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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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allerdings war er auch stolz und hochmütig gewesen, so hochmütig, dass er sie mit seinem Verhalten unerträglich tief gedemütigt hatte. Indes besaß auch sie Stolz, weshalb sie sich ihren Schmerz nie hatte anmerken lassen. Und ganz gewiss würde sie ihn nun nicht an den Vorfall erinnern. Falls er sie tatsächlich vergessen hatte, konnte ihr das nur recht sein. Dennoch war sie ihm spinnefeind, und daran würde sich nichts ändern.
    Sie verlangsamte das Tempo und ließ Bonny Boy im Schritt gehen, während ihr wieder die Geschehnisse von vor sechs Jahren bildlich vor Augen standen und die Wut erneut in ihr zu brodeln begann. Der Herzenswunsch ihres Vaters war es gewesen, von der feinen Gesellschaft anerkannt zu werden. Deshalb hatte er Gouvernanten eingestellt, die seine Tochter in all jenen Fertigkeiten ausbilden sollten, die eine kultivierte Dame besitzen musste. Dazu gehörten auch Sticken, Zeichnen und Tanzen, allesamt Tätigkeiten, die Charlotte keine große Freude bereiteten. Zudem war ihr unkonventionelles, zwangloses Wesen bereits zu stark in ihr verwurzelt, es war ihr schlicht unmöglich, sich nun noch zu ändern. Trotz allem aber gelang es ihrem Vater, sein Ziel in gewissem Maße zu erreichen, was einzig daran lag, dass er der reichste Mann der Gegend war und jeden Mann seiner Wahl fördern oder ruinieren konnte, so auch den Earl of Amerleigh.
    Doch nicht dessen Sohn.
    Von dem starrsinnigen, eingebildeten, arroganten Spross des Earls zurückgewiesen zu werden, noch dazu in solch lautem, verächtlichem Ton, dass jeder im Umkreis von zehn Schritten es hören musste, war mehr, als sie ertragen konnte. Zum ersten Mal hatte ihr Vater sich mit all seinem Geld nicht alles und jeden kaufen können. Entgegen der Erwartung beider Väter konnten sie auf dem Ball nicht die Verlobung ihrer Kinder bekannt geben. Eine wilde Range hatte der aufgeblasene Sprössling sie genannt. Nun, vermutlich steckte darin ein Körnchen Wahrheit, dachte Charlotte. Allerdings hatte er sie auch eine reizlose graue Maus gescholten. War sie reizlos und unattraktiv? Ihr Vater hatte ihr versichert, dass sie ebenso schön sei wie ihre liebreizende Mutter und der törichte junge Fatzke hätte wohl keine Augen im Kopf. Doch als sie nach dem Ball zu Hause in den Spiegel sah, musste sie sich eingestehen, dass Roland Temple wohl recht hatte. Diese Feststellung hatte ihren Kummer noch vergrößert. Oh, sie wünschte inständig, ihr Vater hätte damals diesen Handel mit dem inzwischen verstorbenen Earl niemals abgeschlossen.
    Sie passierte das schmiedeeiserne Eingangstor von Mandeville, und Besitzerstolz erfüllte sie. Ihr Vater hatte das imposante rote Sandsteingebäude bauen lassen, um aller Welt zu zeigen, dass selbst ein Niemand durch harte Arbeit und Geschick zu großem Reichtum gelangen konnte. Das Haus stach aus der Umgebung hervor, weil die Bäume, die man im Park gepflanzt hatte, immer noch sehr jung und noch nicht besonders groß waren, gleichwohl nahmen sich die Sträucher in der Nähe des Hauses recht dekorativ aus. In einigen Jahren würde Mandeville sich wohl mit den prächtigsten Landhäusern der Gegend messen können, wenn nicht gar der ganzen Grafschaft. Bereits jetzt schon war es schöner als Amerleigh Hall, das immer mehr zu einer Ruine zerfiel.
    Sie ritt um das Haus herum zu den Stallungen, in denen mehrere Reitpferde, vier Kutschenpferde und einige Ponys untergebracht waren. Im angrenzenden Kutschenhaus standen eine feudale Equipage, ein Phaeton und eine Karriole. Sie stieg ab, übergab Bonny Boy einem Stallburschen und wies diesen an, die Karriole vorzufahren, bevor sie das Haus durch einen Seiteneingang betrat und in die Küche ging.
    Nachdem sie sich mit Mrs. Cater, ihrer Köchin, über die Neuigkeiten ausgetauscht hatte, erkundigte sie sich bei der Küchenmagd May, ob sich deren Verbrennung durch die Salbe, die sie ihr gegeben hatte, gebessert hätte, streichelte die Katze, die wohlig schnurrte, und ging schließlich nach oben, um sich umzuziehen. Den Gemälden an den Wänden, den teuren Figurinen aus edlem Porzellan und kostbaren Möbeln, die ihr Vater erworben hatte, um Eindruck zu schinden, schenkte sie keine Beachtung. Wieder musste sie an ihre Begegnung mit Lord Amerleigh denken, doch sie versuchte, sich dadurch nicht beunruhigen zu lassen.
    In ihrem Schlafgemach legte sie rasch das Reitkleid ab, zog die Kniehosen aus und wusch sich mit dem kalten Wasser, das in einer Kanne auf ihrem Toilettentisch bereitstand. Danach
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