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Muttersoehnchen

Muttersoehnchen

Titel: Muttersoehnchen
Autoren: Silke Fink
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nötige ich die Kinder zum Zwecke der politischen Bildung sich Hape Kerkelings »Isch kandidiere« anzuschauen. Sie sind begeistert.

EPILOGISCHES
VIER ZU MIR JETZT SPRICHT DER SOHN

    Nein, ist die Antwort, die mir am leichtesten von den Lippen geht, wo es doch eigentlich schwerer ist, sich gegen jemanden zu stellen als ihn zu befürworten. Ich habe viel Übung darin, Nein zu sagen. Wie habe ich also als Sohn meine Mutter erlebt? Nun, um ehrlich zu sein war ich froh, wenn ich sie denn mal nicht erleben musste. Und jetzt weiß ich schon wieder, dass ich mir die Welt durch Aussagen wie diese unnötig schwer mache.
    Aber ich habe es immer abgelehnt, wenn jemand anderes für oder über mich gesprochen hat, und jetzt schreibt meine Mutter gleich ein ganzes Buch. Also werde ich auch was dazu sagen. Am besten der Reihe nach.
    Mich haben vier Parteien erzogen: meine Eltern, meine Lehrer, das Internet, die Mädchen.
    Eltern
    Meine Mutter hat mich immer getrieben. In die Schule, zum Fußball und zum Klavierunterricht. Sie wollte immer, dass ich beschäftigt bin und bloß nicht zuviel vorm Computer hocke. Ich war genervt, aggressiv und unausgeschlafen. Ich wurde immer müde, wenn ich etwas tun musste, was nicht mein eigener Antrieb war, und ich über Dinge reden musste, die mir unangenehm waren, irgendwie. Und
die Schule machte ich bestimmt nicht aus eigenem Antrieb. Ich gähnte mich nachmittags durch die Hausaufgaben und wurde erst abends wach.
    Die einfachsten Ratschläge sind am schwersten zu befolgen. In der Schule habe ich die Autoren solcher Floskeln immer gehasst, und das war Grund genug, denen meiner Mutter oft nicht zu folgen. Und wenn meine Mutter mich Hase nannte, wurde ich richtig wütend, obwohl ich wusste, dass es witzig gemeint sein sollte. Ich fand es einfach nur widerlich. Manchmal wollte ich ihr ja auch gern helfen, wenn sie ein Problem mit ihrem Rechner hatte oder so, aber sie wusste es ja dann doch immer besser und hat meinen Lösungen nicht vertraut. Na, dann bitte schön, kann ich ja auch gehen.
    Je heftiger die Auseinandersetzung mit meiner Mutter wurde, desto besser verstand ich mich mit meinem Vater. Mir schmeckte auch das Essen immer besser, wenn er kochte. In Sachen Schule war mein Vater entspannter als meine Mutter und riet mir eher, eine andere Laufbahn einzuschlagen, als mich mit Latein und Französisch herumzuquälen. Mit anderen Worten: Ich hätte auch abgehen können.
    Mein Vater war auch großzügiger mit dem Auto. Meine Mutter hat immer krampfhaft nach Ausreden gesucht, mir die Schlüssel nicht zu geben. Aber ich konnte sie nur theoretisch verstehen. Der Sprit zahlt sich nicht von allein, der Junge soll sicher sein. Am liebsten wäre ihr gewesen, ich wäre gar nicht gefahren. Und manchmal wusste ich nicht, ob sie sich nicht mehr Sorgen ums Auto als um mich machte. Trotzdem hätte sie es mir öfters geben können, schließlich bin ich ein guter Fahrer.
    Ich möchte später keine Kinder haben. Wenn die so werden wie ich selbst war, dann auf keinen Fall. Wenn die nicht so werden, wie ich es war, dann erst recht nicht. Und falls doch: keine Rosensträucher im Garten, kein Cottoboden im Haus und kein Schotter in der Einfahrt. Das gibt nur Schmerzen und Ärger!
    Schule
    Zur Schule bin ich immer gern gegangen. Das glaubt mir keiner, aber es war tatsächlich so. Leider habe ich in den Pausen wohl mehr gelernt als im Unterricht. Nur doof, dass man Große Pause nicht als Leistungskurs belegen konnte! Ich konnte auch leider nicht wirklich viel mit den meisten Lehrern anfangen, und die wohl auch nicht mit mir. Meine Hauptwissensquelle hieß Wikipedia. Dort überprüfte ich den Lernstoff, weil ich morgens nicht zugehört hatte oder es nicht verstand. Und meine erste 6 verdiente ich mir durch Abschreiben. Das war in der 6. Klasse. In der 9. Klasse hatte ich einen Zeugnisdurchschnitt von 4,0 und bekam vier blaue Briefe. Nein, es war bestimmt nicht leicht mit mir. In erster Linie hatte ich Musik im Kopf.
    Dass ich in der Schule nicht mit den Lehrern klar gekommen bin bedeutet nicht, dass ich ein grundlegendes Problem mit Autoritäten habe. Eigentlich ist auch das ganz einfach. Wenn jemand eine Autorität ist und nicht nur spielt, dann habe ich damit kein Problem.
    Ich hatte genauso wenig Lust, die Sonaten russischer Komponisten zu erarbeiten, wie meine Hausaufgaben zu machen. Doch irgendwie konnte meine Klavierlehrerin aus Moskau mir bewusst machen, dass die Sonaten wichtig sind.
    Ich halte Hausaufgaben bis
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