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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische
Autoren: Marie Matisek
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ist der Job jetzt aber auch nicht …«
    Â»Aber ein Einstieg!« Ginas Stimme war hell vor Begeisterung.
    Â»Gina, es sind nur acht Wochen. Da ist alles vorbereitet, ich muss einfach nur aufpassen, dass nichts schiefgeht. Ich kann praktisch nichts verkehrt machen.«
    Â»Du kannst den Job doch kreativ gestalten. Dir was ausdenken, ein Event vielleicht.«
    Â»Ich glaube nicht, dass das gewollt ist«, wandte Falk ein. »Die Saison ist schon verplant. Und ich muss mich dann ja wieder full-time um die Strandkorbvermietung kümmern.«
    Â»Okay«, Gina seufzte. »Dich muss man wirklich zu deinem Glück tragen.«
    Falk, der die leichte Enttäuschung in ihrer Stimme hörte, sah sich zur Verteidigung gezwungen. »Ich glaube nicht, dass diese Stelle mein großes Glück ist«, sagte er und schob liebevoll hinterher: »Das bist doch du.«
    Schon wenige Wochen später sollte sich zeigen, wie recht Falk mit dieser Einschätzung hatte.

2.
    Â»Ein Offshorewindpark?« Falk ließ entgeistert die Zeitung sinken und blickte in das käseweiße Gesicht von Jörn Krümmel. »Direkt vor unserem Strand? Fünfzig Windräder in der Optik? Das gibt’s doch nicht!«
    Jörn schüttelte betrübt den Kopf. »Das gibt’s auch nicht, beziehungsweise das entspricht nicht der Wahrheit. Aber jetzt ist die Meldung raus.«
    Â»Und wie konnte das passieren?« Falk, der einerseits den Medien grundsätzlich misstraute, konnte andererseits nicht glauben, dass alle seriösen Blätter durch die Bank eine Meldung druckten, die nicht richtig war.
    Jörn zuckte desinteressiert mit den Schultern und zog Falk die Zeitung wieder vom Tisch, um selbst einen weiteren missmutigen Blick auf die Meldung zu werfen. »Keine Ahnung. Vermutlich wollte sich der Betreiber profilieren oder die Landesregierung oder was weiß ich. Mit Enten dieser Art haben wir schon öfter zu tun gehabt. Die Meldungen haben weder Hand noch Fuß – aber das Leben machen sie uns trotzdem schwer.«
    Jörn zog sich resigniert die Lesebrille von der Nase, ließ sich in den Besucherstuhl fallen, der Falks Schreibtisch gegenüberstand, und rief durch die geöffnete Zimmertür nach draußen: »Biggi? Machst du uns bitte mal ein Teechen?«
    Als Antwort kam aus dem Nebenzimmer nur das unangenehme Geräusch von scharrenden Stuhlbeinen, die energisch auf dem Boden zurückgeschoben wurden.
    Falk und Jörn saßen im Büro der Kurverwaltung in Norderende, einer liebevoll restaurierten Villa aus den Anfängen der Seebäderwelle des späten 19. Jahrhunderts. Sie war gleichzeitig auch Sitz des Rathauses und beheimatete somit ebenfalls Jörns Büroräume. Falk war hier seit vier Wochen halbtags tätig, in Maritas Büro. Marita hatte ihn am ersten Tag in den Job eingeführt und ihm das Nötigste gezeigt – ihrer Meinung nach. Tatsächlich war sie, ganz stolze Mama, mit ihrem eine Woche alten Sohn im Kinderwagen angefahren gekommen, hatte ihr Baby von allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Amt bewundern und verhätscheln lassen und war nach einer knappen Stunde wieder nach Hause aufgebrochen, um Jeremias zu stillen.
    Falk hatte sich vergeblich bemüht, zwischen »ist der aber süß« und »dutzi, dutzi« sowie »ganz die stolze Mama« ein paar Sachfragen zu stellen, die ihm allesamt mit »irgendwo gibt’s eine Datei« beantwortet wurden. Jedenfalls war er nach der Ȇbergabe« durch Marita genauso schlau wie zuvor gewesen. Kollegin Biggi im Nebenzimmer, die vornehmlich die Büroleitung von Jörn Krümmel war, hatte sich auch nicht als große Hilfe gezeigt. Bei jeder Frage von Falk hatte sie mit den Augen gerollt, mit den Schultern gezuckt und Falk deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich mit Problemen dieser banalen Art nicht abgeben konnte. Sie fand grundsätzlich, dass Falk sich alleine durchwursteln sollte, so schwer könnte der Job schließlich nicht sein. Dann widmete sie sich wieder konzentriert dem Geschehen auf ihrem Computer.
    Biggi, eine wohlbeleibte Mittfünfzigerin, gab sich stets den Anschein, sehr im Stress und hochkonzentriert zu sein, um den nicht eben geringen Anforderungen ihres verantwortungsvollen Jobs gerecht zu werden. Tatsächlich aber spiegelte sich der Monitor ihres Computers, den sie wohlweislich so gedreht hatte, dass er den neugierigen Blicken von Chef und
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