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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren
Autoren: Terrid Peter
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nicht selten Hiebe, und da war es ratsam, eine gehärtete und geschärfte Klinge griffbereit zu halten. In der Regel war es Bastraph, der sich seiner Haut zu wehren hatte – Orphal kam nur selten in Verlegenheit.
    Die Stunde bis zur Abreise verging rasend schnell, Bastraph kam mit den Vorbereitungen kaum nach. Orphal, der wußte, was er an seinem Narren hatte, drängte ausnahmsweise nicht. Er wartete, bis alles bereit war, dann ließ er sich von Bastraph in den Sattel heben.
    Sein Gesicht zeigte jenes schmierig-anzügliche Lächeln, das Bastraph so gut an dem Herrscher kannte.
    »Wir werden nach Vanga vorstoßen«, verkündete Orphal. »Mich gelüstet es nach einer Amazone.«
    »Oh weh«, entfuhr es Bastraph.
    Die üblichen Raubzüge waren schon schlimm genug. Es tat weh, ansehen zu müssen, wie Orphal seine Opfer schikanierte und ausplünderte. Das Reich Nebenan – überall und nirgends zu finden – war für manch einen Bewohner anderer Weltgegenden zu einem wahren Alptraum geworden. Überall erschien Orphal mit ein paar Kriegern, drohte mit Waffenlärm und niederträchtiger Zauberkunst und erreichte stets, was er wollte. Waren von überallher strömten ins Reich Nebenan. Fischer opferten ganze Fänge, um nicht dank Orphals magischer Kunst, beim nächsten Auslaufen die Netze mit stinkendem Schleim angefüllt vorzufinden. Bauern leerten Faß und Scheuer, mal aus schlichter Gutgläubigkeit an den göttlichen Orphal, mal aus purer Angst vor Hagelschlag, Hitze und anderen Ereignissen, die verheerende Mißernten zur Folge haben konnten. Wo immer Reben am Stock hingen, tauchte Orphal als Gott der Rebe auf und ließ sich weidlich opfern.
    Die solcherart Geschundenen zahlten in der Regel gerne – schon um ärgerem Ungemach zu entgehen. Denn Orphals Sinnen und Trachten zielte nicht allein darauf ab, sich mit Wein vollaufen zu lassen oder zu fressen, bis ihm die Gänseschlegel nicht mehr durch den Schlund wollten. Er war hinter den Weibern her wie keiner sonst und er war, ungeachtet seines Auftretens und Gebarens, außerordentlich erfolgreich. Bastraph hatte bei Antritt seines Narrendiensts einmal versucht, eine Liste anzulegen, hatte aber aufhören müssen, als der Gänsekiel begonnen hatte zu rauchen.
    »Muß das denn wirklich sein, Herr?« fragte Bastraph behutsam an.
    »Mir ist danach«, versetzte Orphal. Die Aussicht auf ein Abenteuer – bei dem er in der Regel die Trophäen und Bastraph die Keile davontrug – hatte ihn gemütlich gestimmt. Während er genüßlich eine reife Feige nach der anderen verspeiste, trieb er sein Reittier einer jener magischen Brücken entgegen, die er zum überraschenden Auftauchen in den unterschiedlichsten Landen verwendete.
    »Meine Schrammen vom letzten Ausflug dieser Art sind noch nicht verheilt«, wagte Bastraph einzuwerfen.
    »Was schert das mich, Narr. Sieh selber zu, daß du nicht verbleut wirst.«
    Hinter Orphals Rücken schnitt Bastraph eine Grimasse.
    Es war stets das gleiche Spiel. Kam ein ahnungsloser Ehemann oder Vater dahinter, daß ein reißender Lustwolf im Unschuldsgarten seiner Familie wilderte, sah er in begreiflichem Irrtum natürlich den schmucken Bastraph als Übeltäter an. In etlichen Fällen mochte das auch zutreffen, denn Orphal entblödete sich nicht, Bastraph gleichsam als Lockvogel einzusetzen – und während der unglückliche Narr dann alle Mühe hatte, sich seiner Haut zu wehren, suchte Orphal mit wohlfeiler Beute das Weite.
    »Ach«, seufzte Bastraph. »Es geht ungerecht zu auf der Welt.«
    »Hähä«, machte Orphal zufrieden.
    Ausgerechnet Vanga. Bastraph begriff einfach nicht, was Orphal an den waffenklirrenden Amazonen fand. Bastraph hätte es vorgezogen, keiner dieser muskelbepackten Frauen mit ihren schrecklichen Waffen zu begegnen, aber Orphal gierte geradezu danach. Ob es etwas damit zu tun hatte, daß Frauen von Vanga ihm vor geraumer Zeit beträchtliche Teile seines Reiches entrissen hatten?
    Bastraph jedenfalls hatte keine Lust, mit einer Amazone anzubändeln, weder mit Waffen noch mit Minne. Entsprechend scheu sah er sich immer wieder um.
    Der Landstrich, den sich Orphal für sein Unternehmen ausgesucht hatte, lag im Einflußbereich der Zaubermutter Zeboa, mit der sicherlich nicht gut zu tafeln war, wenn man sich an ihre Frauen heranmachte.
    »Halt!« murmelte Orphal. »Von den Pferden.«
    Wenn es um Liebeshändel ging, entwickelte Orphal eine bemerkenswerte Gewandheit. Rasch war er vom Pferd herunter. Die Tiere wurden in einem Wäldchen
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