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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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tatsächlich in der Lage, auch seinen ehernen Körper zu ritzen und zu verletzen. Der Zwerg hatte den Zustand ausgenutzt, ihm das Blut abzuzapfen – ein Blut, das seltsam schwärzlich schimmerte. Gaphyr streckte die linke Hand aus und griff in die warme Flüssigkeit.
    »Beeile dich«, stieß Mescal hervor. »Wir haben nicht viel Zeit – der Krakeeler wird noch das ganze Land aufwecken.«
    In der Tat stieß der heimtückische Zwerg ein durchdringendes Heulen und Jammern aus. Erst ein wütender Blick aus Jentes Augen und eine schimmernde Klinge an seiner Kehle ließ ihn verstummen.
    Gaphyr griff nach seinem neuen Schwert. Der Blutverlust hatte seine Glieder ermattet, er mußte sich auf Mescal stützen, um vorankommen zu können.
    Die drei verließen die Schmiede.
    »Wohin nun?« fragte Gaphyr. Er hielt nach dem Weib Mescal Ausschau, aber das zeigte sich nicht.
    »Dorthin!« bestimmte Jente.
    Mehr taumelnd als gehend legte Gaphyr die Strecke zurück.
    »Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen, scheint es«, bemerkte Mescal. »Diesen Finsterzwergen ist nicht zu trauen.«
    »Es gibt auch sehr freundliche Gnomen, sie sind sogar in der Überzahl«, gab Gaphyr zu bedenken.
    »Mag sein – die Zwerge im Hain von Bulkher jedenfalls sind Schurken, einer wie der andere. Ein gefährliches Gesindel.«
    Jente ging voran. Gaphyr stützte sich auf Mescals schmale, aber sehr kräftige Schulter.
    »Wie kommen wir aus dem Hain heraus?«
    »Ich habe einen Pfad entdeckt, von dem ich nicht weiß, wohin er uns führen wird«, erklärte Jente. »Ihm werden wir folgen – und dann sehen wir weiter.«
    Gaphyr stieß eine Verwünschung aus. Seine Beine drohten wegzuknicken. Der Zwerg hatte ihn gehörig zur Ader gelassen. Und obendrein brannte Gaphyrs linke Hand wie schieres Feuer. Nur mit aller Willenskraft konnte Gaphyr ein Stöhnen unterdrücken.
    Weiter, immer weiter. War es vor etlichen Stunden über dem Hain von Bulkher ständig hell gewesen, legte sich nun eine schier undurchdringliche Finsternis über die Szenerie. In den Wipfeln der Bäume heulten und pfiffen allerlei böse Geister, es knackte und knirschte, aus Büschen klang Grollen und Fauchen.
    »Schön schaurig«, sagte Mescal erheitert. »Wir haben auf dem Hinweg schon davon gekostet – es ist alles nur Blendwerk, keine wirkliche Gefahr.«
    »Hoffentlich«, wünschte Gaphyr. Er war unglaublich müde, am liebsten hätte er sich irgendwo im nächsten Busch zusammengerollt und erst einmal viele Stunde lang geschlafen.
    Die beiden Gefährten schleppten ihn weiter und weiter. Gaphyrs Füße schleiften über den Boden, aber er spürte es kaum.
    Das Pfeifen und Brausen in den Bäumen verstärkte sich. Aus dem Dunkel kamen Fiedertiere herangeflattert, umschwirrten schrill piepsend die Flüchtlinge und verschwanden dann wieder.
    Das Gräßlichste war, daß über den Fliehenden kein Himmel zu sehen war. Wann immer das dicht ineinander greifende Astwerk den Blick in die Höhe offen ließ, war nichts weiter zu erkennen, als undurchdringliche Schwärze, die alles Licht gleichsam in sich aufzusaugen schien. Die Flüchtlinge mußten den Weg ertasten, kamen nur langsam vorwärts – und das Bellen und Heulen hinter ihnen verriet unüberhörbar, daß eine Meute auf ihre Fährte gesetzt war.
    »Wir müssen diesen Schreckenshain irgendwie verlassen«, stieß Gaphyr hervor. Er ärgerte sich, daß er den beiden mehr zur Last fiel, als daß er ihnen hätte helfen können.
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, ächzte Jente. Die Frau war kräftig, wie man es von einem Weib von Vanga erwarten konnte, aber auch ihre Körperkräfte kannten Grenzen. Ihr Atem ging heftig.
    »Wer weiß, wo wir auskommen werden«, murmelte Gaphyr. Das gierige Kläffen der Hunde klang immer näher.
    Dann aber tauchte vor den dreien etwas auf – ein kleiner fahler Punkt.
    »Dorthin!«
    Die drei schleppten sich weiter. Das Brennen in Gaphyrs linker Hand wurde immer ärger.
    Der helle Punkt erwies sich als Fläche – und dann zeigte sich breit und hoch über den Weg gelagert ein Nebelgebiet, das von innen heraus zu leuchten schien.
    »Vertrauenerweckend sieht das nicht aus«, stellte Mescal fest.
    »Haben wir eine andere Wahl?« fragte Jente. »Vorwärts, nicht gezaudert!«
*
    »So sind wir hierher gekommen«, schloß Jente ihren Bericht. »Wir haben das Land durchstreift und dabei viel Schreckliches gefunden. Überall sind diese Statuen zu finden, zum größten Teil bemoost und bewachsen. Viele sind angefressen und
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