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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische
Autoren: Marie Matisek
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zuschmiss. Darauf war ein paar Minuten absolute Stille, sogar die spielenden Kinder trauten sich nicht mehr, auch nur einen Mucks zu machen, bevor wieder der übliche Lärmpegel über den Strand waberte, den Falk so liebte. Das Kreischen der Möwen, die knatternden Drachen in der Luft, Hundegebell, der Dubstep-Hip-Hop-Trance der Surfschule, Kreischen, Rufen und Lachen der spielenden Kinder, das gleichförmige Plock-Plock der Beachballer – Falk schloss die Augen und genoss den Soundteppich. Er vermisste diese Tage am Strand. Nicht nur die Schönwettertage in der Hochsaison. Ihm fehlten auch die grauen, windigen und regnerischen Tage, die er einsam, in eine Decke eingewickelt und an einem Becher Kaffee festgekrallt, in seiner Hütte verbracht hatte. Er dachte mit Sehnsucht daran zurück. Aber dann wurde er gewahr, wogegen er sie eingetauscht hatte, und war nicht minder glücklich.
    Jetzt sah er sie alle drei vom Wasser kommen, Louis natürlich voran, Gina mit Lino an der Hand hinterher. Die Zwillinge trugen beide ihre kleinen dunkelblauen Frotteebademäntel, in denen sie aussahen wie geheimnisvolle Zwergenmönche. Louis breitete die Arme aus und rief: »Papa!« Falk legte sofort das Brötchen und das Comicheft – er hatte noch nicht mal geschafft, es aufzuschlagen – beiseite und kniete sich mit ausgebreiteten Armen vor den Strandkorb in den Sand. Louis beschleunigte auf den letzten Metern und ließ sich dann schwer in Falks Arme fallen. Dieser hob das 15-Kilo-Paket in die Höhe und drehte sich mit ihm einmal um die eigene Achse. Louis warf den Kopf zurück und jauchzte vor Wohlbehagen. Falk setzte seinen ersten Sohn im Strandkorb ab, um sofort den zweiten ebenso in Empfang zu nehmen. Gina war neben ihm stehen geblieben und wartete, bis Falk mit beiden Jungs fertig war, um sich dann ihren Begrüßungskuss abzuholen. Verliebt schloss Falk seine Frau in die Arme und streichelte zart über ihre Hüften. Gina hatte seit der Geburt vor zweieinhalb Jahren ein paar Pfunde mehr auf den Rippen, und er liebte diese Rundungen.
    Gina nahm seine Hand von ihrer Hüfte und seufzte. »Menno. Erinnere mich heute Abend daran. Und zwar vor dem Dessert.« Falk grinste und küsste Gina zärtlich in die Halsbeuge. Es war der dritte Hochzeitstag, und zu diesem Anlass hatten sie abends einen Tisch in der »Auster« reserviert. Die Zwillinge wurden nachher von Grit und Piet abgeholt und schliefen auch gleich bei Oma und Opa, so dass Falk und Gina am Sonntag sogar ein bisschen liegen bleiben durften. Allerdings nicht zu lange, denn der Umbau der Kate war noch immer nicht ganz fertiggestellt, und Falk hatte sich vorgenommen, den Fußboden im Elternschlafzimmer zu ölen. Unter der Woche kam er nur selten zum Werkeln, denn seit er nicht nur den Job des Tourismusmanagers übernommen hatte, sondern auch den von Norbert, der für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig gewesen war, hatte er eine normale Vierzigstundenwoche. Und die Abende gehörten den Zwillingen und Gina. Also blieben nur die Wochenenden für den Ausbau, und auch an diesen waren er und seine Frau lieber mit den Zwillingen und sich selbst beschäftigt als mit Kacheln, Verputzen, Zimmern oder Streichen.
    Â»Geh doch noch mal schwimmen, ich halte hier die Stellung.« Falk wusste, dass sich Gina besser fühlen würde, wenn sie ihr Schwimmtraining absolvieren konnte – die fünf Gänge würde sie heute Abend trotzdem verputzen und dazu eine nicht unbeträchtliche Menge Wein. Jammern würde sie erst morgen früh wieder, wenn sie versuchte, in ihre Jeans von früher zu passen.
    Â»Willst du mich heiraten?« Gina lächelte ihn mit ihren veilchenblauen Augen an, küsste ihn zärtlich und verschwand schnell zum Wasser, noch bevor einer der Zwillinge auf die Idee käme, nach ihr zu rufen. Aber die waren viel zu beschäftigt damit, sich um Papas Salamibrötchen zu streiten. Falk sah sich genötigt einzuschreiten, als Lino Louis auf den Finger biss, den dieser ihm in den Mund gesteckt hatte, mit der Absicht, die Salami dort herauszuholen.
    Â»Jungs, Jungs, Jungs«, beschwichtigte Falk mit sonorer Papastimme und zwängte sich neben die Frotteemönche in den Strandkorb. Louis schrie noch wie am Spieß, als Falk versuchte, gleichzeitig auf den malträtierten kleinen Finger zu pusten, zwei kleine Päckchen Schokomilch aus der Tasche zu holen und das
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