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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken
Autoren: Giesa Werner K.
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Schönheit selbst die schillerndsten Schmarozerpflanzen verblassen.
    Mythor stand wie erstarrt, sah andächtig dem Schauspiel zu. Die Nachmittagssonne ergoß ihr goldenes, warmes Licht über die Blumenpracht und ließ sie hell und glänzend aufleuchten.
    Innerhalb weniger Herzschläge überzog sich die gesamte Pflanze mit einem Mantel aus Schönheit. Mythor mußte eingestehen, daß er nie zuvor ein ähnlich herrliches, fast berauschendes Bild gesehen hatte. Diese Größe… ein riesiger Blumengarten, der auf dem Wasser trieb.
    Gefahr.
    Irgendwo lauerte sie. Drei Amazonen der Niez, deren Aufgabe es war, Mythors Weg zum Hexenstern zu behindern, ihn aufzuhalten.
    Zu verhindern, daß er Fronja zu Hilfe eilte… Fronja, die ebenfalls in Gefahr war.
    Der Abend war gekommen. Hanquon hatte Colonge wieder verlassen, war aus dem Hafen vorgestoßen in die See und trieb jetzt weiter südostwärts. Die Schwimmende Stadt würde, so hatte die Erste Bürgerin mitgeteilt, Kurs auf eine Reihe von Inseln südlich Naudrons nehmen, um deren Bewohnerinnen an der Blütenpracht teilhaben zu lassen.
    Niemand hatte mehr nach Nucrilia gefragt, was Mythor erleichtert zur Kenntnis genommen hatte. Die Blüte ließ alles andere unwichtig werden. Selbst das Bußspiel in Colonge trat zurück in den Schatten dieses großartigen Ereignisses. Den Rest des Tages hatten die Colonge-Bewohnerinnen die Lumenia bestaunt.
    Dann war die Lumenia wieder davongeglitten.
    Und das Fest der Masken hatte mit dem Erblühen der Lumenia begonnen. Es würde so lange andauern, wie die Blume in voller Blüte stand und zu ihren elf bisherigen „Stockwerken“ ein zwölftes hinzufügte.
    Zwölf Blütenzeiten… und niemand wußte, wie viele noch folgen würden, wie alt die gewaltige Lumenia noch werden würde.
    Als die Nacht kam, schlossen sich die Blüten, um sich am Morgen wieder zu öffnen. Und wenn die Sonne die helle Sichel des Feuermonds, Zeichen der Herrschaft Zirris, wieder verdrängte, würden sie alle sich maskiert wiedersehen…
    Und noch waren sie alle ahnungslos.
    Um die Masken anzulegen, mußte jeder die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen wie beim ersten Anpassen. Das komplizierte Benutzen der Kammern in den Hütten, die nur nach bestimmten Zeitabständen betreten oder verlassen werden konnten, der Weg durch die Gänge, von denen unzählige durch den Wurzelstock führten zu den verschiedenen Werkstätten, all das sorgte dafür, daß das Geheimnis der Maskenträger gewahrt wurde. Selbst jemand, der genau aufpaßte und mit der Sanduhr die Zeiten nahm, um das Geheimnis einer Maske zu enträtseln, würde getäuscht werden.
    Jenen jedoch, die sich vorher abgesprochen hatten, bot es keine Schwierigkeit, sich gegenseitig wiederzufinden. Und während die Hanquonerinnen die immer noch prächtiger aufblühende Lumenia förmlich anbeteten und ausgelassen feierten, traf man sich zu einer erneuten Lagebesprechung. Mythor musterte die einzelnen Masken; sie waren so vollkommen, wie sie nur sein konnten. Verblüffend waren vor allem Lankohr und Kalisse. Der Aase war von einem wirklichen Siebenläufer kaum zu unterscheiden, und auch Coerl O’Marn war lebensecht nachgebildet in seiner Vollrüstung. Die Erinnerungen wollten in Mythor wieder aufbrechen, aber er drängte sie zurück. Coerl O’Marn, der Alptraumritter, der im Dienst der Caer gestanden hatte, aber von ihnen abfiel und zu Mythors Freund wurde… und der das grausige Schicksal auf sich nahm, das Drudin in der Ebene der Krieger eigentlich Mythor zugedacht hatten: Die Dämonisierung! Und der dämonisierte O’Marn, der sich für Mythor geopfert hatte, hatte ihn dann durch halb Gorgan gehetzt, bis hin nach Logghard, wo er endlich seinen Seelenfrieden fand…
    Mythor schüttelte die Erinnerungen ab. Welch ein großer Verbündeter hätte O’Marn werden können…
    Der Sohn des Kometen hatte am Abend zuvor keine Gelegenheit gefunden, mit allen aus seiner Begleitung zu sprechen, deshalb berichtete er jetzt erst in Einzelheiten, was sich in Colonge abgespielt hatte.
    Noraele, die Hexe in der Maske einer Kometenfee, lächelte fein. „Also hatte unsere Freundin Scida tatsächlich recht“, sagte sie. „Wer hätte das gedacht… aber wer mögen die drei anderen sein?“
    Mythor zuckte mit den Schultern. „Sie müssen zu den Reisenden gehören, aber unter den Masken werden wir sie nie finden. Wir müssen abwarten, bis das Fest der Masken sein Ende findet.“
    „Wer weiß, wie lange die Lumenia blüht. Es kann Tage
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