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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
Autoren: Beatrix Mannel
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weniger tanzen und dafür Gesangsstunden nehmen, weil meine Stimme genug Volumen für die Bühne hätte.
    Wenn ich allein daheim bin, dann singe ich und mache die Atemübungen, die er mir verraten hat. Es ist merkwürdig, aber beim Singen fühle ich mich manchmal so ähnlich wie beim Tanzen, wenn ich Sprünge machen darf. Dann vergesse
ich alles um mich herum, dann bin ich nicht mehr Nele der Trauerkloß, sondern Nele die Lebendige.
    Â»Margot-Emanuelle! Ich glaube, wir hören für heute auf, es hat überhaupt keinen Sinn!«
    Meine bezaubernde Mutter steht vor mir und wackelt ungehalten mit dem Kopf.
    Â»Ma petite«, seufzt sie, »so wird nie etwas aus dir!«
    Ich fühle mich mies und schleiche in die Garderobe, wo ich mich dusche und umziehe und mich zum millionsten Mal frage, wie es wohl wäre, wenn Mama noch immer die Primaballerina Ivana Lake wäre und Paps noch am Leben. Ganz bestimmt müsste ich nicht sechsmal die Woche hart trainieren, denn Mama stünde ja auf der Bühne und wäre mit ihrer Vorstellung beschäftigt.
    Es ist ja nicht so, dass mir das Training gar nicht gefällt. Ich mag es, die Kraft meiner Muskeln in den Beinen zu spüren und hoch in die Luft zu springen, aber manchmal wünschte ich, Mama würde mich in Ruhe lassen und ich könnte Modern-Dance-Kurse besuchen, Gesangsstunden nehmen und vielleicht eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin machen. Ich habe es einmal gewagt, sie darauf anzusprechen, woraufhin sie mich mit einem stundenlangen Vortrag über die wahren Werte einer klassischen Tanzausbildung gequält hat. Danach war mir definitiv klar, dass ich meine Träume besser für mich behalten sollte.
    Meine Träumereien - behaupten jedenfalls meine beiden Uraltfreunde Sonja und Felix - seien genau mein Hauptproblem. Sonny war wie Ix zusammen mit mir im Kindergarten und lebt im Augenblick mit ihren Eltern in einer Forschungsstation in Papua-Neuguinea. Dort langweilt sie sich so, dass sie mir täglich lange E-Mails schreibt, in denen sie regelmäßig findet, dass ich zu viele Gedanken an das Waswäre-wenn
vergeude, statt mehr aus dem zu machen, was wirklich da ist.
    Ix hingegen meint, ich würde mir zu viel wünschen. Ja, der hat gut reden. Seine Eltern beten ihn an, kaufen ihm jedes Computerzubehör, das er für seine Hip-Hop-Songs braucht, und finden jedes seiner Musikstücke toll. In ihren Augen kann Ix gar nichts falsch machen. Sie tun alles für ihn, obwohl sie noch drei andere Kinder haben: Ix’ umschwärmten älteren Bruder Rick, der in die Abschlussklasse unserer Schule geht und der Basketballstar unserer Schulmannschaft ist, und die süßen kleinen Zwillinge Laura und Lila.
    Okay, seine Eltern kann man sich nicht aussuchen, aber glücklicherweise seine Freunde. Ich muss unbedingt mit Ix über Isa reden, Sonny ist ja leider nicht da. Die würde mir auf die Schulter klopfen und mich fragen, wo denn eigentlich das Problem ist. Sonny ist nie was peinlich, Sonny findet immer alles komisch und ihr Lachen fehlt mir sehr. Doch vielleicht hat ja Ix eine Idee, wie ich mich aus der Sache mit Isa clever herauswinden kann. Zum Glück ist heute erst Freitag, da habe ich bis zur Schule am Montag noch zwei Tage Zeit, mir das Hirn zu zermartern.
    Als ich aus der Dusche komme, schließt Mama gerade ihren Garderobenschrank ab, legt den Schlüssel wie immer oben auf den Schrank und zieht ihre Straßenschuhe an. Ich kann nicht mitansehen, wie ihr kaputter Rücken ihr dabei zu schaffen macht, bücke mich und schnüre ihr die Schuhe zu. Sie tätschelt meine langen Haare und seufzt. »Was würde ich nur ohne dich tun, Margot-Emanuelle?«
    Und ich schäme mich mal wieder, weil ich so oft gemeine Gedanken über sie habe.

2. I can’t do it alone (Chicago)
    F elix lümmelt im neongelben Sitzsack und starrt an die niedrige Decke seines Zimmers, wo er Poster von Hip-Hop-Stars hingepinnt hat, die für mich alle gleich aussehen, weil riesige Sonnenbrillen ihre Gesichter verdecken.
    Â»Isa hat dich also in der Musicalschule getroffen«, brummelt er und lässt zischend Luft durch die Lücke zwischen seinen beiden vorderen Schneidezähnen entweichen. Das ist ein Tick von ihm, und obwohl er jetzt seit über einem Jahr eine feste Spange trägt, wird die Lücke zwischen den Zähnen einfach nicht kleiner. »Und was ist das Problem?«
    Â»Das Problem ist, sie darf
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