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Mystery Thriller Band 224

Mystery Thriller Band 224

Titel: Mystery Thriller Band 224
Autoren: Dana Kilborne
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so weit: Rii sah es in den Augen des Kelten, dass auch er seine drohende Niederlage realisierte. Sie musste nur noch zurücksetzen, ihren Stab unter dem weiten Vorhang hervorziehen und die magische Formel sprechen.
    Doch in diesem Moment geriet der Kelte ins Straucheln und schlug rücklings nieder.
    Rii zögerte kurz, verwarf ihren ursprünglichen Plan und setzte ihrem Gegner stattdessen nach.
    Ein gravierender Fehler, wie sie nur einen Augenblick später feststellen musste, denn noch im Liegen hatte der Kelte einen Dolch aus dem Schaft seines Stiefels gezogen und ihn nach Rii geworfen.
    Entsetzt schaute sie an sich hinunter.
    „Verdammt, nein, das darf nicht wahr sein!“, machte Daphne Burnette alias Rii ihrem Ärger Luft, zog sich die Dolchattrappe aus dem gepolsterten Wams und warf es dem Kelten vor die Füße. „Das ist der billigste Trick der Welt – und ich falle immer wieder drauf rein!“
    „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, Daphne“, entgegnete Jason, alias Bréanainn der Kelte mit einem süffisanten Grinsen. „Und von einem Schergen der dunklen Seite kannst du nicht unbedingt erwarten, dass er sich an irgendwelche Regeln der Fairness hält.“
    Der Kampf war verloren, und Daphne zog den weiten Umhang, der zur Kluft der Magierin Rii gehörte, aus. Sie war enttäuscht, aber auch wütend. Vor allem auf sich selbst. Weil sie nun schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Turnieren den Verlockungen eines leichten Sieges zum Opfer gefallen war, anstatt auf ihr Bauchgefühl zu hören.
    „So, das war’s, Leute“, sagte Daphne. „Ich hab’s mal wieder verbockt. Aber keine Sorge: Ab sofort seid ihr mich ja los. Es sei denn, ihr kommt mich mal in Deadman’s Landing besuchen. Dort könnt ihr nämlich weiter auf Rii und ihre magischen Kräfte im Kampf gegen das Böse zählen!“
    „Vergiss es, in so ein Kaff kriegen mich keine zehn Pferde“, erwiderte Michael, der mit dem zotteligen Bart, den buschigen Brauen und dem runden Bauch, den er wie einen Gürtel umgeschnallt trug, aus der Rolle des Zwergs schlüpfte. „Außerdem hätten die hiesige Orga hier bestimmt etwas dagegen, wenn du ihnen die Spieler wegklaust.“
    Die „Orga“, das waren schlicht die Organisatoren des Liverollenspiels – in Kennerkreisen auch LARP wie Live Action Role Playing genannt –, die sowohl die Geschichte entwarfen als auch dafür sorgten, dass alles rundlief.
    Daphne zuckte mit den Schultern. „Zum Glück haben wir immer noch freien Wettbewerb in diesem Land. Jeder kann also dort spielen, wo er möchte.“
    Das stimmte zwar tatsächlich, allerdings wusste Daphne durchaus, dass sie die meisten der Leute, mit denen sie hier schon seit Langem zu tun hatte, in ihrer neuen Heimat nicht wiedersehen würde, die immerhin deutlich mehr als achthundert Meilen von Springfield, Illinois entfernt war. Und im Grunde war ihr das auch nur recht: Denn wenn ihr daran gelegen wäre, ihre alten Bekannten nach Dedmon’s Landing zu holen, würde das keine große Veränderung bedeuten.
    Und eine Veränderung war genau das, was sie dringend brauchte.
    So brachte sie auch den Abschied von ihren LARP-Kollegen, mit denen sie das vergangene Wochenende auf dem Anwesen beim Sangchris Lake nahe Springfield verbracht hatte, gut hinter sich.
    Mr Stuart, der Besitzer, hatte hier früher einmal ein Sommercamp betrieben, dann aber umgesattelt und veranstaltete nun ein- bis zweimal in Monat Rollenspielevents. Daphne war den LARPs bereits als Sechzehnjährige verfallen, als sie zum ersten Mal eine ältere Klassenkameradin zu einer solchen Veranstaltung begleitet hatte. Damals hatte sich eine ganz neue Welt für sie eröffnet. Es war ihr wie der Eintritt in ein magisches Reich vorgekommen. Ein Ort, an dem sie jede Person sein konnte, die sie darstellen wollte. Jedes Wesen.
    Von da an hatte Daphne sich immer mehr in dieses Hobby hineingesteigert. Bald schon genügte es ihr nicht mehr, sich in diverse Fantasyfiguren zu versetzen, und sie hatte ihren ganz eigenen Charakter kreiert: den der Magierin Rii.
    „Wie auch immer“, sagte Jason, der sich inzwischen aufgerappelt hatte. Er trat auf Daphne zu und umarmte sie flüchtig. „Schade ist es trotzdem, dass wir eine Spielerin wie dich verlieren.“
    Auch die anderen Mitglieder ihrer Spielgruppe verabschiedeten sich von ihr, sodass Daphne sich fast ein bisschen wehmütig fühlte. Aber nur fast. Denn ihre Aufregung vor dem, was ihr in den nächsten Tagen und Wochen bevorstand, überwog.
    „So,
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