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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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gehetzt.
    Die schweren Türen zum großen Audienzsaal flogen auf. Ein Fest breitete sich vor unseren Augen aus. Tänzer und Musik, Sklaven, die Oberkörper naß vom Schweiß, bepackt mit Köstlichkeiten der Küche und des Kellers. Das Kollern elfenbeinerner Würfel, Gelächter, darüber die teuren Moderdüfte, das Rascheln kostbarer Stoffe.
    Schlagartig wurde uns allen – Volcar insbesondere – das Grausige dieses Prunks bewußt, die Überheblichkeit, die darin lag, der Frevel, der unsichtbar über uns zu schweben schien.
    Wahnwitz, dies alles. Anstatt zu danken für Glück und Wohlfahrt, hatten wir geprunkt; statt uns zu freuen, daß uns Wärme und Zärtlichkeit zuteil wurde – manch einer war elend gestorben, ohne von Liebe je erfahren zu haben – hatten wir der Sinnenhaftigkeit die Zügel schießen lassen. Jeden menschlichen Vorzug ins Gegenteil verkehrt – aus Liebe Laster, aus Großzügigkeit Verschwendung, Milde hatte sich in grausame Lust verkehrt, nirgendwo wurde so schandbar gegeneinander gewütet wie im Kreis der Familie, Anteilnahme gab es nicht mehr, nur beißenden Spott über Schwäche.
    »Aufhören!« gellte Volcars Stimme, sich überschlagend, durch den Raum.
    Die Tänzer fuhren herum, Empörung in den Gesichtern mit der weißen Schminke und dem künstlichen auf verlebte Züge aufgetragenen Wangenrot, das selbst einem Greis noch den Anstrich hektischer Jugend gab.
    Der vorderste, der herumfuhr, unverkennbar Wut im Gesicht über die Störung… es war sein Fest, das wir störten, sein Triumph… der Mann… er hatte das mörderische Weib dank eigenem Mord überlebt…
    Stille.
    Dann ein jäher, gellender, sich überschlagender Schrei, angesiedelt im schmalen Bereich zwischen Schmerz und Irrsinn.
    Die Frau, die den Schrei ausgestoßen hatte, stürzte in den Raum. Eine der Köchinnen. Die Hände rot von der Arbeit, der Körper ausgemergelt von harter Last und karger Kost, die Züge gealtert und ausgesogen. In den Armen ein Kind, ein Neugeborenes, in zerlumpte Windeln gewickelt.
    Sie wirft es Volcar hin. Er fängt es auf.
    Stein.
    Grauer Stein. Mit Poren. Jeder Zug nachgebildet, jede kleine Hautfalte, Stein.
    Durch den Saal, durch alle Räume des Palasts, über ihn hinweg, hörbar in ganz Nykor, hörbar in Nykerien, selbst in den tiefsten Stollen der Bergwerke, vernehmlich auf den Kettenbänken der Galeeren in weiter See…
    Tamithons Stimme.
    »Fluch über dich, Volcar, schändlicher Regent. Vorbild hättest du deinem Volk sein sollen, lasterhafter Verführer bist du gewesen. Fluch über Nykor, die Hure unter den Städten, jedem feil und willig, unermeßlich reich und maßlos schändlich. Fluch über Nykerien, einst glückselig unter den Ländern, mit Glück überhäuft – jetzt aber befleckt mit Schande und Laster. Zu welchem Frevel wollt ihr euch noch steigern? Welche Laster habt ihr nicht erprobt, euch welcher Schändlichkeit nicht hingegeben? Welches Verbrechen, dessen ihr euch nicht gerühmt hättet? Welche Niedertracht, die euch nicht ergötzt, welche Grausamkeit, die nicht euer Entzücken hervorgerufen hätte?
    Glücklich priesen euch die Völker ringsum. Wahrlich, so sagten sie, die Götter meinen es wohl mit Nykerien.
    Jetzt aber komme das Strafgericht über euch. Gehindert sollt ihr sein an künftiger Schande, nicht frei für Laster, zur Sühne vielmehr gefesselt für ewige Zeiten.
    Und wer vorbeikommet an euren Städten, der klappet mit der Hand über euch. Er hört die Rohrdommeln pfeifen in euren Häusern, sieht das Gras dürren über euren prunkenden Giebeln, und er wird sagen – seht, dies war Nykerien, die Metze unter den Völkern der Lichtwelt, und nun ist nichts mehr, was von ihnen kündet, die gefrevelt haben und sich vergriffen an den heiligen Gütern der Götter.«
    Ich spürte, wie mich eisige Schauer überliefen.
    »Zur Mahnung werde ich euch verwenden, als ewiges Zeichen der Sühne – bis einstmals zu Staub zerfallen ist, was aus Staub gemacht wurde vor Anbeginn aller Zeit.
    Gnade will ich walten lassen mit denen, die die Gebote der Götter gehalten haben, die Opfer brachten zu den Altären, die halfen, ohne Lohn zu erwarten, die trösteten, wo sie selbst zweifelten, die gaben, ohne etwas zu besitzen. Ihnen sei ein Trost zuteil – sie werden die ersten sein, die mein Finger berühren wird. Ihr anderen aber, Frevler und Prasser, Schacher und Schänder, Gierhälse und Nimmersatte, Mordbuben und Schandgesindel, merkt auf. Bestrafen werde ich euch nach der Schwere eurer
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