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Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Titel: Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
Autoren: Wolf Paul
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die Trompetenblume, die er selbst Irrsinnie nannte. Es war ein phantastisches Gebilde mit einem großen Trichter, von dem etliche gewundene Röhren in einen Helm mündeten. Guszak behauptete, daß man die Stimme des Lichtboten hörte, wenn man den Helm aufsetze. Aber seit einer der fünf Yarlfänger – es war Japal – bei einem Versuch fast den Verstand verloren hatte, konnte Guszak niemanden mehr hinters Licht führen.
    Morik kam dem Wunsch des Fremden wortlos nach und stellte ihm einen Krug mit Siup hin. Er wollte sich sofort wieder abwenden, aber Guszak hielt ihn am Ärmel zurück.
    »Das einzig Genießbare in eurem verdammten Land ist der Schnaps«, lallte er. »Ich wüßte nicht, was ich ohne Siup täte. Vermutlich käme ich vor Langeweile um. Aber zum Glück habe ich auch noch meine Irrsinnie, die mir etwas Ablenkung verschafft. Willst du sie nicht einmal aufsetzen, Morik?«
    Er lachte, als er das entsetzte Gesicht Moriks sah.
    »Was weißt du schon von den Freuden des Lebens«, fuhr Guszak mit schwerer Zunge fort. »Verflucht, wohin bin ich geraten? Wozu bin ich aus Wahnhall geflohen? Ich habe die Todespfeiler Skyll und Exinn überwunden. Ich habe mich quer durch die Schattenzone geschlagen und habe den Sturz durch den Lyrer-Schlund überlebt. Ich habe den Shrouks und dämonischen Bestien getrotzt, habe mich durchs sumpfige Frevenland geschlagen und meinen Lauscherhelm gegen Räuber verteidigt… Und wofür das alles? Um in dieser stinklangweiligen Einöde zu landen. In einem Land voller Schwachköpfe, wo alle nur auf das Erscheinen des Lichtboten warten. Ein Jahr noch, dann ist es soweit. Pah!«
    Guszak stieß den Wirt von sich und fuhr fort:
    »Der Lichtbote wird nicht erscheinen. Nicht nach diesem Letzten Jahr. Nicht nach dem nächsten Zyklus, nicht in hundert Jahren! Das sagt mir meine Irrsinnie.«
    »Frevler!« stieß Morik hervor, aber der Fremde lachte ihn nur aus und nahm einen tiefen Zug aus dem Krug.
    Morik ging vor die Tür der Herberge und wartete auf die Nacht. Er hörte den Fremden in der Schankstube rumoren, vernahm seinen unsicheren Schritt auf der Treppe, dann wurde es still.
    Die Nacht kam schlagartig. Die ersten Sippenangehörigen der Nechors tauchten auf. Sie waren in ihre Burnusse gehüllt und hatten die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen. Morik nickte ihnen zu. Oschir kam als letzter.
    »In dieser Nacht!« raunte er Morik zu.
    Aus Richtung der Ställe tauchte eine Gestalt auf. Es war Japal, der Yarlfänger, den der Fremde im Siuprausch gezwungen hatte, den Helm mit der Trompetenblume aufzusetzen; er war voller Rachegelüste.
    »He, es ist soweit«, rief er verhalten. »Die beiden sind im Stall verschwunden.«
    »Wir warten nur noch auf Eseroc«, sagte Oschir.
    Der Luminat ließ lange auf sich warten. Als er dann aus dem Haus trat, ging er schweigend an ihnen vorbei, und sie folgten ihm. Im Gehen entledigte sich Eseroc seines Burnusses, Morik fing ihn auf.
    Ein ehrfurchtsvolles Murmeln ging durch die Prozession, als es sich herausstellte, daß Eseroc unter dem Burnus völlig nackt war, so daß das Leuchten seines Körpers durch nichts verdeckt wurde. Von jedem Fingerbreit ging dieses erhabene Leuchten aus, das nur jene an sich hatten, die ihr Leben der Fronarbeit im Lichtland widmeten.
    Vor der Stalltür machte Eseroc halt und sagte:
    »Es muß sein. Nullum will es so.«
    Die vier anderen Yarlfänger warteten auf sein Zeichen, dann öffneten sie die Stalltür lautlos. Eseroc bedeutete durch eine Handbewegung, daß ihm die anderen vorausgehen sollten, und Morik machte den Anfang.
    Er hörte Hestanes ausgelassenes Gekicher schon, noch bevor er sie sehen konnte. Wut übermannte ihn, und er holte die Peitsche aus seinem Gürtel. Aber noch hielt er an sich. Lautlos bewegte er sich weiter, bis er die beiden Gestalten erkennen konnte.
    »Komm, mein Schatz, setz den Lauscherhelm auf und laß dich zur höchsten Stufe der Glückseligkeit emporheben«, erklang Guszaks rauhe Stimme.
    Der Stall füllte sich allmählich. Morik hielt den Blick gesenkt, er konnte es nicht mitansehen, wie sein Weib sich den Helm mit der Trompetenblume aufsetzte, während der Fremde sie in seinen Armen hielt.
    Es war nur ein Tier im Stall, der Tokuan des Fremden, ein besonders heißblütiges Exemplar. Der Tokuan begann mit dem Schwanzstummel auf den Boden zu trommeln und stieß dabei heisere Laute aus.
    »Sei still, verdammtes Biest«, rief Guszak. Er merkte nicht, wie sich dunkle Gestalten näherten und um ihn und
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