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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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…“ Unvermittelt hielt sie inne.
    „Dass mein Vater gestorben ist? Ja, das weiß ich.“ „Mein Beileid. Ihre Mutter wird Ihre Heimkehr sicher freuen.“ „Zweifellos“, erwiderte er und fragte sich, ob sie gut mit seiner Mutter bekannt war oder einfach nur Konversation betrieb, wenngleich sie ihm auch nicht wie jemand schien, der müßigem Geplauder etwas abgewinnen konnte.
    „Bitte entschuldigen Sie mich nun, Mylord. Sie mögen sich in Müßiggang ergehen können, aber auf mich wartet Arbeit.“ Sie wendete Bonny Boy und wollte davonreiten, doch er griff rasch nach vorne und packte die Zügel ihres Pferdes.
    „Nicht so schnell, Madam …“ Er wusste weder, warum er sie aufhalten, noch was er ihr sagen wollte, indes bekam er auch keine Gelegenheit, sich dies zu überlegen, denn sie schlug ihm mit der Reitgerte auf die behandschuhte Hand, sodass er unwillkürlich die Zügel losließ. Einen Augenblick schaute er verdutzt, dann aber brach er in schallendes Gelächter aus, was sie nur noch wütender machte.
    „Wenn Sie es amüsant finden, eine Dame grob zu behandeln, dann sind Sie ein noch ungehobelterer Flegel, als ich annahm“, sagte sie, trieb ihr Pferd an und galoppierte davon. Sprachlos starrte er ihr nach.
    Was war nur während seiner Abwesenheit hier geschehen? Sechs Jahre war er außer Landes gewesen, hatte in Portugal und Spanien seinen Militärdienst geleistet, um unter Führung von Wellington die Welt von dem Emporkömmling Napoleon zu befreien. Wenn sein Vater nicht krank geworden und schließlich gestorben wäre, hätte er die Armee gewiss nicht verlassen und mit seinen Männern weiterhin von einem hart erarbeiteten Sieg geträumt.
    Zu Beginn seiner Militärzeit hatte er seinem Vater ein- oder zweimal geschrieben, doch nie eine Antwort erhalten, weshalb er es schließlich aufgab. Wenn sein Vater ihn vergessen wollte, würde er es ihm gleichtun und ihn ebenfalls vergessen. Selbst seine Mutter antwortete ihm nicht auf seine Briefe, was wohl einzig daran lag, dass sein Vater es ihr verboten hatte, vermutete Roland. Umso überraschter war er, als vor drei Monaten ein Brief eintraf, in dem sie ihm mitteilte, dass sein Vater schwer krank war. „Komm nach Hause, wenn es dir möglich ist“, hatte sie gebeten. „Wir wohnen nun im Dower House, da es bequemer ist.“ Er fragte sich, was daran bequemer sein sollte. Verglichen mit dem prächtigen Herrensitz, in dem er aufgewachsen war, war das Witwenhaus so klein wie ein Puppenhaus. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sein selbstherrlicher, despotischer Vater es vorzog, dort zu leben.
    Der Brief seiner Mutter war an das Hauptquartier adressiert und erreichte ihn daher erst Wochen später. Nur einen Tag, nachdem er ihn gelesen hatte, traf ein zweites Schreiben ein, das ihn über den Tod seines Vaters in Kenntnis setzte, wodurch er zum Earl of Amerleigh wurde.
    Roland hatte umgehend um Dienstbefreiung gebeten und war mit seinem Leibdiener Corporal Travers nach Lissabon gereist. Von dort hatten sie an Bord eines Frachters die Heimfahrt angetreten. In Portsmouth angekommen, waren sie mit der Kutsche nach Shrewsbury weitergefahren und hatten dort Pferde erworben, auf denen sie die restliche Strecke nach Amerleigh zurücklegten, wobei sie die Straße mieden und stattdessen den Reitweg über den Hügel nahmen. Nie hätte er erwartet, einer ungestümen Frau in Männerkleidung zu begegnen, die in wilder Hast über sein Anwesen galoppierte.
    Travers tauchte neben ihm auf. „Du hast soeben ein höchst außergewöhnliches Wesen versäumt“, sagte Roland zu ihm.
    „Ich hab sie gesehen.“ Travers grinste. „Ich sah auch, dass Sie das Gespräch mit ihr genossen haben, deshalb hielt ich mich zurück. Wer ist sie?“
    „Ich weiß es nicht.“ Dann aber lachte er unvermittelt auf. „Oh, nein, das kann nicht sein, oder etwa doch? Liebe Güte, ich glaube, sie war es tatsächlich. Was für eine Heimkehr!“
    „Sie wissen also doch, wer sie ist?“
    „Ich glaube schon. Nein, ich bin mir sicher. Ihr Name ist, oder war es zumindest, Charlotte Cartwright, und ich habe das Gefühl, dass ich mir mit ihr nicht das letzte Wortgefecht geliefert habe.“
    Der neue Earl ist zu einem stattlichen Mann geworden, dachte Charlotte auf dem Heimweg. Sie hatte Roland Temple als schlanken Mann mit lockigem braunen Haar und klassisch geschnittenem Gesicht in Erinnerung. Zwar hatte er auch im Alter von einundzwanzig Jahren bereits blendend ausgesehen, das wohl,
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