Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken
Autoren: Giesa Werner K.
Vom Netzwerk:
wußte doch nur, daß es insgesamt doch drei waren, nicht aber, wer sie waren!
    Er begann schneller zu laufen. Plötzlich kam es ihm nicht mehr darauf an, den Bewohnern von Colonge ein würdiges Schauspiel zu liefern, sondern wieder zur Lichtblume zu gelangen. Auf der Lumenia schützte ihn das Gesetz.
    Aber man würde nach Nucrilia fragen. Warum sie nicht zurückkam… Er wußte nicht was er sagen sollte.
    Es war ihm jetzt auch vollkommen gleichgültig.
    Er hetzte durch die Straßen von Colonge, orientierte sich jetzt nur noch nach dem Stand der Sonne, etwas, was ihm eigentlich lange vorher schon hätte einfallen sollen. Aber da hatte er sich mehr auf die fette Amazone verlassen, deren Speckmassen in Wirklichkeit harte Muskelpakete gewesen waren… Und jetzt geriet er immer wieder in Straßen, die ihn mit abgesperrten Bezirken zum Umwegen zwangen, obgleich die Stadt eigentlich sehr geometrisch erbaut worden war…
    Und dann tauchte der Hafen vor ihm auf…
    *
    Als er an die Kaimauer trat, wo das große Blatt auf ihn und die anderen wartete, waren die beiden „Jägerinnen“ wieder dicht hinter ihm. Mythor lächelte hart. Das Blatt war unbesetzt. Offenbar hatte man um diese Zeit noch nicht mit der Rückkehr der „Opfer“ gerechnet. Entschlossen sprang er auf das dunkelgrüne Blatt, griff nach der großen Ruderstange und stieß sich ab. Das Blatt löste sich von der Kaimauer und glitt langsam auf die Lumenia zu.
    Ärgerliche Rufe erschollen hinter ihm. Die beiden Jägerinnen waren erzürnt. Immerhin war für ihn das Spiel beendet, und er hätte auf sie warten und sie mit hinüber nehmen können. Das aber lag durchaus nicht in seiner Absicht.
    Sollten sie noch ein wenig warten. Irgendwer würde das Blatt wieder hinüberschicken oder von der Stadt aus ihnen ein Boot zur Verfügung stellen. Möglicherweise würden sie auch noch einmal nach der Amazone suchen…
    Er war halbwegs mit sich zufrieden und sah sich nicht einmal um. Vor ihm ragte die große Blume empor.
    Fronja müßte sie sehen können! durchfuhr es ihn, und andächtig nahm er jede Einzelheit in sich auf, merkte sich geradezu jedes einzelne Blatt, jede einzelne Blüte, um Fronja, wenn er eines hoffentlich nicht mehr all zu fernen Tages mit ihr zusammentraf, davon erzählen zu können. Und doch mußte jede Schilderung vor der Wirklichkeit verblassen. Worte reichten nicht aus.
    Und der Jubel der Menschen schwoll an, lauter und lauter, und wurde zu einem Salut, der der Schönheit der voll erblühten Lumenia galt.

5.
    Es war ein gutes Omen.
    Es mußte ein gutes Omen sein. Mythor empfand es so, und dieses Empfinden teilte er den anderen mit. „Im Augenblick meines Sieges über die Amazone erblüht die Lumenia“, sagte er. „Ein Wink des Schicksals vielleicht.“
    „Möglicherweise“, sagte Scida. Sie hatte sich neben ihm aufgebaut. Ein paar Schritte weiter war Gerrek damit beschäftigt, sich eine leuchtendrote Blüte in die blonden Haare zwischen seinen Knitterohren zu stecken.
    „Selbst ein Beuteldrache wird angesichts dieser Schönheit zum Romantiker“, lächelte der Sohn des Kometen.
    Er fühlte sich von dem Bild eigenartig berührt. Nicht einmal Ambes Zaubergarten hatte einen Eindruck solch vollkommender Harmonie in ihm erwecken können.
    Und er mußte sich gewaltsam in Erinnerung zurückgerufen, daß hinter diesem Mantel aus Schönheit doch eine Gefahr lauerte. Auch Hanquon unterschied sich nicht von allen anderen Orten, die er bisher in Vanga kennengelernt hatte.
    Er sah an ihr hinauf.
    Es war der Augenblick, in dem sich die Wasserpflanze zu ihrer größten Pracht entfaltete.
*
    Erste bewundernde Ausrufe derer, die das Schauspiel von Anfang an und vornehmlich zufällig – wie Mythor – beobachteten, erklangen und schwollen allmählich zu beachtlichem Lärm an, weil immer mehr Menschen auf das Erblühen der Lumenia aufmerksam wurden.
    Die gewaltige Knospe an der Spitze des Wurzelstocks entfaltete sich zur zwölften Stufe der Blume. Farbenprächtige Blätter breiteten sich aus, drängten nach allen Seiten auseinander und schillerten wie das Licht des Regenbogens. Und es war, als flösse die Blüte von der Spitze über die ganze Lumenia nach unten.
    Denn nicht nur die Knospe entfaltete sie, drängte mit ihrer Buntheit über die Deckblätter hinaus. Überall an den Kanten der Blätter der einzelnen „Stockwerke“ sprangen weitere Knospen auf, die bis jetzt kaum jemand wahrgenommen hatte. Weitere kleine Blüten entstanden und ließen mit ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher