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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische
Autoren: Marie Matisek
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Chorsängern nach draußen zu folgen.
    Â»Du bleibst hier«, hielt ihn Jörn zurück und fasste Falk am Oberarm. »Ich muss was mit dir besprechen.«
    Falk beschlich bei dieser Ankündigung ein ungutes Gefühl. Seit er im letzten Sommer entschieden hatte, dass er die Strandkorbvermietung seines verstorbenen Onkels Sten übernehmen würde, dann aber durch eine Sturmflut die Einnahmen der gesamten Saison verloren hatte, kümmerten sich die Heisterhooger reizend um Falk. Was hieß, dass sie ihm alle mit Jobangeboten unter die Arme griffen, allen voran eben Hubsi von Boistern, der sich Falks Arbeitskraft auch am ehesten leisten konnte. Oftmals waren die Arbeitsangebote zwar gut gemeint, aber trafen nicht unbedingt Falks Kernkompetenzen. So hatte Falk schon der Töpferin Silke Söderbaum bei der jährlichen Inventur ihres durch und durch chaotischen Ladens geholfen, sich bei Ole Reents in der »Rum-Ba-Bar« als Barkeeper versucht und gemeinsam mit dem Vogelwart und selbsternannten Strandsheriff Thies Hoop Zugvögel beringt. Nichts von alledem war besonders vielversprechend gelaufen, und Falks Bedarf an »Almosen-Jobs« war eigentlich gedeckt. Aber Jörn zog ihn schon aus dem Pfarrhaus und kündigte an, Falk ein Angebot zu machen, das dieser keinesfalls ablehnen konnte: »Komm, wir gehen zu Gino, und ich lade dich ein.«
    Eineinhalb Stunden und drei Gänge von Ginos köstlicher süditalienischer Küche später goss Jörn den letzten Tropfen sizilianischen Rotwein in Falks Glas und sah ihn gespannt an.
    Â»Und? Was sagst du?«, erkundigte er sich.
    Falk sagte erst einmal gar nichts, in seinem benebelten Gehirn jagten sich die Gedanken. Er sollte Marita ersetzen? In der Kurverwaltung? »Nur für acht Wochen«, hatte Jörn ihm versichert. Solange Marita noch im Mutterschutz war.
    Â»Aber ich habe von Tourismusmanagement keine Ahnung«, wandte Falk vorsichtig ein.
    Â»Marita doch auch nicht!«, wischte Jörn den Einwurf fröhlich beiseite und orderte bei Gino eine zweite Flasche von dem guten Roten.
    Â»Du musst einfach nur darauf achten, dass die Anzeigen rechtzeitig geschaltet werden, dass die Infos auf der Website immer aktualisiert sind, dass die Künstler, die in dieser Saison bei uns gastieren, ihre Verträge rechtzeitig zurückschicken und so. Wenn die heiße Phase kommt, ist Marita wieder zurück, das hat sie mir zugesichert.«
    Falk mümmelte nachdenklich an einer mit Olivenpaste bestrichenen Bruschetta und überlegte. Eigentlich war das ein lahmer Job, bei dem er gut verdiente. Seine Strandkörbe hatte er dank seines Gehilfen Nille so weit alle saisonfertig gemacht. Was noch an Arbeit blieb, schaffte Nille allein. Der war in handwerklicher Hinsicht ohnehin viel besser als Falk. Und die Bezahlung, die Jörn ihm für die acht Wochen Halbtagsstelle angeboten hatte, war absolut okay.
    Â»Ich mach’s.« Falk hielt Jörn optimistisch die Hand hin, welche dieser sogleich erfreut ergriff.
    Â»Super, vielen Dank, Falk. Du wirst sehen, da kann gar nichts mehr schiefgehen!«
    Das abendliche Telefongespräch mit Gina, welches Falk mit schwerer Zunge führte, verlief zum ersten Mal ganz anders als die vorhergehenden.
    Â»Falk, das ist ja super! Wer weiß, vielleicht ist das genau das Richtige für dich. Dann kannst du ja später eine Zusatzausbildung machen oder ein Fernstudium oder so und dich bei Jörn auf eine feste Stelle bewerben. Tourismusmanager werden da oben auf den Inseln immer gebraucht, das wäre doch mal eine Perspektive!«
    Falk gab sich alle Mühe, Gina zu bremsen. Tourismusmanager wurden seines Wissens gar nicht gebraucht, jedenfalls nicht auf Heisterhoog, wo Marita den Job in der Kurverwaltung einfach so übernommen hatte, ohne irgendetwas in der Richtung gelernt zu haben. Sie machte den Job perfekt und mit Schwung und würde bestimmt bis zur Rente die Stelle besetzen. Aber Gina war dauernd auf der Suche nach einer irgendwie akademisch angehauchten Perspektive für ihn, während Falk ganz zufrieden damit war, wie es eben war. Sein Onkel Sten hatte die Strandkorbvermietung auch bis ans Ende seines Lebens geschmissen, und Falk hatte nie das Gefühl gehabt, dass dem Alten etwas im Leben gefehlt hatte. Aber er wollte Gina nicht das Gefühl geben, dass er keinen Wert auf »Perspektive« legte, also dämpfte er ihren Enthusiasmus nur wenig.
    Â»So superinteressant
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