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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
Autoren: Beatrix Mannel
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eben jetzt.
    Mamas Traum ist es nämlich, dass ich in ihre Fußstapfen trete, na ja, nicht trete, sondern schwebe. Und manchmal wenn sie wieder starke Schmerzen hat, muss ich ihr beim Putzen helfen, was mir auch nichts ausmacht.
    Jedenfalls bis heute Abend.
    Ich war gerade mit dem Wachsen des Flurbodens fertig und wollte das Kabel der Maschine aufrollen, als plötzlich ein dunkler Schatten auf mich fiel.
    Â»Nele!«, hauchte die einzige Person auf der Welt, die mir sonst niemals freiwillig auch nur die Uhrzeit sagen würde, die das übelste Klatschmaul an meiner Realschule ist, die es saukomisch findet, mich Margottie zu nennen, und die mich nie, nie, nie mit meiner Mutter zusammen sehen darf, weil mein Ruf dann endgültig ruiniert wäre.
    Vor mir stand Isabella Rupperts, den Körper in hautenge, kreischend eisblaue Mikrofaser gepresst, die blonden Haare aufgetürmt wie schockgefrorene Schillerlocken und umwickelt mit einem weiß schimmernden Paillettenband.
    Â»Was macht denn jemand wie du hier?«, fragte sie und musterte die Wachsmaschine in meiner Hand.
    Ich musste mich beherrschen, die Maschine nicht einfach fallen zu lassen, so als gehörte sie nicht zu mir.

    Wenn diese Klatschbase mitkriegte, was Mama und ich hier taten, würde ich keinen guten Tag mehr in meiner Schule haben. Die Sprüche konnte ich mir lebhaft vorstellen. »Hey Margottie, putz doch noch mal über die Kloschlüsseln, da sieht es ja wieder scheußlich aus...«
    Ich hatte keine lässige Antwort auf ihre einfache Frage parat. Die fällt mir immer erst abends im Bett ein oder wenn ich Tagebuch schreibe. In meinem Hirn herrschte nur gähnende Leere. Also habe ich demonstrativ gegähnt und die Maschine gepackt, als wäre sie ein Mikroständer oder sonst ein wichtiges Requisit und dann lässig gemurmelt: »Tja, Isa, das würdest du wohl gern wissen...« Mit diesen geheimnisvollen Worten habe ich Isa-ich-weiß-alles-über-dich mit offenem Mund stehen lassen.
    Mama ist zurück. »Na, bist du jetzt wieder mehr bei der Sache?«, fragt sie und fordert mich mit einem Kopfnicken auf, die Grundposition an der Stange einzunehmen.
    Während ich versuche, ihren Anforderungen gerecht zu werden, merke ich, wie es in meinem Bauch grummelt.
    Was sage ich nur in der Schule, wenn Isa mir vor allen anderen die gleiche Frage stellt? Das war ziemlich bescheuert von dir, Nele, schimpfe ich mich, diesem Miststück so eine geheimnisvolle Antwort zu geben. Jetzt wird sie dich erst recht nicht in Frieden lassen!
    Das einzig Gute ist, dass Isa mich nicht mit Mama zusammen gesehen hat. Die trägt heute zu ihrem feuermelderroten Haar nämlich wieder schwarze Spitzenleggins, über denen eine zeltartige schwarze Seidentunika weht, die in der Taille von einem silbernen Paillettengürtel zusammengehalten wird. Mamas einziges Zugeständnis an den Putzjob ist ein Kopftuch mit Fransen, in die Tausende kleine Klimpermünzen eingearbeitet sind. Sie sieht damit aus wie eine
Wahrsagerin und trägt dazu türkisfarbene Gummihandschuhe, niemals rosa, nur türkis. Ihr klassisches Gesicht mit den perfekten hohen Wangenknochen und dem schönen Mund ist wie immer so geschminkt, als stünde sie auf der Bühne und müsste bis Reihe hundert gut aussehen. Aus der Nähe wirkt das Rouge übertrieben, wie bei einem Clown. Ich würde eher sterben, als mich so auf der Straße zu zeigen, und wenn ich neben Mama hergehen muss, bin ich froh darüber, so unsichtbar zu sein.
    Was hatte Isa eigentlich hier zu suchen? Träumt die etwa davon, später Musicaldarstellerin zu werden? Hm. Isa und Musical? Ziemlich komische Idee, obwohl ich zugeben muss, dass Isa ganz gut singen kann. Ich singe auch ein bisschen, im A-cappella-Chor meiner Schule, in den Mama mich erst nicht reinlassen wollte, weil sie Singen für totale Zeitverplemperung hält. Erst als mein Musiklehrer sie persönlich angerufen und ihr etwas von umseitiger Bildung verklickert hat, hat sie eingelenkt. Zum Glück hat er ihr nicht gesagt, dass er mich für talentiert hält, denn dann wäre ich heute noch nicht im Chor. Mama will nicht, dass ich meine Zeit damit vergeude, mir einzubilden, ich könnte locker-flockig Deutschlands nächster Superstar werden.
    Ihr Credo ist: Erfolg ist zu fünf Prozent Talent, der Rest ist Schweiß.
    Mein Musiklehrer würde ihr sofort recht geben, allerdings findet er, ich sollte
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