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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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ihre Kraft und all ihr Geschick, sich im Sattel zu halten und den Hengst wieder zu beruhigen. Auch der andere Reiter hatte seine liebe Not, sein Pferd zum Stehen zu bewegen.
    „Sie hirnverbrannter Trottel!“, brüllte er, während er immer noch heftig an den Zügeln zog und sie daher keines Blickes würdigte. „Was in Dreiteufelsnamen haben Sie sich dabei gedacht, hier wie wahnsinnig geworden durch die Gegend zu galoppieren? Wir sind nicht auf der Rennbahn, Sie hätten mich töten können!“
    „Und Sie mich.“
    Der Klang der weiblichen Stimme ließ ihn aufhorchen. Sprachlos vor Erstaunen wandte er sich um. Der Reiter, der im Herrensitz auf dem großen Pferd saß, war tatsächlich eine Frau. Aber was für eine Frau! Sie trug die Reitjacke eines Mannes, und das einzige Zugeständnis an ihre Weiblichkeit war ein vorne offener Rock, unter dem braune Lederkniehosen und Reitstiefel hervorlugten. Trotz seiner Wut konnte er nicht umhin, ihre langen wohlgeformten Beine zu bewundern. Offenbar machte sie sich nichts aus den modischen Gepflogenheiten der Damenwelt und dem daraus resultierenden Wunsch, sich beharrlich vor Sonnenschein zu schützen, denn sie trug keinen Hut, und ihr Gesicht hatte einen leicht gebräunten, strahlenden Teint. Goldene Strähnen leuchteten in ihrem üppigen kastanienfarbenen Haar, das seinen Nadeln entkommen war und ihr Gesicht in ungebändigten Locken umrahmte. Ihre grünen Augen blitzten voller Zorn.
    „Man erwartet nicht, einem weiblichen Jockey zu begegnen, wenn man über sein eigenes Land reitet“, sagte er und gab sich verärgert, obwohl er einräumen musste, dass sie geschickt mit ihrem Pferd umzugehen wusste. „Schon gar nicht einem Jockey, der offenbar ein Rennen zu gewinnen trachtet.“
    „Ich bin galoppiert, von einem Rennen kann gar keine Rede sein“, gab sie bissig zurück. „Wenn Sie auf den Weg geachtet hätten, statt wie ein Straßenräuber aus den Büschen zu preschen …“ Abrupt hielt sie inne und musterte ihn. Er war ein Mann von stattlicher Größe, der von seinem riesigen Pferd auf sie herunterblickte. Seine dunkelgrüne Uniformjacke schmückten schwarze lederne Brustschnüre und silberne Knöpfe, die dunkelgrünen Kniehosen steckten in schwarzen Reitstiefeln. Ein staubiges Cape lag lässig über einer Schulter, und auf dem Kopf trug er einen schwarzen Tschako. Sein attraktives gebräuntes Gesicht zeigte einen Ausdruck tiefer Missbilligung, obwohl sie einen kurzen Augenblick glaubte, ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen zu sehen. „Sagten Sie gerade, das sei Ihr Land?“
    „Ja“, antwortete er. „Sie haben unbefugterweise den Grundbesitz des Earl of Amerleigh betreten.“
    „Oh.“ Ihr Herz tat unvermittelt einen Sprung, als ihr herausfordernder Blick den seinen traf. Einen Augenblick starrte sie ihn wortlos an, unfähig, den Blick abzuwenden. Es war, als würden Funken sprühen, die ein Feuer entfachten, das sie beide mit seinen Flammen zu verschlingen drohte. Dann aber wusste sie plötzlich, wen sie vor sich hatte – Roland Temple, der Sohn des Earl of Amerleigh, der Mann, der sie vor einigen Jahren so sehr gedemütigt hatte, dass sie diesen Vorfall nie ganz vergessen konnte. Doch man ließ auch nicht zu, dass sie vergaß, denn ihr Vater hatte einen erbitterten Rachefeldzug gegen den Earl und seine Familie geführt. Vor sechs Wochen war Seine Lordschaft verstorben, und nun war sein Nachfolger angekommen, in voller Lebensgröße dräute er über ihr. „Sie sind also der Sprössling des Earls“, meinte sie, ihn bei dem Namen nennend, mit dem ihr Vater ihn immer bezeichnet hatte. „Dann sollten Sie auch wissen, wie weit sich die Ländereien von Amerleigh erstrecken. Dieses Stück Land gehört jedenfalls nicht dazu.“
    Es gefiel ihm zwar nicht, als Sprössling tituliert zu werden, doch er ließ es ihr durchgehen. „Natürlich gehört auch dieses Stück Land zu Amerleigh. Ich bin schon als Knabe hier umhergestreift und kenne jeden Fleck.“
    „Sie sind jedoch kein Knabe mehr, nicht wahr, Mylord?“ Honigsüß und aufgesetzt freundlich äußerte sie die Frage, bemüht, sich die bitteren Erinnerungen, die sein Anblick in ihr geweckt hatte, nicht anmerken zu lassen. Obendrein schien er sie nicht einmal wiederzuerkennen, was zusätzlich Salz in ihre Wunden rieb. „Seit Ihrer Abreise hat sich manches geändert. Ich rate Ihnen, mit Ihrem Anwalt zu sprechen, bevor Sie zukünftig jemanden fälschlicherweise des unbefugten Betretens bezichtigen. Sie wissen wohl
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