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Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Titel: Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
Autoren: Wolf Paul
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ist ALLUMEDDON? Diese Frage war nur eine unbedeutende Zeile in dem Lied, eine eingeschobene Zeile.
    Die Melodie wandelte sich, Worte… Worte ohne Sinn, aber als Einheit von großer Bedeutung, den zweiten Teil des Liedes dominierend, alles andere verdrängend, bildeten sie einen eindringlichen Vers:
    Fünf Mummen sind des Natax Zier.
    Erkämpfst den neunten Kristall du,
    dann sind’s der Mummen nur noch vier.
    Die Melodie ging ihm bis zum Aufwachen nicht mehr aus dem Sinn. Er wollte Shaya zurückrufen und sie bitten, ihn von diesem Lied zu befreien. Aber sie entschwand bereits mit den Worten auf den Lippen:
    »Ich komme bald um deine Entscheidung…«

2.
    Er rief die Weisen und Gelehrten des Landes zu sich und stellte die Frage an sie, welche Zahl wohl die Bedeutendste und Größte sei. Ohne zu zögern, gaben sie ihm zur Antwort, daß die größte Zahl sicherlich so zustande komme, wenn man zeitlebens nichts anderes tue, als eine Ziffer an die andere reihe und die Aufgabe von den Kindern und Kindeskindern weiterführen lasse… Bedeutender aber, so fügten sie im Bewußtsein ihrer Weisheit hinzu, sei die Drei und die Sieben und die Einundzwanzig – denn letztere sei die Zahl des Lebens; so hatte er sie gelehrt.
    Doch er sprach dagegen und nannte die Null, die für das Nichts stehe, das alle Werte in eine höhere Ordnung stelle, als die größte und bedeutendste Zahl.
    Er lehrte uns, den Wert des Nichts zu begreifen – Nullum, der Prophet des Lichtboten.
    (Aus den Wahren Schriften der Luminaten)
*
    Mit Beginn der Fastenzeit wurde es still auf dem Gelände von Moriks Herberge. Es kamen kaum mehr Karawanen und Yarlfänger, nur noch vereinzelte Reisende.
    Darum waren auch fast alle Yarl-Koppeln leer. Nur drei Schildechsen fanden sich auf der Weide mit saurem Gras. Sie gehörten einer dreißigköpfigen Sippe aus dem Süden, die geschlossen ins Lichtland zog, um dort einen einjährigen Frondienst zu verrichten.
    In Begleitung der Nechor-Sippe befand sich der Luminat Eseroc, ein Missionar und Wanderprediger, der den Südern geraten hatte, in Moriks Herberge einige Tage der Fastenzeit zuzubringen, um sich innerlich auf den Frondienst vorzubereiten. Morik sah diese Leute kaum, denn sie kamen nur in klaren Nächten ins Freie, um den Schein zu betrachten, der über dem Lichtland lag.
    Auch die fünf unentschlossenen Yarlfänger, die sich noch nicht darüber einig waren, wie sie das Letzte Jahr nützen sollten, verhielten sich seit Beginn der Fastenzeit gesittet. Sie tranken nicht mehr und begnügten sich mit kargen Mahlzeiten.
    Nur der Fremde mit der Trompetenblume störte die Ruhe. Er zwang Morik, ihm Siup aufzutischen und von seinem Weib üppige Speisen anrichten zu lassen. Das war eine Beleidigung für alle Lyrer, und Morik war schon nahe daran gewesen, ihm seine Wünsche zu verweigern. Aber Eseroc hatte ihm vertraulich zugenickt: Laß ihn nur, er wird schon noch geläutert werden.
    Der stummen Absprache war eine Beratung gefolgt, an der nicht nur alle Mitglieder der Nechor-Sippe teilnahmen, sondern auch die fünf Yarlfänger, die früher mit dem Fremden gezecht hatten, doch in der Fastenzeit zu den wahren Werten zurückgefunden hatten.
    Nur Moriks Weib Hestane war aus ihrer Runde ausgeschlossen worden.
    »Es ist eine Schande, wie sie mit dem Fremden tändelt«, hatte sich Oschir, das Oberhaupt der Nechor-Sippe, geäußert, und Morik war vor Scham und Zorn rot geworden.
    Als der Herbergswirt das Zimmer Hestanes nun betrat, traf er sie nackt und singend im Badefaß an. Sie lächelte ihm aufreizend entgegen, massierte ihren nackten Körper und sang weiter.
    »Bist du noch zu retten!« rief Morik und legte einen Umhang über sie. »Verhülle deinen Körper! Verstumme! Oder, bei Nullum, ich muß zur Peitsche greifen. Auf der Stelle wirst du dem Wasser entsteigen und dich verhüllen, wie es sich für ein Weib zur Fastenzeit gehört. Reinige dich innerlich! «
    »Wie es mein Gebieter befiehlt«, sagte Hestane spöttisch und entstieg dem Badefaß. Sie begann, ihren Körper abzutrocknen, und zwar in so aufreizender Weise, daß Morik fluchtartig das Zimmer verließ.
    Morik begab sich in die Schankstube. Der große Raum mit den leeren Tischen bot einen trostlosen Anblick. Nur an einem Tisch saß ein einsamer Gast. Er trug ein gepolstertes Wams, zerschlissene Pluderhosen und kniehohe Stiefel. Und er war mit einem Schwert bewaffnet.
    »He, Morik, bring mir Siup«, grölte Guszak, wie der Fremde hieß. Neben sich auf dem Tisch stand
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