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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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und gute Schuhe, also konnte sie nicht aus dem Dorf stammen. Allerdings schien sie auch von niemandem beaufsichtigt zu werden.
    „Glaubst du denn, du kannst das besser?“, fragte er sie, während der Standbesitzer sie grinsend beobachtete.
    „Aber sicher.“
    „Eher schießt du dir in den Fuß, als dass du die Enten triffst.“
    Sie streckte ihre gebräunte sommersprossige Hand aus. „Gib mir das Gewehr, dann beweise ich dir das Gegenteil.“
    Lachend überreichte er ihr das Gewehr. Doch zu seinem Verdruss musste er feststellen, dass sie es laden und entsichern konnte. Völlig verblüfft sah er gleich darauf, wie sie, ohne lange zu zielen, alle zehn Enten in rascher Folge niederstreckte. „Ich habe es dir ja gesagt, Jüngelchen“, meinte sie, gab das Gewehr zurück und nahm ihren Preis in Empfang, ein quiekendes Ferkel. Jedes andere Mädchen hätte weit mehr auf sein Äußeres geachtet und das Tier niemals in den Arm genommen. Sie indes kümmerte es offenbar nicht, ob ihr Kleid schmutzig wurde. Dann war ihr Vater gekommen und hatte ihr eine Strafpredigt gehalten, weil sie ihm ausgebüxt war, doch sie hatte darüber nur gelacht.
    Jacob fand schließlich heraus, wer sie war: die Tochter von Mr. Cartwright, dem Eigentümer von Mandeville, dessen Anwesen auf der anderen Hügelseite lag und an Amerleigh grenzte. Roland kehrte bald darauf ins Internat zurück, ohne ihr noch einmal zu begegnen, indes sahen er und Jacob sie gelegentlich in den Ferien beim Reiten oder Angeln. Sie riefen sich dann jedes Mal einen kurzen Gruß zu. Erst jetzt in der Erinnerung stellte er fest, dass er sie nie in Begleitung gesehen hatte, und er fragte sich, ob sie je Geschwister oder Spielkameraden gehabt hatte. Jacob war voller Bewunderung für sie, denn die ganze Nachbarschaft betrachtete sie als wildes, ungezogenes Kind, das sich niemandem fügte. Als Roland die Universität besuchte, traf er sie nicht mehr. Erst einige Tage vor dem schicksalhaften Ball war er ihr wieder begegnet. Damals war sie, wie heute, über Browhill galoppiert. Sie hatte sich nicht verändert.
    „Vater hat Jacobs Schulbildung bezahlt, nicht wahr?“, fragte er, sich wieder auf das Gespräch mit seiner Mutter besinnend.
    „Ja, er ist Anwalt geworden und inzwischen Miss Cartwrights Berater.“
    „Das reibt Salz in die Wunde.“
    „Ja, all dies war mehr, als dein armer Vater ertragen konnte, und er schien aufzugeben. Das Anwesen verkam immer mehr, weil er nur noch auf Rache sann. Er war so verbittert, Roland.“
    „Und mir gab er die Schuld an seinem Elend.“
    „In gewisser Weise tat er das wohl.“
    „Und du? Hältst du mich auch für schuldig?“
    „Nein, du warst jung, dein ganzes Leben lag noch vor dir. Außerdem kanntest du die Hintergründe nicht. Ich flehte deinen Vater an, dir die Situation zu erklären, aber er meinte bloß, er erwarte, dass du dich seinen Wünschen fügst, wenn er dir sagte, es sei nötig.“
    Roland verkniff sich die Bemerkung, dass auch eine Erklärung seine Ansicht höchstwahrscheinlich nicht geändert hätte. Während des prächtigsten Balles, den seine Eltern seiner Erinnerung nach jemals gegeben hatten, teilte ihm sein Vater mit, man erwarte, dass er Miss Cartwright an diesem Abend einen Antrag machte. Seine wütende Reaktion darauf stand ihm noch so deutlich vor Augen, als wäre der Vorfall erst gestern geschehen. „Nicht für alles Geld der Welt“, hatte er geantwortet. „Das Küken hat ja gerade erst das Schulzimmer verlassen, wenn dieses Mädchen überhaupt jemals eines von innen gesehen hat. Sie ist eine wilde Range, die besser als Junge zur Welt gekommen wäre. Sie ist jedenfalls so reizlos wie eine graue Maus.“ Daraufhin hatte er einen erbitterten Streit mit seinem Vater, und er war schließlich hinausgestürmt und hatte den restlichen Abend in seinem Zimmer verbracht, obwohl ihn seine Mutter anflehte, doch wieder herunterzukommen, und sein Vater damit drohte, ihm den Geldhahn zuzudrehen, wenn er seinem Wunsch nicht entspreche. „Wenn du mir in dieser Sache nicht gehorchst, bist du nicht mehr mein Sohn“, hatte sein Vater vor der geschlossenen Eichentür gebrüllt.
    Am nächsten Morgen hatte Roland das Haus verlassen, ohne Gepäck. Nichts weiter als eine kleine Reisetasche hatte er dabei, als er die Kutsche nach London nahm, wo er sich in das 95. Regiment einkaufte. Seinen Aufstieg zum Major hatte er sich aus eigenen Kräften verdient.
    „Warum war es Papa denn so wichtig, dass ich Miss Cartwright
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