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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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unseren Ritt fort. Tagsüber hielten wir uns versteckt, und am Abend des nächsten Tages – der Weg war kniehoch mit Schnee bedeckt – erreichten wir den vereinbarten Treffpunkt.
    Der Wächter am Tor hielt uns auf.
    »Was ist da drin?« fragte er und deutete auf die Ladung des Packtiers.
    »Der Lichtschrein aus Tamithons Tempel, was sonst?« sagte ich dreist. Der Torposten lachte und gab den Weg frei.
    Vereinbart war, daß wir uns im Haus der Medaya treffen wollten, der Schwester der Reinheit.
    Aeda wartete auf uns, desgleichen der Auftraggeber des schändlichen Anschlags auf den Tempel des Lichtgotts.
    »Ihr habt es tatsächlich getan«, sagte Volcar und strich mit der flachen Hand über den Marmor des Schreins. Auch er zuckte zusammen, faßte sich aber rasch wieder.
    »Und wie bekommt man das Ding auf?« fragte er und betrachtete den Schrein von allen Seiten. »Er muß hohl sein – und man muß ihn irgendwie öffnen können.«
    Wir versuchten es zwei Stunden lang, aber es gelang uns nicht. Nicht die kleinste Ritze war kenntlich, in die man eine Klinge hätte klemmen können.
    Aeda lächelte zuversichtlich.
    »Ich werde einen Freund befragen, der wird das Ding schon aufbekommen«, sagte sie laut.
    Volcar wölbte zweifelnd die Brauen.
    »Er wird es schaffen«, sagte Aeda. »Bei Catrox!«

8.
    Ich wußte im gleichen Augenblick, daß ich die Grenze überschritten hatte.
    Catrox laut anzurufen – und das im Tempel der Medaya. Das Maß war voll, jeder von uns spürte es, wußte es genau. Necron und Sadagar waren blaß geworden, Volcar zitterte am ganzen Leibe.
    Dann war ein leises Knirschen zu hören, das bald lauter wurde.
    »Seht!«
    Ich folgte Sadagars Ruf und sah nach dem Lichtschrein. Eine riesige unsichtbare Faust hatte ihn umschlossen und drückte ihn langsam, aber unaufhaltsam zusammen. Das Knirschen wurde lauter und lauter, und als es endete, war auf dem Tisch, auf dem der Lichtschrein gestanden hatte, nur ein Haufen feinen schwarzen Staubes zu sehen.
    Und ein Windstoß fegte durch den Raum und verwehte den Staub bis auf ein paar Reste, die auf dem Tisch liegen blieben und Zeichen formten – Zeichen, die sich in unsere Gemüter einbrannten.
    Die Schurken zuletzt.
    Und abermals fegte der Wind durch den Raum und ließ diese Schrift zerstäuben, und Furcht nistete sich in unsere Herzen ein, um niemals wieder daraus zu verschwinden.
    »Zum Palast«, stieß Volcar hervor. »Auf dem schnellsten Weg zu meinem Palast.«
    »Wir folgen dir – wenn du gestattest«, sagte Sadagar hastig. Aus einem der Nachbarräume tauchte eine Dienerin der Medaya auf, in der Hand einen Schwamm. Sie trat auf mich zu, drückte ihn über meinen Kopf aus. Klares Wasser floß über mein Gesicht, wischte die Puder und Schminke hinweg und färbte in einem Guß mein weißes Gewand tief schwarz.
    »Geh!«
    Mehr sagte die Dienerin der Schwester der Reinheit nicht. Es genügte. Ich wußte, daß ich schwere, unsühnbare Schuld auf mich geladen hatte – und daß Nykerien nun unter der Rache der Schwestern der Reinheit würde seufzen müssen, um meinetwillen.
    »Kommt!«
    Wir hasteten hinter Volcar her, der eilends aus dem Raum stürmte. Draußen sah es anders aus, als wir erwartet hatten – kein Sturmgebraus, vielmehr Sonnenschein und klarer Himmel.
    Wir sahen uns an. Unseren schuldgeplagten Gemütern geriet nun alles zu Omen, jede Kleinigkeit zum Symbol der Strafe.
    In rasendem Galopp jagten wir nach Nykor, und unterwegs begegnete uns nichts, was uns hätte besorgt stimmen können. In Nykerien nahm das Leben seinen Fortgang, als sei nichts geschehen.
    Wir brauchten einige Tage, um Nykor zu erreichen – und nirgendwo, wo wir anhielten, um zu rasten, wurde auch nur ein Wort von dem verschwundenen Lichtschrein erwähnt. Es war, als hätten die Götter das Geschehen rückgängig gemacht.
    Und nirgendwo war etwas von der Strafe der Götter zu sehen, nirgendwo. Wir sahen lachende Gesichter, wohin wir auch kamen, Menschen, die uns zujubelten, freche Witze rissen – manch einen, der unsere kummerblassen Züge zur Zielscheibe seines Spotts nahm und nicht begreifen wollte, wie ernst uns zumute war.
    Wir erreichten die Königsburg.
    Über Nykor strahlte die Sonne, die Menschen waren unbeschwert. Mit verhängten Zügeln jagten wir durch die Stadt, die gepflasterten Straßen hinauf zur Burg.
    Wir ließen die Tiere stehen, schoben die Wachen zur Seite. Volcar war wie von Sinnen, er rannte durch die Gänge seines Palasts, als würde er von Rachegöttern
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