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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin
Autoren: Jonathan Saunders
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vom, Mond beleuchtet wurden, als blicke man über wattige Tuffe direkt in die Zwischenwelt.
    Merlin war ihm ein gutes Wegstück vorausgeeilt und rief unerwartet fröhlich: „Ich kann es nicht glauben! Melchor, Samael und Pacis! Was für eine Freude! Und ihr …? Wer seid ihr? Euch kenne ich noch nicht … doch seid mir alle herzlich willkommen. O … was für ein schönes Wiedersehen …“
    Hörn gewann den ersten Blick auf das dunkle Plateau. Er sah Merlin inmitten einer Schar von stattlichen Grauwölfen, die winselnd und schwanzwedelnd auf den Bäuchen an ihn heranrobbten. Doch kaum sahen einige von ihnen Hörn kommen, stellten sie ihre Nackenhaare auf, knurrten und fletschten ihre Zähne, die selbst in der Dunkelheit hell strahlten. Sie wollten Merlin schützen.
    Sofort griff Merlin ein und stellte den knurrenden Wölfen Hörn als seinen ältesten, liebsten und wertvollsten Freund vor, den er überhaupt nur haben könne. Augenblicklich wurde er von den feindseligen Wölfen akzeptiert, die auch ihn nun demütig begrüßten. Anschließend sprangen sie wieder zu Merlin und wollten gekrault, geliebkost und bewundert werden.
    „Aber Melchor, sage doch, was dich zu dieser bitteren Jahreszeit aus Schweden über das Gebirge nach Norwegen treibt? Nein. Warte noch. Bevor wir zu erzählen beginnen, werde ich euch Stockfisch bringen. Sicherlich habt ihr Hunger“, meinte Merlin, stand auf und bereitete alles für lange Gespräche vor. Er entzündete in der Höhle Lichter, holte den getrockneten Fisch aus seinem Vorratslager, machte sich selbst eine Suppe und lief aufgeregt zweifache Wege.
    Indessen hatte sich Hörn zu Melchor und Samael gelegt. Sie kannten sich gut und waren über Jahre befreundet. Melchor erklärte den zwei jüngeren Wölfen Akita und Carus, die bei Hörns Ankunft geknurrt hatten, wer dieser Hirsch sei.
    Melchor, Samael und Pacis waren ruhige und scharfsinnige Wölfe, von denen Melchor der älteste und gleichzeitig der Rudelführer war. Seine Stellung gebot jedem unbedingten Respekt. Samael war der Klügste unter ihnen, der sich in langen Gesprächen mit Merlin gemessen hatte. Pacis, einen friedliebenden, freundlichen Charakter, mochte Hörn am liebsten. Doch der Anstand gebot, zuerst Melchor und Samael zu beachten, bevor er sich von seiner persönlichen Zuneigung für Pacis leiten lassen konnte.
    Carus war niemals zuvor auf der Insel gewesen. Er war ein schöner, junger, kräftiger, bedingungslos erscheinender Wolf. Und zuletzt blieb Akita, die einzige Wölfin unter ihnen. Sie sei, so sagte Melchor, die beste aller Jäger, und trotzdem war sie verspielt, anhänglich, respektvoll und von erhabenem Stolz in einer gewandten Eleganz.
    Alle fünf Wölfe waren stolze Tiere. Akita und Carus hatte Hörn zwar angefletscht, als sie ihn kommen sahen, doch ihr Instinkt dem Fremden gegenüber wich der Achtung vor dem Hirsch als Freund des großen Sar Merodak, wie Melchor und Samael Merlin nannten und wie er ihnen allen bekannt war.
    Hechelnd lagen die Wölfe auf dem Felsen unter der aufreißenden Wolkendecke und Pacis schmiegte sich nasestupsend dicht an Hörn, der zwischen allen thronte und ihre besondere Anerkennung und Ehrerbietung genoß, da er Merlins Gefährte war und solche Achtung von Merlin nicht erhalten hatte.

III
    Melchor, Samael und Carus hatten sich neugierig vor Merlin gelegt – Hörn und Pacis lagen vor dem Eingang und lauschten in die Höhle hinein. Merlin selbst saß auf dem Boden an sein Nachtlager gelehnt. Sie alle hatten gut gegessen und waren satt – eigentlich auch müde, doch das Wiedersehen ließ sie nicht zur Ruhe kommen, abgesehen von Akita, der jungen Wölfin, die zu seinen Füßen bereits eingeschlafen war.
    Merlin hatte eine Schale Wasser neben sich gestellt und seinen geheimnisvollen Stab mit dem kerbig geschwungenen Knauf hinter sich auf die Decke gelegt, so daß die zwei Lederbeutel über den Bettrand baumelten. In den Augen von Melchor und Samael glänzte eine Erwartungshaltung, während der Zauberer Akita streichelte, die tatzenzuckend schlummerte, während sie ihre Läufe von sich gestreckt hatte.
    „Melchor, sage doch, woher Akita und Carus kommen. Sie sind so prächtig und wohlgeraten wie dein ganzes Rudel, mein Lieber.“
    „Akita fanden wir verwaist und zurückgelassen, o Sar Merodak.“
    „Weshalb sagst du nicht einfach Merlin zu mir? Sar Merodak …, weder bin ich jemals ein Priesterkönig gewesen, noch sehe ich selbst mich als Magier.“
    „Aber du bist in unseren
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