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Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Titel: Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
Autoren: Wolf Paul
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jetzt laßt mich in Frieden.«
    Mythor und Odam kehrten zum Lager zurück. Als Mythor den anderen erzählte, was er über Tata erfahren hatte, sprang Tobar, am ganzen Körper zitternd, auf die Beine und rief in höchster Erregung:
    »Er lügt! Er lügt! Tata lebt. Wir sind nicht tot, nur geknechtet.« Er beruhigte sich allmählich wieder und fragte Mythor mit bebender Stimme: »Hast du dich ihm zu erkennen gegeben? Hast du dem Lyrer gesagt, daß du der Sohn des Kometen bist?«
    »Ich werde mich hüten«, sagte Mythor. »Und du wirst auch den Mund halten, Tobar.«
    Aeda legte dem jungen Tatasen die Hand auf die Schulter und führte ihn zu Necron und Sadagar. Sie drehte sich dabei nach Mythor um und lächelte ihm maliziös zu.
    Und während er noch ihren Blick erwiderte, bekam ihr Gesicht auf einmal sanfte Züge. Ihr brandrotes Haar hellte sich auf, floß ihr wie Gold über das sanfte, blasse Oval auf die Schultern.
    Aeda wurde zu Shaya…
    Mythor schüttelte den Kopf, zwinkerte, und da war das Trugbild wieder verschwunden.
*
    Shaya kam später in der Nacht wieder, sie suchte Mythor in seinen Träumen auf.
    Sie trafen einander an einem seltsamen Ort. Er hatte keinen Namen und er lag irgendwo zwischen Nacht und Dämmerung. Die Landschaft war nicht zu beschreiben, eigentlich gar nicht mit den Augen zu erfassen. Sie erstreckte sich endlos, wölbte sich nach allen Seiten in die Höhe, über Mythors Kopf hinweg und schloß sich wieder in sich selbst.
    Die Landschaft war auch üppig. Mythor kannte keines der Gewächse, die sich um ihn rankten und bauschten, ihn von allen Seiten einengten, sich aber sanft beiseite neigten, wenn ihm nach Bewegung war. Und aus diesen Pflanzen wuchs Shaya. In ihrem Goldhaar funkelte Tau, es mochten auch Perlen der Crusen sein, oder Splitter vom DRAGOMAE, Sterne aus den Augen von Verliebten – wie auch immer, ihre Zahl war 21 . Aber das Gefunkel wurde immer weniger, elf, zehn, neun, acht…
    »Willst du dich damit zufriedengeben?« fragte Shaya sanft. »Die Acht ist eine gerade Zahl, sie hat kaum Bedeutung. Neun wäre fürs erste richtig, denn hat nicht auch der Monde neun das Ungeborene. Es ist die Zahl des werdenden Lebens. Fünf ist die Zahl Darkons – noch –, denn er trägt noch fünf Mummen.«
    »Ich werde sie ihm nehmen«, sagte Mythor voll innerer Überzeugung. Aber kaum waren die Worte verhallt, da kamen ihm Zweifel, regte sich die innere Stimme, die aus der Landschaft zu ihm herüberspottete: »Und wie stellst du das an?«
    Jetzt wußte er, diese Landschaft war sein Geist. Hier stand er Shaya gegenüber. Ihm wurde kalt, wie immer, wenn die Suchende ihm nahe war.
    »Einundzwanzig Bausteine das DRAGOMAE hat«, erinnerte ihn Shaya, »Macht besitzt du erst, wenn sie alle dein sind. Darkon wetteifert mit dir, auch er macht Jagd auf sie. Du mußt dich beeilen, damit er dir nicht zuvorkommen kann.«
    Mythor machte sich auf den Weg; er lag klar vorgezeichnet vor ihm: Es ging nach Arylum und über das Meer nach Tata, ins Herz dieses Landes, in die Bastion des Bösen, in Catrox’ Unterschlupf.
    »Nicht dorthin – hierhin mußt du dich wenden«, riet ihm Shaya.
    Mythor irrte im Kreis, er war plötzlich in einem Labyrinth gefangen.
    Er straffte sich und fragte:
    »Shaya, warum narrst du mich?«
    »Nicht ich tu das, du selbst leitest dich in die Irre«, sagte die Suchende und entließ ihn aus dem Labyrinth. Sie streckte ihm die schmale, kalte Hand entgegen. »Komm, ich führe dich.«
    Aber Mythor entzog ihr die Hände, verschränkte sie auf dem Rücken.
    »Ich möchte meinen eigenen Weg gehen«, sagte er fest. »Ich habe mich schon zu oft von anderen beeinflussen, verleiten und lenken lassen. Ich möchte nicht mehr, mein Schritt soll von meinem Willen gelenkt werden. Ich muß mich frei entscheiden können.«
    »Es liegt mir fern, dich zu lenken«, beteuerte Shaya. »Du mußt nur tun, was du selbst willst. Das ist sogar Bedingung. Die Lichtwelt braucht keine Helden, die die Götter an Fäden bewegen können. Ich will dir nur bei deiner Entscheidung helfen.«
    Die Zweifel in Mythor wurden wieder stärker. Shaya sprach so, aber denken mochte sie ganz anders. Er fürchtete, zu ihrem Spielzeug zu werden.
    Und da war auch noch Fronja. Lange Zeit war sie sein einziger Traum gewesen. Nun hatte er sie gefunden und brauchte keine anderen Träume.
    Shaya sang.
    Er verstand die einzelnen Worte nicht, aber er erfaßte den Sinn des Liedes. Er hörte die erste von sieben Strophen, gleichzeitig eine Frage: Wer
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