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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren
Autoren: Terrid Peter
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versteckt. Durchs Unterholz spähend erkannte Bastraph eine Gestalt, die sich auf einem Pferd näherte.
    »Laß sehen, was da entlanggeritten kommt«, flüsterte Orphal. Er rieb sich die feuchten Hände.
    »Geh du voran«, forderte er Bastraph auf. »Stelle fest, wer es ist.«
    Bastraph seufzte. Gegen diesen klaren Befehl gab es keine Widerrede, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, von Orphal fürchterlich bestraft zu werden. Mehr als einmal hatte Bastraph erwogen, dem Gierhals die Gurgel durchzuschneiden, aber dazu brachte er den Mut nicht auf.
    Zögernd verließ der Narr seine Deckung. Die Gestalt schien in einiger Entfernung vorbeipreschen zu wollen, und Bastraph war nahe daran, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Dann aber war er aus der Ferne erkannt worden. Die Reiterin – es mußte eine Frau sein, denn sie trug einen Speer über dem Rücken – parierte ihr Pferd durch, riß es herum und jagte nun genau auf das Wäldchen zu, in dem sich Orphal versteckte.
    Wie nicht anders zu erwarten, erkannte die Reiterin von weitem, daß da ein Mann stand, und erlaubte sich einen der rüden Späße, mit denen die Vanga-Frauen ihre Männchen zu beeindrucken pflegten. In vollem Galopp nahm sie den Speer zur Hand und jagte damit auf Bastraph zu. Der kannte diese Spiele bereits zur Genüge und blieb stehen. Eine Handbreit vor seiner Brust blieb die Speerspitze in der Luft stehen – es waren ein paar dunkle Flecken darauf zu sehen, die daran erinnerten, wozu dieses Kriegsgerät diente.
    »Sieh an, ein wagemutiges Männchen!«
    Die Stimme der Reiterin klang jung und frisch, und als sie das Helmvisier hochklappte erkannte Bastraph mit leiser Trauer, daß Orphal einmal mehr ein besonders hübscher Gimpel ins Netz gegangen war.
    Rote Haare umflatterten ein schmales blasses Gesicht mit dunklen Augen. Die dunklen Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Die Amazone war noch sehr jung und hatte wohl wenig Kampferfahrung – jedenfalls fehlte der scheußliche Zierrat, mit dem sich die Vanga-Amazonen des öfteren zu verunstalten pflegten. Auch war diese Frau – das war trotz der Rüstung zu erkennen – erheblich schlanker und wohlgestalter, als Bastraph es bei den grimmigen Amazonen anzutreffen gewohnt war.
    »Ach ja«, seufzte Bastraph. Schade um das schöne Kind.
    »Was hast du hier zu suchen, Bursche?« fragte die Amazone. Die Spitze ihres Speeres zielte noch immer auf Bastraphs Brust. Das Leder seines Wamses war schwerlich geeignet, einen kräftigen Stoß abzufangen.
    »Offengestanden – Mädchen fangen«, sagte Bastraph und kratzte sich hinter dem rechten Ohr.
    Die Amazone lachte, daß sie fast aus dem Sattel gefallen wäre.
    »Schon Erfolg gehabt heute?«
    »Du bist die erste«, gab Bastraph unumwunden zu.
    Nach einem neuerlichen Heiterkeitsausbruch stieg die Amazone vom Pferd. Sie war nur knapp eine Handbreit größer als Bastraph und nur wenig breitschultriger.
    »Und wieviel willst du zusammenbringen?« wollte die Amazone wissen. Sie stand vor Bastraph, die Hände in die Hüften gestemmt und schien sich prächtig zu amüsieren.
    »Ich glaube, ein Mädchen am Tag reicht«, antwortete Bastraph.
    Wieder schüttelte sich die Amazone vor Lachen. Sie trug zwei Schwerter am Gürtel, und vom Sattelknauf hing noch eine schwere stachelgespickte Keule herab.
    »Nur zu«, sagte die Frau. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Bastraph«, antwortete der Narr des Königs Orphal.
    »Ich bin Hiide«, stellte sich die Amazone vor. »Wie hast du dir das Einfangen gedacht?«
    Bastraph stieß einen leisen Seufzer aus. Hiide mochte das alles sehr spaßig finden, aber sie ahnte ja auch nicht, wer sich im Gebüsch verbarg, und was für Schliche dieser Jemand kannte.
    »Willst du ein paar Stunden hinter mir herlaufen und mich jagen?« fragte Hiide. »Oder wollen wir die Sache im offenen Schwertkampf austragen?«
    »Am einfachsten wäre, du ließest dich von mir fesseln«, sagte Bastraph. Er nestelte die Stricke vom Gürtel. Hiide warf einen kurzen Blick auf die Taue und lachte erneut.
    »Damit willst du mich halten?« fragte sie spöttisch. »Versuche es nur.«
    Sie streckte Bastraph die Arme entgegen. Wieder seufzte der junge Mann. Wie sollte Hiide ahnen, daß Orphal die dünnen Seile mit einem starken Zauber versehen hatte?
    Lachend ließ es Hiide geschehen, daß Bastraph ihr die Hände zusammenband. Er stellte sich dabei nicht sehr geschickt an, es war auch nicht nötig, denn Orphals Zauberkräfte waren außerordentlich stark.
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