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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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Schändlichkeit, die schlimmsten Schurken als letzte. Hörst du es, Volcar, der du dich König nennst? Siehst du, was dich erwartet?
    Und keiner wähne, er könne entkommen der künftigen Rache – niemand wird entrinnen dem Zorn der Götter.«
    Ich zitterte am ganzen Leib.
    Das Neugeborene, das Volcar in den zitternden Händen hielt, zeigte uns an, was uns bevorstand.
    Versteinerung.
    Einer nach dem anderen. Niemand verschont. Nicht Mann noch Weib noch Kind. Nicht das Neugeborene in der Krippe, nicht die Diener der Götter, die Gekrönten sowenig wie die Zerlumpten.
    Seltsame Bilder.
    Volcars Hofnarr, ein lustiger Vogel mit krausem Haar und mächtigem Schnauzbart. Jeder wußte, was für ein sinnenfroher Vogel er gewesen war. Er hob den Pokal, lachte und tat Volcar Bescheid.
    »Sonst verlangst du immer den Vortritt, wolltest stets der erste sein, König Volcar. Zum ersten Mal wirst du mir nacheifern müssen.«
    Frei von Angst sein Gesicht, als er einen Herzschlag später grau wurde und versteinerte.
    Nun ergriff Panik die Schar der Fröhlichen, Verzweiflung trieb sie auseinander. Jeder suchte sein Heil in eiligster Flucht.
    Ich wußte, es würde vergeblich sein.
    »Necron, Sadagar!«
    Kaum schaffte es meine Stimme, das Stimmengewirr der Furchterfüllten zu übertönen. Die beiden wandten die Köpfe.
    Sie waren bleich, und sie fürchteten sich.
    »Es ist unsere Schuld«, rief ich. »Wir müssen die Lichtgötter um Vergebung anflehen.«
    »Winseln?«
    Beide schüttelten zur gleichen Zeit die Köpfe.
    »Nicht für uns – für die anderen!«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die Lichtgötter ein derartiges Strafgericht über Nykerien verhängten, ohne uns eine Gelegenheit zur Wiedergutmachung zu geben.
    Die beiden sahen erst mich an, dann sich gegenseitig.
    »Geh nur«, sagte Sadagar ruhig. »Du wirst nichts erreichen – ich weiß, wann die Karten gegen mich sind.«
    »Ich bleibe bei ihm, Aeda. Wir werden die letzten sein, die es erwischen wird. Uns bleibt also noch geraume Zeit, den einen oder anderen Becher zu leeren.«
    War es Mut? Oder Hoffart? Ich wußte es nicht. Ich haßte in diesem Augenblick die unbeugsame Härte dieser beiden Männer – und ich bewunderte die unerschütterliche Tapferkeit, mit der sie ihrem Schicksal aufrecht entgegensahen.
    Für solche Gedanken blieb mir keine Zeit mehr.
    Ich eilte aus dem Palast, wie von allen bösen Erdgeistern gehetzt. Es gab für mich nur ein Ziel – das Haus der Fhaya, die die Schwester der Gnade genannt wurde. Wo, wenn nicht dort, konnte ich um Vergebung meiner Verfehlungen bitten.
    Ich hatte manchen Ritt getan, aber diese Hatz übertraf alles, was ich je erlebt hatte, selbst in meinen tollsten Tagen mit Sadagar und Necron nicht. Zwei Reittiere ritt ich zu schanden, während rings um mich her die Menschen zu Stein wurden.
    Manche gab es, die ihr Schicksal mit Fassung zu erwarten schienen, andere in angstlahmer Starre, wieder andere im wahnwitzigen Trunk, andere betend, viele auf der Flucht, die wertvollsten Teile der Habe mit sich tragend.
    Im Hafen mußten sich unbeschreibliche Szenen abspielen – sinnlose vor allem, denn ich wußte, daß die Rache der Lichtgötter jeden Nykerier erreichen würde, wo immer er sich auch aufhielt. Weglaufen half da nicht.
    Mehr als zwei Drittel der Nykerier waren dem Fluch der Lichtgötter bereits verfallen, als ich den Tempel der Fhaya erreichte, dem Zusammenbruch so nahe wie mein Reittier, das vor den Stufen des Tempels verendete. Ich taumelte den Marmor hinauf.
    Die beiden Wächter waren, getreulich bis zum Ende, auf ihrem Posten erstarrt – als rechtschaffene Gesellen vermutlich sehr früh. Im Innern entdeckte ich eine Schar erstarrter Dienerinnen.
    »Fhaya!« rief ich die Schwester der Tugend an. »Höre mich – du weißt, wer dich ruft. Furchtbare Schuld habe ich auf mich geladen – laß nicht die anderen diesen Frevel büßen.«
    »Du erfrechst dich, mir Ratschläge zu erteilen?« erklang die Stimme Tamithons im Gewölbe des Tempels.
    Furchtschauer durchrieselten mich. Ich sah, wie meine Hände zitterten. Mit aller Nervenstärke, die ich noch besaß, versuchte ich Tamithon zu antworten.
    »Nicht will ich dir raten, Lichtgott – aber furchtbar finde ich den Fluch, mit dem du Frevler wie Schuldlose sühnen läßt.«
    »Wer spricht von Sühne? Ich halte euch nur von weiterer Schuld ab, auf daß ihr nicht für alle Ewigkeit dem Bösen verfallen könnt. Vor künftiger Versuchung schirme ich euch. Taub und fühllos seid ihr
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