzelte die Stirn. „Obwohl … es gibt natürlich etliche Sagen und Legenden in aller Welt, in denen Drachen vorkommen.“
Sie strich sich mit Daumen und Zeigefinger über die Wangen. „Es wäre vielleicht interessant, die Mythen dahingehend zu untersuchen.“
    „Das beantwortet noch nicht die Frage, wieso diese Tiere uns dann spätestens seit der Antike aus dem Weg gehen“, stellte Pérez fest. „Aber jetzt habe ich eine zweite Hypothese: Die Tiere, die wir gesehen haben, waren doch alle krank. Schwer krank. Vielleicht haben sich diese Basilisken deshalb ständig vor den Menschen zurückgezogen. Sie infizieren sich beim Kontakt mit uns mit Staphylokokken. Bakterien, die sie krank machen und letztlich anscheinend auch töten.“
    „So wie die Einheimischen hier zu Tausenden oder Millionen an den Krankheiten gestorben sind, die die Europäer im 15. und 16. Jahrhundert eingeschleppt haben?“, fragte Tilly. „Ich wusste nicht, dass sich Reptilien überhaupt mit Krankheitserregern von Menschen infizieren können.“
    „Das nennt man Zoonose“, klärte Pérez sie auf. „Und diese Tiere, die uns angegriffen haben, waren so eine Art Selbstmordkommando, die das letzte Rückzugsgebiet verteidigen wollten.“
    „Aber es nutzt uns nichts, dass unsere Erklärungen in sich schlüssig sind“, stellte Tilly fest. „Wir können nichts davon beweisen.“
    „Also bleiben wir bei der Geschichte, die wir auch der Polizei erzählt haben.“
    Sie hatten den Behörden den Tod von York und Tanriverdi erklären müssen. Deshalb hatten sie behauptet, dass Francesco Pérez und Adem Tanriverdi als Wissenschaftler am Río Nahuati gewesen waren. Nora Tilly und Arnaud d’Albret hatten sich den Polizisten gegenüber als Touristen ausgegeben, die sich gemeinsam mit Robert York aus Neugier evangelikalen Missionaren angeschlossen hätten. Und MacLoughlin hatte erklärt, sie hätte eben diese als Journalistin begleitet.
    Angesichts der Tatsache, dass mehrere Dutzend Peruaner in der Region spurlos verschwunden waren, hatte sich niemand mehr darüber gewundert, dass der Dschungel auch Tanriverdi und York verschluckt hatte. Ihre Verletzungen hatten MacLoughlin und Pérez auf einen Unfall mit dem Kanu geschoben. Und dass sie mit einem Armeehubschrauber nach Yurimaguas geflogen waren, hatte die Polizei überhaupt nicht mitbekommen.
    Von Carlos hatten sie nichts mehr gehört.
    Pérez vermutete, dass die Polizei bei den Ermittlungen in den Shawi-Dörfern nicht weiterkam, denn die Indigenen wussten ja tatsächlich nicht, was passiert war. Und die Militärs, die hinter dem Cocaanbau am Río Nahuati steckten, hatten offenbar ganze Arbeit geleistet bei dem Versuch, ihre Spuren dort zu verwischen. So sehr Pérez und die anderen auch die Augen aufsperrten und sich umhörten – nicht einmal ein Gerücht von Cocaplantagen, mysteriösen Tunneln oder unbekannten Tieren ging um in Yurimaguas oder Lima.
    „Nachdem die Armee am Río Nahuati alles in Schutt und Asche gelegt hat“, überlegte Tilly laut, „dürften die Basilisken sich doch wohl weiter zurückgezogen haben, oder?“
    Pérez schaute sie überrascht an. „Worauf willst du hinaus?“
    „Ich erlebe diesen Augenblick wieder und wieder. Wir stehen in dieser Schatzkammer, um uns herum ein größerer Schatz als die Schätze der Kapitäne Flint und Kidd zusammen“, flüsterte sie leise. Ihre Stimme zittere. „Mir bricht jedes Mal der Schweiß aus, wenn ich daran denke, und mir wird schwindelig. Arie steht da, und es knallt und Rob bricht zusammen und …“
    Pérez legte der jungen Frau die Hand auf den Arm.
    „Und dann schreit wieder alles in mir, ganz schnell wegzulaufen.“ Sie wischte sich mit dem Ärmel
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