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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische
Autoren: Marie Matisek
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Schreibtisches verschwinden.
    Â»Verstehe.« Falk wollte sich nicht anmerken lassen, dass er etwas aus dem Konzept war, fragte sich aber dennoch, warum er von Jörn zum Retter auserkoren worden war, wenn diesem doch bereits ausgeklügeltes Profimaterial vorlag.
    Jörn kam ihm mit der Antwort zuvor, als hätte er Falks Gedanken lesen können. »Hier geht es um langfristige Projekte. Golfplatz ja oder nein, werden wir in Zukunft mehr Senioren oder mehr Kinder hier beherbergen, und so weiter. Was ich von dir will, ist das Feuerwehrkonzept. Die Rettungsinsel, die sich in Sekunden von selbst aufpumpt. Du weißt schon.«
    Falk überprüfte mutlos seinen Zettel. Eigentlich konnte jetzt nur noch eine Idee bestehen.
    Â»Ein sportliches Großereignis. Beachvolleyball-Meisterschaft.« Falk versuchte, eine große Portion Enthusiasmus in das Wort Großereignis zu legen, aber Jörn sah ihn nur weiterhin reglos und nachdenklich an.
    Â»Studienreisen, Gewinnspiele, Aktivferien für die 60+-Generation …?«, legte Falk zögerlich nach.
    Jörn erhob sich seufzend. »Das ist eine schöne Idee mit dem Volleyball. Wirklich, Falk, ich werde es mir mal durch den Kopf gehen lassen.« Jörn erhob sich, quälte sich ein Lächeln ab und machte Falk deutlich, dass die Audienz beim Bürgermeister für heute beendet war.
    Â»Findest du es nicht gut?« Falk wollte sein Scheitern nicht begreifen.
    Â»Doch, doch. Sehr gut sogar. Aber weißt du, wie lange so eine Meisterschaft geht? Eine Woche. Wenn’s hoch kommt. Die meisten Gäste, die deswegen herkommen würden, sind junge Leute, die campen und ihr Geld beisammenhalten. Außerdem muss man sich als Austragungsort für so etwas erst einmal einen Namen machen. Ich fasse das gerne ins Auge. Vielleicht für nächstes oder übernächstes Jahr.« Jörn klopfte Falk kameradschaftlich auf die Schulter. »Wir sehen uns heute bei Silke zum Skat. Und vielen Dank für deine Mühe. Tolle Idee.«
    Falk begriff, dass er einem alten Hasen in Sachen Tourismus nichts vormachen konnte. Jörn war mit allen Wassern gewaschen, er kannte den Ferienbetrieb auf Heisterhoog wie seine Westentasche. Er wusste natürlich viel besser als Falk, was ging und was eben nicht. Aber anstatt beleidigt zu sein, beschloss Falk, seine Niederlage sportlich zu nehmen. Schließlich hatte Jörn, den er immer als ausgleichenden und großzügigen Menschen erlebt hatte, einfach nur versucht, Falk eine Chance zu geben, sich zu profilieren. Das war ihm nicht gelungen, schade drum. Aber er würde hocherhobenen Hauptes vom Spielfeld gehen.
    Biggi setzte ihr spöttisches Grinsen auf und öffnete den Mund, doch Falk kam ihr zuvor.
    Â»Kein Teechen, danke.« Er ging an Biggis Schreibtisch vorbei in sein Büro, drehte sich vorher aber noch mal um. »Weißt du eigentlich, dass im Meer sechsmal mehr Plastikmüll schwimmt als Plankton?«
    Biggis Lächeln fror ein.
    Falk schloss seine Bürotür und ballte die Faust. Verdammt, nachgetreten in der letzten Spielminute.
    Den Nachmittag verbrachte Falk wie immer in seiner Lagerhalle. Seit die Strandkörbe am Saisonende im vergangenen Herbst ins Trockene gebracht worden waren und dort auf Sanierung warteten, kamen Falk und Nille Tag für Tag um drei Uhr nachmittags dort zusammen. Die Lagerhalle gehörte zu dem Grundstück, das sein Onkel Sten ihm vererbt hatte, und lag inmitten der Dünen. Sie war keine Schönheit, ein langgezogener Steinbau mit rechteckigem Grundriss, einem Wellblechdach und in der Höhe von vier Metern einer Reihe erblindeter Fenster. Ein billiger Zweckbau aus den Fünfzigern. Aber wenn Falk das schwere hohe Metalltor aufzog, um die Halle zu betreten, entfaltete diese ihren Zauber. Vor allem im Winter, wenn der Allesbrenner in der Ecke bullerte und die fünfhundert Strandkörbe sich wie eine Herde Pinguine zusammenkuschelten. An den Wänden und von der Decke hingen alte Netze und Taue herab, die allerhand Strandgut beherbergten, das über die Jahre an Heisterhoogs Küste geschwemmt wurde. Oder die Fundstücke, die in den Strandkörben verblieben, nachdem die Gäste abgereist waren. Gummitiere, Sandspielzeug, Badeanzüge, Sandalen, aber auch Bücher, Thermoskannen, Brettspiele und sogar Pfeifen hatten sie schon gefunden.
    Beim Betreten der Lagerhalle schlug einem der unverwechselbare Geruch vom Peddigrohrgeflecht der
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