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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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verbargen sich hastig hinter brüchigen Mauern. Mythor hatte die Hand am Schwertgriff.
    Tatsächlich – es kam jemand langsam den Weg herausgeschritten. Mythor konnte leise Stimmen hören. Eine rauhe Männerstimme, eine Frau, deren Stimme etwas von der Herbheit aufwies, wie sie für die Vanga-Amazonen typisch war, und dann eine Stimme, von seltenem Wohllaut, nicht eindeutig einem Mann oder Weib zuzuordnen.
    »Alle Wetter!« staunte Mythor, als die Klänge sich ihm nahten. »Das ist doch…«
    Er richtete sich auf.
    In der Tat – sie waren es.
*
    Mißmutig betrachtete Gaphyr, den man den Ehernen nannte, die wenig anheimelnde Oberfläche des Leeren Sees. Die Fußspuren am Rand waren eindeutig – zwei Wesen hatten es gewagt, einfach in den Leeren See hineinzumarschieren.
    Das sah nach Selbstmord aus, aber diese beiden gehörten zu jenen, die es fertiggebracht hatten, Inscribe, die Löwin, zu töten – und solche Leute gingen nicht freiwillig in den Tod.
    Einen anderen Weg, von diesem verfluchten Felsbrocken in der Schattenzone wegzukommen, hatte Gaphyr selbst nach stundenlangem Grübeln nicht zu finden vermocht.
    »Was also bleibt«, murmelte der Eherne. »Versuchen wir es. Mehr als danebengehen kann es wohl nicht.«
    Ungeachtet der Fähigkeit, auf die er sich verlassen konnte, fühlte sich der Eherne doch etwas unbehaglich. Die Schattenzone war, wo immer man sich in ihr aufhielt, ein außerordentlich ungemütlicher Ort, eine Brutstätte des Schreckens. War das Bekannte schon schauerlich, so wurde das Unbekannte, Überraschende womöglich zum Alptraum.
    Gaphyr marschierte los.
    Die schwere Luft des Leeren Sees umspülte seine Knöchel, dann die Knie und stieg langsam am Körper des Ehernen in die Höhe.
    Er tauchte unter, spürte den Druck auf dem Leib – und im nächsten Augenblick schien der Boden unter seinen Füßen wegzuklappen. Unwillkürlich griff Gaphyr auf die Gabe zurück, die ihm seinen Beinamen eingetragen hatte. Er ließ seinen Körper zu einem einzigen ehernen Block werden, der fast unverletzlich war. Allerdings verlor er dabei auch stets das Bewußtsein und konnte kein Glied mehr rühren – das war der Nachteil des Handels, den Gaphyr einmal mit einem Hexenmeister geschlossen hatte. Dies und die Tatsache, daß sein Erinnerungsvermögen stets nur die letzten zwölf Monde umfaßte, waren der Preis dafür gewesen, daß der Hexenmeister Gaphyr die Gabe körperlicher Unverwundbarkeit verliehen hatte. Mehr noch – auch im Normalfall war Gaphyr schwer zur Strecke zu bringen.
    Seit jenem Tag, an den sich Gaphyr kaum erinnern konnte, schlug in seiner Brust ein Herz aus Erz; sein eigenes hatte der Hexenmeister für sich genommen, um sein Leben zu verjüngen.
    Gaphyr wußte natürlich nicht, ob das tatsächlich stimmte – er hatte selbstverständlich die Möglichkeit, den Tatbestand zu überprüfen, und das dumpfe Pochen in seiner Brusthöhle hatte stets normal geklungen. Aber da auch die anderen Gaben des Hexenmeisters ihre Wirkung entfaltet hatten, war Gaphyr gewiß, daß der Handel so vollzogen war, wie er vereinbart war.
    So ging Gaphyr nun durch die Welt – ein Mann ohne Herz, unverwundbar und ohne weit zurückreichende Erinnerung. Bislang hatte Gaphyr dieses Leben gefallen, aber nun war er dessen doch recht überdrüssig geworden – eine Erinnerung drohte an den Rand des Vergessens zu driften, eine Erinnerung, die Gaphyr nur zu gerne bewahrt hätte.
    Immer wieder hatte er bei seinem Streifzug durch die Gefilde der Schattenzone an Yrthen gedacht. Ob er je den Weg zurück zu dem Mädchen finden konnte?
    Die Aussichten standen schlecht – zuerst mußte er einen Weg finden, um aus der Schattenzone herauszukommen, danach stand er im Wort, die Finsterzwerge im Hain von Bulkher aufzusuchen und sich eine Waffe dort schmieden zu lassen, die selbst seinen ehernen Leib zu ritzen vermochte.
    Es mußte eine wunderstarke Waffe sein. Gaphyr spürte es, als er zu sich kam. Sein Leib hatte keinen Schaden genommen, er war völlig unverletzt.
    Gaphyr richtete sich auf.
    Ein seltsames Land, das er da erreicht hatte. Er stand auf weichem Rasen, sah zur Linken am Horizont Wassermassen strudelnd schäumen, zur Rechten eine Lohe wabernd das Gesichtsfeld bedecken. Hinter ihm pfiff ein Staubsturm, der Weg nach vorn war von klirrendem Eis versperrt.
    »Hübsch«, murmelte Gaphyr. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand – offenbar auf dem Grund des Leeren Sees. Vielleicht war dieser Leere See auch nichts anderes als der
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